Rallye-Legende Miki Biasion | 13.11.2024
Rallye-Legende Miki Biasion: WRC für Hersteller absolut nicht gesund
Tolle Show, aber viel zu teuer: Der zweimalige Rallye-Weltmeister Miki Biasion rät der WRC, die Kosten deutlich zu senken, um für die Hersteller attraktiv zu bleiben
Der zweimalige Rallye-Weltmeister Massimo "Miki" Biasion fordert einen "Reset" des technischen Reglements der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC). Die Kosten für die Autos in der Königsklasse müssten deutlich gesenkt werden, damit die Meisterschaft auch in Zukunft für die Hersteller attraktiv bleibt.
"Für die Teilnehmer, die Hersteller, ist das absolut nicht gesund, denn die Kosten sind exorbitant", sagt Biasion im Gespräch mit Motorsport.com Italien, einer Schwesterpublikation von Motorsport-Total.com im Motorsport Network.
Die aktuellen Rally1-Boliden böten "eine tolle Show" und hätten einen hohen Sicherheitsstandard, so der Weltmeister von 1988 und 1989, seien aber einfach zu teuer. "Nur große Hersteller wie Toyota und Hyundai können es sich leisten, die gesamte Meisterschaft zu bestreiten. Aber Hyundai zum Beispiel scheint kurz davor zu sein, seinen Ausstieg zu verkünden", sagt Biasion.
Kehrt Lancia unter neuem Reglement in die WRC zurück?
Das Rally1-Reglement, das unter anderem Hybridantriebe vorsieht, wurde 2022 eingeführt. Neue Hersteller, die das Feld der etablierten Teams Toyota, Hyundai und M-Sport-Ford ergänzen, wurden dadurch aber nicht in die WRC gelockt. Und angesichts der Ankündigung, mit der Submarke Genesis in die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) einzusteigen, halten sich hartnäckig Gerüchte, Hyundai könnte sein WRC-Programm beenden.
Biasion, der sich zuletzt im Alter von 66 Jahren als Entwicklungsfahrer hinter das Steuer eines Lancia Ypsilon Rally4 HF setzte, hat deshalb eine klare Forderung an den Automobil-Weltverband FIA als Regelhüter der Rallye-WM: "Die FIA muss einen Reset durchführen, um die Kosten zu halbieren und die Weltmeisterschaft zu erhalten", so der Italiener.
Dann, da ist sich Biasion sicher, wäre die WRC für deutlich mehr Marken interessant. "An diesem Punkt werden sicherlich auch andere Hersteller auftauchen, unter denen - mein Traum, denn ich bin auch ein Fan - Lancia sein könnte", träumt er von einem WRC-Comeback der legendären italienischen Marke.
Welche Ideen Biasion hat
Nach einigem Hin und Her um das technische Reglement werden die Rally1-Regeln nun bis einschließlich der Saison 2026 beibehalten, allerdings wird ab 2025 aus Kostengründen auf den Hybridantrieb verzichtet. Für 2027 soll dann ein neues Reglement ausgearbeitet werden.
Dabei sollte laut Biasion ein Vorschlag aufgegriffen werden, der bereits im vergangenen Winter diskutiert wurde: eine Zusammenlegung der beiden Top-Klassen der WRC. "Logischerweise bräuchten wir eine Kategorie, in der Rally2-Autos gleichberechtigt mit Rally1-Autos fahren können", sagt er.
"Wenn ein Einheitsauto gebaut würde, mit dem auch ein Privatfahrer teilnehmen könnte, wäre das eine gute Lösung. Das Gleiche gilt für die Motoren", so der Italiener. "Wenn jeder Hersteller die Antriebslösung in den Wettbewerb einbringen könnte, die für ihn aus Sicht der Forschung und des Automobilmarktes am interessantesten ist, dann wäre das eine willkommene Gelegenheit. Und dann könnte der Rallyesport wahrscheinlich zu den Herstellern zurückkehren, die wir mit den Gruppe B- oder Gruppe A-Fahrzeugen hatten.