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Rebenland Rallye: Sportliche Vorschau
Daniel Fessl

Hetzjagd über Stock und über Wein

Nach dem Auftakt zur Rallye-Staatsmeisterschaft im oberösterreichischen Mühlviertel stehen die besten Piloten des Landes im zweiten Teil wieder in Leutschach auf dem Prüfstand. Das traumhafte Umland rund um die südsteirische Weinstraße bietet den Teilnehmern wie eh und je herausfordernde Prüfungen mit blitzschnellen sowie kurvenreichen Teilstücken entlang und mitten durch die bezaubernde Architektur der Rebensaftgalerien.

ORM
In der Klasse der stärksten Allradler spricht vieles dafür, dass der Rebenland-Sieg 2023 über den Rebenland-Sieger 2022 führt. Simon Wagner, seines Zeichens Doppel-Staatsmeister, zählt auch heuer zu den Topfavoriten. Der Skoda-Fabia-Pilot aus Oberösterreich muss sich wohl auf einen Generalangriff seines Vorgängers Hermann Neubauer einstellen, der ja bekanntlich vom Ford- ins Skoda-Lager gewechselt ist und sich dort mit einem ARC-Sieg am letzten Samstag im Burgenland Selbstvertrauen geholt hat.

Mit Raimund Baumschlager (Skoda Fabia Rally2), Günther Knobloch (Skoda Fabia Rally2), Kris Rosenberger (VW Polo R5), Kevin Raith (Ford Fiesta Rally2), Gernot Zeiringer (Ford Fiesta Rally2), Christian Windischberger (Citroen DS3 R5) oder Daniel Mayer (Peugeot 208 T16 Rally2) finden sich nahezu alle momentan klingendsten Namen der österreichischen Rallyeszene im Verfolgerfeld des Topduos.

Dem allerdings auch aus dem Ausland heftiger Gegenwind droht. So geben die beiden deutschen Spitzenpiloten Albert von Thurn und Taxis (Skoda Fabia Rally2) sowie Dominik Dinkel (Ford Fiesta Rally2) ebenso ein Gastspiel in Leutschach wie Adam Brezik im Skoda Fabia R5. Der 26-jährige Tscheche zeigte seine Klasse letztes Jahr in Österreich mit einem Sieg bei der Blaufränkischland-Rallye sowie einem zweiten Platz bei der Rallye Weiz. Zu beachten sind unbedingt auch die Ungarn Kristof Klausz (Rebenland-Zweiter 2022), Martin Laszlo (beide Skoda Fabia Rally2) und Andras Hadik (Ford Fiesta R5) sowie der unverwüstliche Deutsche Hermann Gassner im Mitsubishi Evo X.

Simon Wagner: „Bei mir wird der Start bei der Rebenland Rallye, meiner Lieblings-Rallye, zum Stresstest. Ich komme direkt vom ersten EM-Lauf aus Portugal. Da wird die rasche Umstellung von Schotter auf Asphalt eine Herausforderung, weil dazwischen praktisch keine Zeit zum Testen bleibt. Aber ich bin zuversichtlich, dass mein Team ein Fahrzeug an den Start bringen wird, mit dem wir konkurrenzfähig sind.“

Hermann Neubauer: „Wir haben bei der Blaufränkischland-Rallye am vergangenen Wochenende sehr gut testen können. Ich hoffe in Leutschach auf eine Weiterentwicklung gegenüber der Jännerrallye, wo vieles schon gut, aber noch nicht alles perfekt war. Im Rebenland habe ich schon gewonnen, also weiß ich im Prinzip auch wie es geht. Ich freue mich jedenfalls auf eine coole Rallye in einer der faszinierendsten Gegenden Österreichs.“

Günther Knobloch: „Als Grazer ist die Rebenland Rallye ja eine Heimrallye für mich. Aus sportlicher Sicht sehe ich das Duo Wagner Neubauer wieder in einer eigenen Liga. Der Kampf um die dritte Kraft hat viele Kandidaten, zu denen ich auch mich zähle. Im Großen und Ganzen wäre ich jedoch auch schon mit einem Platz unter den ersten Fünf zufrieden.“

Raimund Baumschlager: „Die Rebenland Rallye ist von der Organisation und Kompaktheit her eine absolute Vorzeigeveranstaltung. Für mich eine der schönsten Rallyes in Österreich, die ich x-mal gewonnen habe, wo ich aber auch 2018 einen meiner wildesten Abflüge erlebt habe. Für diesmal bleibe ich meiner Linie, ohne Druck und mit viel Freude an den Start zu gehen treu. Aber es wäre unwahr, wenn ich nicht vorne mitmischen möchte.“

Kevin Raith: „Die Rebenland Rallye ist nur einen Sprung von meiner Heimat entfernt, nach der Weiz also meine zweite Heimrallye. Ich bin dort schon mehrmals, jedoch noch nie so wie heuer mit einem Rally2-Auto gefahren. Letztes Jahr war ich mit einem S2000-Boliden Sechster, also peile ich diesmal einen Top-five-Platz an.“

Gernot Zeiringer: „Ich freue mich auf die Rebenland Rallye, obwohl mich dort das Glück nicht oft begleitet hat. Die letzten zwei Jahre bin ich ausgeschieden, einmal aus eigener Schuld, voriges Mal mit einem technischen Defekt. Umso mehr möchte ich heuer ins Ziel kommen und wäre über einen Top-ten-Platz glücklich.“

Daniel Mayer: „Mit dem Peugeot 208 T16 Rally2 haben wir letzten Samstag beim ARC-Lauf im Burgenland einen sehr guten fünften Platz geholt. Das gibt uns Mut fürs Rebenland. Dort hoffe ich, dass ich einige gute Piloten hinter uns lassen kann. Ein Top-ten-Platz wäre super.“

Dominik Dinkel (D): „Wir haben heuer mit dem Start im Mitropacup statt in der deutschen Meisterschaft eine neue Herausforderung gesucht und freuen uns schon auf die tollen Prüfungen im Rebenland. Mit ZM Racing haben wir ein Team um uns, auf das wir voll vertrauen können und das uns mit der familiären Atmosphäre, die dort herrscht, sehr viel Sicherheit gibt.“

ORM-2WD
Der selbsternannte Sieganwärter Nummer 1 in der Kategorie der zweiradgetriebenen Fahrzeuge heißt im Rebenland Luca Waldherr. Der Niederösterreicher im Opel Corsa Rally4 macht auch gar kein Geheimnis um seine Favoritenrolle, weil er sich damit sehr wohl fühlt. Was er mit einem überlegenen Sieg bei der Jännerrallye schon eindrucksvoll untermauert hat.

Luca Waldherr: „Bei der Rebenland Rallye habe ich gegenüber dem Auftakt bei der Jännerrallye den kleinen Vorteil, dass ich diese schon gefahren bin. Im Vorjahr zwar im Citroen R5, aber immerhin. Das Ziel bleibt das gleiche, das heißt Sieg in der 2WD. Die Konkurrenz wird diesmal größer sein als in Freistadt, aber das freut mich und das will ich auch.“

Brisant wird für Waldherr sicher das Duell mit dem regierenden 2WD-Champion Roland Stengg im selben Fabrikat wie sein Gegenüber. Zusätzliche mögliche Waldherr-Jäger in gleichwertig starken Autos kommen aus der Fremde: der Deutsche Wolfgang Irlacher (Peugeot 208 Rally4), der Tscheche Krystof Zpevak (Opel Corsa Rally4) oder auch die beiden Slowenen Mitja Glasencnik (Peugeot 208 Rally4) und Mark Skulj (Opel Corsa Rally4).

ORM Junior
Neu aufgestellt präsentiert sich heuer die Junioren Rallye Staatsmeisterschaft, an der jeder bis 25 Jahren teilnehmen kann und in der es dank gefundener Sponsoren sogar Preisgelder gibt. Dem speziellen Anreiz folgt im Rebenland der Niederösterreicher Luca Pröglhöf (Ford Fiesta ST), der durch seinen Sieg bei der Jännerrallye auch die Meisterschaft anführt. Das kleine, aber feine Feld komplettieren der Steirer Dominic Rieger (Opel Corsa OPC) und die Oberösterreicher Simon Seiberl, Lukas und Raphael Dirnberger (alle Ford Fiesta ST).

Österreichischer Rallye Cup
Ein Comeback im Österreichischen Rallye Cup feiert im Rebenland der Niederösterreicher Martin Kalteis. Der Mitsubishi-Evo-VII-Pilot ist nicht nur als absoluter Siegertipp in diesem Bewerb bekannt, sondern immer wieder auch im Gesamtklassement ein Kandidat für Spitzenplätze. So holte er letztes Jahr in Leutschach am Ende einen sensationellen vierten Platz gesamt und somit klarerweise auch den Sieg im Cup. Womit die Prognose, dass auch heuer die südsteirische Cupentscheidung über Kalteis führen wird, keine gewagte ist. Wenngleich das direkte Duell mit seinem Nachfolger als nationaler Cup-Gesamtsieger Christoph Zellhofer im Suzuki Swift ZMX hochinteressant werden dürfte. Vor den beiden baut sich mit dem tschechischen Spitzenmann Jan Cerny im Opel Corsa Proto freilich eine nicht unerhebliche Hürde auf.

Doch auch viele andere Piloten in konkurrenzfähigen Fahrzeugen wollen vom Cup-Punktetopf naschen. Beispiele: der Kärntner Andreas Schart (Mitsubishi Evo IX), der Steirer Peter Hopf (Mitsubishi Evo VII), die Oberösterreicher Jan Dolzer (Subaru WRX STi R4), Peter Ölsinger (Mitsubishi SpaceStar) und Rudolf Leitner (Ford Fiesta Proto), die beiden Deutschen Martin Kainz (Mitsubishi Evo IX) und Manuel Egginger (Mitsubishi Evo X), der Italiener Paolo Olivo (Mitsubishi Evo IX) oder der bekannte Tscheche Jiri Pertlicek (Ford Fiesta Open N).

Rallye Cup 2000
Eine Menge Teilnehmer finden sich im Rebenland im Rallye Cup 2000, also in zweirad-getriebenen Cupfahrzeugen. Hier bahnt sich sogar ein Vierkampf zwischen dem Jännerrallye-Sieger Michael Franz (VW Golf 3 Kitcar), dem Niederösterreicher Luca Pröglhöf und den Oberösterreichern Lukas und Raphael Dirnberger (alle Ford Fiesta ST) an. Sie treffen aber neben vielen einheimischen Piloten wie u. a. Fritz Krump (Renault Clio), Peter Klamminger (VW Golf 4 Kitcar), Josef Lammer (Citroen Saxo), Reinhard Narnhofer (Honda Civic) und Michael Marchat (Seat Ibiza GTI) auch auf starke ausländische Konkurrenz wie z. B. die Italiener Fabio Grendene (Opel Astra), Albert Sosol (Peugeot 106) und Alessandro Cepek (Renault Clio RS).

Historische Rallye Staatsmeisterschaft
In der Historischen Rallye Staatsmeisterschaft ist in Leutschach praktisch die komplette Hautevolee Österreichs vertreten. Angefangen von Titelverteidiger Lukas Schindelegger (Ford Escort RS 2000) über Patrik Gaubinger (Audi Quattro Gr4), Helmut Schwab (Mitsubishi Lancer), Andreas Hulak, Oskar Hebenstreit (beide Ford Escort RS 2000), Gert Göberndorfer (Opel Ascona B) und Patrik Hochegger (Opel Kadett C GT/E) bis Walther Stietka (VW 1302) und Goran Dokic (Ford Escort MK1 RS 2000). Aus dem Ausland kommt u. a. mit dem Italiener Rino Muradore ein Topmann mit seinem Ford Escort RS 2000).

Historischer Rallye Cup
Nicht so zahlreich, aber nicht minder prominent liest sich das Teilnehmerfeld im Historischen Rallye Cup. Hier will der Oberösterreicher Günther Königseder im Lancia Delta Integrale seine Gesamtführung nach seinem Sieg bei der Jännerrallye verteidigen. Sein Markenkollege Burghart Brink hat da ebenso etwas dagegen wie Christoph Königseder (Ford Fiesta XR2i) oder u. a. auch der Deutsche Alfons Nothdurfter (Ford Sierra Cosworth).

Österreichische Rallye Trophy
Die heuer neu gegründete Rallye Trophy ist eine Spielwiese für Teilnehmer ab 50 Jahren. Was in Freistadt mit nur einem Starter noch zögerlich angenommen wurde, beginnt in Leutschach zart zu wachsen. Der Steirer Peter Klamminger (VW Golf 4 Kitcar), der Ungar Zoltan Laszlo (Skoda Fabia Rally2), der Oberösterreicher Peter Ölsinger (Mitsubishi Space Star), der Niederösterreicher Christian Windischberger (Citroen DS3 R5) und der Steirer Reinhard Narnhofer (Honda Civic) bilden ein Trophy-Quintett in der Südsteiermark.

Technische Daten der 10. Rebenland Rallye 2023


Gesamtkilometer: 314,35 Kilometer
Inkludiert sind: 16 Sonderprüfungen mit einer Distanz von 165,44 Kilometern
Streckenbeschaffenheit: 100 % auf Asphalt

Zeitplan
Freitag, 17. März 2023
13.30 Uhr Start der Rallye am Hauptplatz in Leutschach

13.43 Uhr SP 1 Schirmerberg 1 5,43 Kilometer
14.08 Uhr SP 2 Panoramastraße 8,13 Kilometer

14.33 Uhr Regrouping In FF Leutschach

15.46 Uhr SP 3 Schirmerberg 2 5,43 Kilometer

16,06 Uhr Regrouping In FF Leutschach

17.49 Uhr SP 4 Pößnitz – Panoramastraße 1 8,28 Kilometer
18,15 Uhr SP 5 Remschnigg 1 11,78 Kilometer

18,38 Uhr Regrouping In FF Leutschach

19.51 Uhr SP 6 Pößnitz – Panoramastraße 2 8,28 Kilometer
20,17 Uhr SP 7 Remschnigg 2 11,78 Kilometer

20.40 Uhr Service In Leutschach
21.25 Uhr Parc Ferme In FF Leutschach – Ende 1. Etappe

Samstag, 18. März 2023
7.45 Uhr Parc Ferme Out – Service In

8.10 Uhr SP 8 Poharniberg 1 2,99 Kilometer
8.30 Uhr SP 9 Glanz 1 10,83 Kilometer

8.55 Uhr Regrouping In FF Leutschach

10.15 Uhr SP 10 Poharniberg 2 2.99 Kilometer
10.35 Uhr SP 11 Glanz 2 10,83 Kilometer

11.00 Uhr Regrouping in FF Leutschach

13.56 Uhr SP 12 RK Eichberg 1 (1 Runde + Ausfahrt) 14,77 Kilometer
14.26 Uhr SP 13 RK Schlossberg 1 (1 Runde + Ausfahrt) 20,72 Kilometer

15.11 Uhr Regrouping in FF Leutschach

16.19 Uhr SP 14 RK Eichberg 2 (1 Runde + Ausfahrt) 14,77 Kilometer
16.49 Uhr SP 15 RK Schlossberg 2 (1 Runde + Ausfahrt) 20,72 Kilometer

17.34 Uhr Regrouping In FF Leutschach

18.37 Uhr SP 16 Powerstage Eichberg 7,71 Kilometer
19.00 Uhr Ziel und Ende der Rallye vor dem Gemeindeamt Leutschach

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