
Rallye Dakar: Loeb über Dacia | 31.12.2024
Sebastien Loeb sicher: "Prodrive hat Hunter-Probleme beim Dacia behoben"
Sebastien Loeb erklärt in welchen Bereichen der Dacia Sandrider im Vergleich zum Prodrive Hunter verbessert wurde - Das Duell mit Nasser Al-Attiyah sieht er locker
Rallye-Rekordweltmeister Sebastien Loeb jagt weiterhin seinem ersten Dakar-Sieg nach. Achtmal ist der Franzose bei diesem Marathon-Klassiker schon an den Start gegangen. Zweimal wurde er Dritter und dreimal Zweiter. Aber die große Trophäe fehlt ihm nach wie vor in seiner Vitrine, wo 80 Siegerpokale aus der WRC stehen.
2025 tritt Loeb im neuen Dacia-Team an. Der Sandrider ist eine neue Entwicklung. Allerdings steht dahinter auch das Ingenieursteam von Prodrive. Somit ist der Dacia auch eine Weiterentwicklung des Hunter, mit dem Loeb in den vergangenen vier Jahren gefahren ist.
"In den vergangenen Monaten musste ich eine Entscheidung treffen. Ich musste ein großes Projekt wählen, denn ich will weiterhin bei der Dakar fahren", sagt Loeb im Gespräch mit Motorsport.com Italien, einer Schwestermarke von Motorsport-Total.com.
"Das Dacia-Projekt schien mir am besten. Es liegt an den Ambitionen der Marke und des Herstellers. Auch wenn es das erste Motorsportprojekt von ihnen ist, ist es groß und eine greifbare Motivation. Man will die Performance des neuen Autos zeigen."
"Es sind auch einige Leute involviert, die ich gut kenne. Bruno Famin, der Chef der Renault-Gruppe. Ich kenne auch Prodrive sehr gut. Ich dachte, dass es gut wäre, mit diesen Leuten ein neues Projekt in Angriff zu nehmen."
"Sie können unsere Erfahrung nutzen und ein konkurrenzfähiges Auto bauen. Das sind alles Gründe, warum ich ihr Angebot angenommen habe." Den Sandrider hat Loeb schon bei einigen Tests kennengelernt.
Knappe Niederlage gegen Al-Attiyah in Marokko
Der erste Renneinsatz fand im Oktober bei der Marokko-Rallye statt. Loeb musste sich seinem Teamkollegen Nasser Al-Attiyah um fünf Minuten geschlagen geben. Dacia feierte auf Anhieb einen Doppelsieg.
"Bevor wir nach Marokko gekommen sind, waren wir nicht sehr zuversichtlich", gibt Loeb im Rückblick zu. "In den letzten Tests vor dem Rennen hatten wir Überhitzungsprobleme. Wir wussten nicht, wie das Team mit diesen Problemen umgehen würde."
"Aber es war dann eine schöne Überraschung, dass das Auto so gut gelaufen ist. Ich hatte im Prolog einige Probleme. Deshalb hatte ich für die erste Etappe keine gute Startposition. An diesem Tag ist dann auch noch die Lenkung gebrochen, wodurch ich zehn Minuten verloren habe."
"Aber ich versuche immer, gute Arbeit zu machen. Ich habe also alles getan, um Zeit aufzuholen. Ich habe zwei Etappen gewonnen und das Auto hat sehr gut funktioniert. Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, weil das Auto gut funktioniert hat."
"Das ist am wichtigsten, denn wir haben den Sandrider immer noch mit Blick für die Saison 2025 entwickelt." Die Basis ist gelegt. Das Auto zählt zum Kreis der Mitfavoriten für den Gesamtsieg. Aber in zwei Dakar-Wochen kann sehr viel passieren.
Auch der Prodrive Hunter war sehr schnell, aber es klappte nie mit dem Sieg. "Beim Hunter hatten wir definitiv Probleme", stöhnt Loeb beim Rückblick auf die vielen enttäuschenden Momente. "Das waren die Sicht, aber auch der Auspuff hat die Reifen überhitzt."
An welchen Problemen Prodrive gearbeitet hat
"Wenn man bedenkt, wie viele Reifenschäden wir in den vergangenen beiden Jahren hatten, dann war das das Hauptproblem. Wir hatten mehr Reifenschäden als alle anderen Teams. Dazu gab es Haltbarkeitsprobleme bei der Radaufhängung und den Spurstangen."
Erfahrungen, die Prodrive bei der Entwicklung in den Sandrider einfließen hat lassen. "Bei diesem Auto haben wir die aufgezählten Probleme verbessert", bestätigt Loeb. "Die Sicht ist viel besser, die Radaufhängung ist stärker."
"Es wurde der komplette Bereich rund um die Räder geändert. Jetzt haben wir auch mehr Platz, wenn wir die Reifen wechseln. Das können wir schneller erledigen. Es geht also alles in die richtige Richtung."
"Ich muss aber sagen, dass der Hunter schon sehr stark war. Aber wir mussten die Geometrie der Radaufhängungen verändern. Das haben wir gemacht. Das Auto ist jetzt komfortabler, es ist schneller, konkurrenzfähiger und zuverlässiger. Alles wurde verbessert."
Trotzdem ist der Dacia vor allem im Vergleich zum ausgereiften Toyota Hiluix ein komplett neues Auto. Macht sich Loeb deshalb Sorgen? "Ja, natürlich! Ehrlich gesagt, ich bin besorgt, denn wir sprechen über die Dakar. Bei so einem langen und schwierigen Rennen kann so viel passieren."
"Wenn wir losfahren, sind mein Navigator und ich auf uns gestellt. Oft sind es Details, warum etwas schiefgeht. Man weiß es nie. Ich glaube an das Team. Fabian und ich versuchen unser Bestes und versuchen, gute Tage zu haben - oder normale Tage."
"Wichtig ist, dass es keine schlechten Tage gibt. Wir müssen alles auf die Reihe bekommen. Das Auto muss stark sein, ich darf keine Fahrfehler machen, wir dürfen keine Navigationsfehler machen. Wenn wir alles auf die Reihe bekommen, dann ist unser Paket sehr stark."
Seit 2022 ist Fabian Lurquin der Beifahrer von Loeb. Gemeinsam eroberten sie in Saudi-Arabien zwei zweite und einen dritten Platz. "Mit Sebastien im Auto zu arbeiten und auf seinem Level zu performen, war in den vergangenen drei Jahren eine Herausforderung", sagt der Belgier.
"Aber wir arbeiten gerne zusammen und es wird jedes Jahr besser. Und wir sind hungrig! Sebastien fährt sehr schnell, aber er versteht auch, dass er zur Navigation beitragen muss. Er weiß, dass er auch vom Gas gehen muss, wenn es hart wird. Er passt seine Geschwindigkeit an."
Loeb sieht kein Problem mit Al-Attiyah
So wie beim letzten Mal bahnt sich wieder ein Stallduell Loeb gegen Al-Attiyah an. "Es ist gut, zwei Fahrer mit Erfahrung zu haben, vor allem für die Weiterentwicklung des Autos", äußert sich Loeb diesbezüglich diplomatisch.
"Ehrlich gesagt, ich denke, dass es auch gut ist, ihn im Team zu haben. Denn er ist als Fahrer die Referenz in diesem Sport. Gut ist, dass man bei Rallyes nicht direkt gegeneinander fährt, so wie zum Beispiel in der Formel 1."
"Hier macht jede Crew ihr eigenes Ding und denkt nicht an die anderen. Wenn man im Ziel zehn Minuten Vorsprung hat, dann hat man es einfach besser gemacht. Ich denke, bei der Dakar ist es einfacher als in der Formel 1, zwei starke Fahrer in einem Team zu managen."
"Ich finde, es ist gut, dass er bei uns ist. Das Problem ist, dass wenn wir ein starkes Auto haben, dann habe ich es, aber er auch." Loebs Ziel ist natürlich, endlich seinen ersten Dakar-Sieg zu erobern. Mittlerweile ist er 50 Jahre alt.
Wie lange will er sich die Strapazen noch antun? "Ich weiß es nicht", winkt Loeb ab. "Ich denke nicht so weit nach vor. Mein Vertrag mit Dacia läuft drei Jahre bis 2027. Ich werde für sie als Fahrer drei Dakars und zwei Rally-Raid-Saisonen fahren. Das ist sicher."
"Dann werde ich entscheiden. Ich weiß es nicht. Wenn ich die gleiche Leidenschaft und Motivation wie heute habe, werde ich sicher weitermachen. Wenn nicht, dann mache ich etwas anderes. Aber momentan habe ich keine langfristigen Pläne für meine Zukunft."