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Exklusiv: Lengauer-Interview
Fotos: Martin Butschell, Michael Jurtin

Michael Lengauer im Motorline-Talk

Der Sensationssieger der Jännerrallye, Michael Lengauer, im Gespräch mit motorline.cc-Redakteur Noir Trawniczek.

Noir Trawniczek

Der 28-jährige Michael Lengauer galt schon länger als großes Talent, als Geheimtipp, der jedoch aus Mangel an Budget recht selten zum Einsatz kommt - bei der Jännerrallye 2024 konnte „Lengi“den dreifachen Staatsmeister Simon Wagner im direkten Kampf schlagen und sich in die Siegerliste der Jännerrallye eintragen. Wird ihm das bei der schwierigen Sponsorensuche Rückenwind geben? Wie sehen seine Pläne aus? Und: Welche Art von Mensch ist Michael Lengauer? Wir baten den BRR-Piloten zum Gespräch.

Gratulation - wie hat sich dein erster Sieg angefühlt?

Am Anfang denkt man, es sei nicht anders als sonst - doch als ich die unglaublich vielen Menschen in der Halle gesehen habe, habe ich begonnen, es zu realisieren. Das war schon ein tolles Gefühl.

Du hast seit der Vorjahres-Jännerrallye ein komplettes Jahr Pause gemacht - wie ist das möglich, dass du so schnell wieder ans Limit gehen kannst? Hast du einen Simulator? Oder gab es viele Testfahrten?

Früher habe ich extrem viel mit dem Simulator geübt, mittlerweile mache ich das weniger oft und eigentlich nur noch weil es einfach Spaß macht, damit zu spielen. Testfahrt gab es nur eine kurz vor der Rallye mit BRR (Baumschlager Rallye Racing) - das waren 30 bis 40 Kilometer, das war eigentlich mein erster richtiger Testtag…

Kurios: 2015 bist du mit 21 Jahren deine erste Rallye gefahren, in einem Suzuki Swift Sport, danach gleich einmal drei Jahre Pause - wie kam es dazu?

Nachdem die Jännerrallye immer bei uns war und ich mir diese Rallye immer so gerne angesehen habe, wollte ich das Rallyefahren auch einmal probieren. Ich habe mir den Suzuki ausgeliehen und bin damit die Braustadt Burg Zwettl-Rallye gefahren, was gut funktioniert hat. Danach habe ich berufsbedingt eine dreijährige Pause eingelegt. 2018, als ich bei der Jännerrallye beim Abbau mitgeholfen habe, hat mich Christian Birklbauer gefragt, warum ich nicht wieder selbst fahre, ich würde es ja ganz gut können. So haben wir im gleichen Jahr gemeinsam zwei Challenge-Läufe absolviert. 2019 bin ich dann mit dem Bamminger M1 Subaru die Jännerrallye gefahren - ich konnte den vierten Platz belegen und wir haben uns damals gefragt, ob wir das jemals toppen können. Und im Jahr darauf konnte ich, wieder im Bamminger Subaru, diese Frage mit Platz drei beantworten…

Ebenfalls kurios: Du bist diese Jännerrallye nicht mit dem dir vertrauten Andreas Thauerböck gefahren, mit dem du bereits neun Rallyes absolviert hast, sondern mit Erik Fürst, der noch nie in einem Rally2-Auto saß und mit dem du davor noch nie gefahren bist. Ist das nicht angesichts der hohen Kosten für einen Rally2-Einsatz ein hohes Risiko gewesen? Zumindest schien es doch recht ungewöhnlich…

Es war für diese Jännerrallye sehr schwierig, die nötige Finanzierung sicherzustellen - es war nicht sicher, ob ich überhaupt fahren kann und Erik bot mir an, bei der Sponsorensuche mitzuhelfen. Sicher geht man ein gewisses Risiko ein, wenn man noch nie gemeinsam gefahren ist. Aber dadurch, dass ich bereits im Vorjahr hier in einem Rally2 gefahren bin, konnte ich es in punkto Aufschrieb gut einschätzen und Erik hat einen wirklich guten Job erledigt, seine Lernkurve war beeindruckend. Ich finde es gut, wenn ein Beifahrer auch Sponsoren aufstellen kann.

Sponsoren aufstellen - das berühmte ‚Klinkenputzen‘ ist nicht jedermanns Sache. Doch nun wird es wohl wieder nötig sein - zumindest wenn du heuer weitere Rallyes fahren willst. Wie gut bist du im Sponsorenaufstellen?

Naja, ich muss zugeben, dass es nicht wirklich mein Business ist. Aber man lernt dazu. Wenn man Erfolg hat, macht es sogar Spaß - nur: Wenn du eine Absage nach der anderen bekommst, ist es weniger lustig. Dazu kommt, dass ich keine Firmen ansprechen möchte, die bereits bei anderen Fahrern an Bord sind - das sehe ich als eine Art ‚Gentlemen’s Agreement‘, das gehört sich einfach so.

Stimmt. LebensgefährtInnen und Sponsoren sollte man nicht ausspannen. Nur: Wie geht es jetzt weiter? Du führst in der ORM - könnte das bei der Sponsorensuche hilfreich sein?

Das Ziel wäre, heuer noch zumindest ein bis zwei Rallyes fahren zu können - natürlich wäre es toll, wenn wir den Schwung nach meinem Jännerrallye-Sieg mitnehmen könnten.

Angenommen du könntest das Budget für zwei weitere Rallyes organisieren - welche Rallyes würdest du dann fahren wollen?

Von der Attraktivität her wären eine Rebenland-Rallye oder eine Rallye Weiz sicher interessant - die Weiz-Rallye kenne ich bereits, die bin ich im Subaru schon zweimal gefahren, während mir die anderen ORM-Rallyes noch unbekannt sind. Aber es macht wohl eher Sinn, einfach in der Meisterschaftsreihenfolge die nächsten Rallyes anzustreben.

Als ORM-Leader könnte die Sponsorenlage tatsächlich besser sein - zumindest hat man bei Johannes Keferböck nach seinem Sieg 2018 gesehen, dass einer seiner Sponsoren von sich aus die restliche Saison bestreiten wollte. Und schließlich hast du bei der Jännerrallye nicht irgendwen geschlagen, sondern unseren zurzeit besten Mann, der auch international in der Europameisterschaft das Potential für Podiumsplätze hat. Willst du nun in Simon Wagners Fußstapfen treten?

(lacht) Ums Wollen geht es in dieser Frage nicht, sondern ums Können. Aber es freut mich sehr, so einen Mann auf der Strecke zu schlagen, denn wir haben unseren Sieg auf der Strecke herausfahren können - denn kleine Hoppalas hatten wir alle bei dieser Rallye. Ich möchte mich bei Simon bedanken für den tollen Fight.

Hast du mit Simon plaudern können in den Regrouping-Zonen? Hat er dir Tipps gegeben? Wie ist er damit umgegangen, dass du schneller warst?

Wir sind eigentlich recht wenig zusammengekommen. Und wenn, dann haben wir bloß ein Bisschen Smalltalk geführt. Es lässt sich halt keiner in die Karten schauen und das ist auch okay so. Aber ich habe schon das Gefühl, dass er mich als ernsthaften Konkurrenten sieht - vorher vielleicht weniger, nachher aber ganz bestimmt…

Vielleicht noch ein paar Fragen, um dich eventuell als Menschen etwas näher kennenzulernen. Zum Beispiel: Welche Eigenschaften schätzt du bei deinen Mitmenschen?

Ehrlichkeit. Offenheit. Und wenn man sich auf Menschen verlassen kann.

Und welche menschlichen Eigenschaften magst du gar nicht?

Ich würde sagen, wenn sie das Gegenteil von dem machen, was ich gerade gesagt habe. Es gibt Leute, mit welchen man gut auskommt und welche, mit welchen man weniger gut auskommt.

Was war, abseits von deinem Jännerrallye-Sieg der schönste Moment in deinem Leben?

(überlegt) ….die ganzen Rallye-Erfolge…

Und abseits vom Rallyesport - was war da dein schönster Moment?

(überlegt lange)….konkret fällt mir da gar nichts ein…

Was war der Tiefpunkt in deinem bisherigen Leben?

Auch da muss ich passen.

Was bedeutet für dich Glück?

Wenn einen Menschen schätzen und annehmen, da kann man nur dankbar sein.

Jetzt bitte noch die berühmten drei Dinge, die du auf eine Insel mitnehmen würdest.

Ein Rallyeauto - (lacht) nein, Scherz. Ich würde mitnehmen: Wasser, Essen und ein Feuerzeug.

Dann sag ich danke für das Gespräch und viel Glück bei der Sponsorensuche.

Danke, gern geschehen.

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