
Rallye Radio: Talk mit Beppo Harrach | 02.03.2023
„Elektroauto in EU wird nicht das Klima retten“
Beppo Harrach nahm in einem Interview mit dem Rallye Radio zu den „heißen Themen“ der Gegenwart Stellung. Und: Wie geht es Niki Mayr-Melnhof?
Noir Trawniczek @ Rallye Radio
„Das Problem, das wir haben ist, dass wir in Europa versuchen, ein Problem der Welt zu lösen“, sagt Beppo Harrach in einem ausführlichen Gespräch mit dem Advancis Rallye Radio. In dem Interview wurden neben motorsportspezifischen Themen auch Thematiken wie der Klimawandel besprochen.
Dazu sagt Beppo Harrach: „ Der Klimawandel ist da - ich bin selbst als Kind eineinhalb Meter hohe Schneewände gewohnt gewesen, heuer habe ich vier Tage Schnee erlebt, und das im 1,5 cm-Bereich. Wir haben Grundwasserverlust von 1,5 Metern Höhe. Da hat sich was getan, das kann man nicht wegwischen.“
Harrach spezifiziert: „ Die Lösungen sind auf Europa beschränkt - doch wir werden alle anderen Länder mitnehmen müssen. Was bringt es uns, wenn wir hier auf Elektroautos umsteigen, wenn zugleich Frachtschiffe mit dem schlimmsten Schweröl fahren und keinerlei Restriktionen einhalten müssen, während wir alle Katalysatoren haben müssen. Es ist halt sehr schwierig, von einem kleinen Binnenland wie Österreich aus die Welt verbessern zu wollen.“
Elektroautos
Prinzipiell müsse man all diese Themen differenziert betrachten, befindet Beppo Harrach. Das Thema Elektroauto sei ein gutes Beispiel dafür - im Rallyesport werde sich dieser Antrieb nur schwer durchsetzen, sagt der Staatsmeister 2011, und erläutert: „Der Rallyesport wurde gegründet von ein paar Reichen, die zum Spaß nach Monaco gefahren sind - das muss man ganz ehrlich sagen. In weiterer Folge hat die FIA versucht, ein Geschäftsmodell daraus zu machen. Die FIA sagte in der Folge: ‚Ihr Hersteller dürfte alle ein Auto einsetzen und zeigen, wie toll dieses Auto im Wettbewerb ist‘ - und diese Zulassung, die Homologation, hat man sich vergolden lassen. Jetzt haben wir das Problem, dass die Hersteller von der EU gezwungen werden, Elektroautos herzustellen. Das Auto, das die Hersteller bewerben wollen, ist ein Elektroauto.“
In dem Interview erläutert Beppo Harrach, warum seiner Meinung nach der Elektroantrieb ungeeignet für den Rallyesport sei, währenddessen Rallycross durchaus ein Format sei, in dem sich Elektroautos bewähren können.
Zukunft des Rallyesports
Ein weiteres Thema des Interviews ist die Zukunft des Rallyesports an sich - wie kann man auch junge Fans gewinnen? Harrach attestiert: „Wir sehen eine große Wende hin zum Internet - es ist eine Frage des Marketings, die jungen Leute abzuholen.“
Dass es nun in der Österreichischen Rallye Staatsmeisterschaft (ORM) einen Promotor gibt, begrüßt Beppo Harrach - es sei allerdings noch zu früh, um sich ein konkretes Bild zu machen. Ein wichtiger Punkt im Marketing sei vor allem Social Media: „Da braucht man ein junges Marketing-Team unter 30, die damit aufgewachsen sind. Mit Facebook alleine wird man das nicht spielen können, da wird eher Instagram und TicToc eine Rolle spielen.“
Niki Mayr-Melnhof
Neben Fragen zu seiner eigenen Zukunft als Rallyepilot, zu jener seines Drift Company Rallye Teams oder warum ein Rallyekurs bei der Drift Company Sinn und auch Spaß macht, beantwortet Beppo Harrach auch die Frage, wie es seinem Piloten Niki Mayr-Melnhof geht und ob man hier in absehbarer Zeit ein Comeback erwarten kann: „Niki hatte nach seinem Unfall eine Corona-Infektion und dabei auch Langzeitfolgen erlitten, die bis jetzt nicht ausgeheilt sind. Er selbst möchte unbedingt wieder fahren, er hat auch die Fähigkeit dazu, wir haben das bei kurzen Testfahrten gesehen, dass da nach wie vor alles da ist - aber der Gesamtbelastung bei einer Rallye kann er momentan einfach nicht standhalten. Wann das wieder so weit sein wird, steht leider in den Sternen...“ Wir wünschen Niki Mayr-Melnhof an dieser Stelle alles Gute und eine vollständige Genesung.
HIGHNOON Sendung zum Nachhören
Das komplette Interview mit Beppo Harrach sowie eingangs einen Überblick über die Austrian Rallye Challenge-Saison 2023 mit Blaufränkischland Rallye-Veranstalter Georg Gschwandner finden Sie hier: