
ARC, Rallye Weiz: Bericht | 21.07.2025
Das „Satellitenduell“ spitzt sich zu
Nach einem Ausfall von Max Maier bei der Rallye Weiz rückte sein Verfolger Lukas Dirnberger näher - der Kampf um die Clubmeisterschaft wird immer enger. Den ARC-Sieg feierte Marcel Neulinger. In der ARCP kehrte „Proto-Dominator“ Christoph Zellhofer mit einem Sieg zurück.
Die Vorfreude war riesengroß. Für Lukas und Helmut Schindelegger hätte die Rallye Weiz zu einem großen Highlight werden sollen. Die Champions der Austrian Rallye Challenge Historik 2021, die Historischen Rallye Staatsmeister 2022, 2023 und 2024 haben den steirischen Lauf zur Historischen Rallye Europameisterschaft als einen Höhepunkt der historischen Rallyesaison in Österreich gesehen und wollten sich demnach mit ihrem Ford Escort RS2000 MkII in diesem internationalen Umfeld entsprechend präsentieren. Dass sie ausgerechnet hier das einzige Team der ARCH sein würden, haben die beiden im Vorfeld der Rallye mit Verwunderung und wohl auch ein wenig Enttäuschung vernommen. Möglicherweise wussten viele ARCH-Teams nicht, dass man anstatt der kostspieligeren internationalen FIA-Nennung die günstigere nationale Nennung abgeben kann und dass man damit dennoch im Block der in Weiz stets zuerst fahrenden EHRC-Teams starten kann - nämlich direkt im Anschluss und damit noch vor dem Feld der Modernen. Weil ihnen diese Information ein Anliegen war, haben Lukas und Helmut Schindelegger diesen Fakt in ihrer Presse-Vorschau sogar noch einmal betont. So weit, so gut.
Doch es sollte leider ein düsteres Wochenende für das Sohn/Vater-Duo werden. Denn gleich auf der ersten Prüfung am Freitagabend, dem 26 Kilometer langen Rundkurs Anger, streikte das frisch eingebaute Getriebe des schneeweißen Escort. Womit auch die großartige Teampräsentation in der Weizer Europa-Allee, heuer nach SP1 und als Highlight des Freitagabends abgehalten, für das Rallyeteam Schindelegger ins Wasser fiel. Stattdessen war die Heimreise angesagt. Und so kommt es, dass ausgerechnet in Weiz kein einziges Team der ARCH im Ergebnis vertreten ist. Weil jedoch das Reglement der Austrian Rallye Challenge auch die Teilnahme bzw. den Start bei einer Rallye würdigt, erhalten Lukas und Helmut Schindelegger 10,5 Punkte gutgeschrieben. In der ARCH-Auszugswertung 2WD führen damit weiterhin Bernhard Hengl/Mika Wendl (Ford Escort MkI) mit 40 Punkten vor dem Duo Schindelegger mit nunmehr 31,5 Zählern sowie Kurt Jabornig/Sabine Pailer mit 17,5 Punkten. In der ARCH 4WD führen weiterhin Patrik und Verena Gaubinger im Audi quattro Gr.4 die Tabelle an.
In der Austrian Rallye Trophy (ART) für moderne Fahrzeuge der ARC Klasse C1 bleibt der Punktestand ebenso unberührt - es führen weiterhin Raimund Baumschlager und Thomas Zeltner (Skoda Fabia RS Rally2) mit 56 Punkten vor Gerold Neumayr/Christoph Karl (Ford Fiesta Rally2) mit 33,5 Zählern.
ARCP: Comeback des „Proto-Dominators“ - harter Kampf um das Restpodium
Ein ganz anderes Bild konnte man in der stark besetzten ARCP für Proto- und Produktionsfahrzeuge vernehmen. Dort waren Christoph Zellhofer und Andre Kachel in ihrem Suzuki Swift ZMX so gut wie unschlagbar. Als bestplatziertes Team der Austrian Rallye Challenge konnten die ZM Racing-Piloten auch den neunten Gesamtrang belegen. „Auf dieses Ergebnis können wir durchaus stolz sein“, blickt der Sohn von Max Zellhofer auf das vergangene Wochenende zurück. Es habe ihn zudem auch gefreut, dass er die Rally3-Fahrzeuge der TEC7 ORM2 ebenfalls schlagen konnte. Nach nur 10,5 Punkten im Rebenland und weil man sowohl im Lavant- als auch im Murtal nicht in der ARCP am Start war, findet man das Duo Zellhofer/Kachel trotz maximaler Punkteausbeute in Weiz lediglich auf Platz fünf der ARCP-Tabelle.
Hinter dem „Proto-Dominator“ wurde in Weiz in der ARCP hart um die restlichen Podiumsplätze gekämpft. Zunächst stellten Peter Hopf und Stefan Heiland in ihrem Skoda Fabia Proto den Anspruch auf Platz zwei. Nach drei zweitschnellsten Zeiten lagen die beiden Steirer rund eine Minute vor Bernhard Stitz/Cathy Schmidt (Mitsubishi Lancer Evo VI) und Hermann Gaßner senior/Natascha Vrga. Der deutsche Tabellenleader der ARCP, der diesmal wieder den Toyota GR Yaris, im Grunde ein serienmäßiges Auto wie in der Gruppe N, pilotierte, hatte auf der langen Freitagsprüfung seine Mühen: „Wir sind froh, dass wir es überhaupt ins Ziel geschafft haben. Es lief nicht gut, wir hatten ein paar Hoppalas, wo wir beinahe abgeflogen wären.“
Am Samstag jedoch fand Gaßner allmählich wieder zu seiner gewohnten Form zurück. Und: Auf SP4 verlor Peter Hopf fast zwei Minuten: „Wir hatten eine defekte Zündkerze und mussten dadurch die vierte und fünfte Prüfung mit nur drei Zylindern fahren, was uns sehr viel Zeit gekostet hat. Jetzt müssen wir uns wieder vorarbeiten“ Nach SP5 lagen bereits wieder Gaßner/Vrga auf dem zweiten Platz, mit 2:45 Minuten Rückstand auf Zellhofer und rund zwölf Sekunden vor Stitz/Schmidt sowie weitere 24 Sekunden vor Hopf/Heiland, die am Nachmittag ihre angekündigte Aufholjagd starteten.
Auf SP7 schließlich zog Hopf an Stitz vorbei, der damit als Vierter knapp das ARCP-Podium verpasste. Stitz, der den Weiz-Einsatz kurzfristig ansetzte („Ein Langstreckenrennen auf der Rundstrecke fiel aus - und ich wollte unbedingt fahren“) war sich während der Rallye seiner Podiumsnähe nicht bewusst. „Sonst hätte ich am Ende mehr Gas gegeben“, lacht er. Auch für ihn waren die Prüfungen diesmal besonders rutschig. Und: Er hat von den Einheimischen eine mögliche Erklärung erhalten: „Ich habe gehört, dass heuer im Vorfeld der Rallye besonders viele Forstfahrzeuge auf diesen Straßen unterwegs waren - das hat dann angeblich zu den außergewöhnlich rutschigen Bedingungen geführt.“
In der ARCP-Tabelle führen weiterhin Hermann Gaßner und Natascha Vrga mit 126 Punkten - auf Platz zwei liegen Eugen Friedl/Helmut Aigner mit 71 Punkten, knapp dahinter jedoch lauern Hopf/Heiland, Florian Auer/Elke Irlacher (hat seinen Start in Weiz krankheitsbedingt zurückgezogen) sowie Zellhofer/Kachel. Da Friedl neben Gaßner als einziger bei allen ARC-Läufen punkten konnte und es ein Streichresultat gibt, bleibt der Kampf um die ARCP-Podiumsplätze zwei und drei spannend.
Für Friedl sind die 16 Punkte Ausbeute „das einzig Gute, was es nach diesem Wochenende zu vermelden gibt“. Der MCL68-Pilot erzählt: „Wir hatten am Freitag auf dem langen Rundkurs in der dritten Runde auf einer Schotter-Passage einen Reifenschaden. Wir mussten dann auf der Prüfung den Reifen wechseln, was länger gedauert hat. Wir waren diesbezüglich nicht trainiert, es gab ein kleines Problem mit dem Wagenheber, dunkel war es auch - so haben wir fünf bis sechs Minuten gebraucht. Das ist natürlich viel zu lang, da müssen wir besser werden. Am Tag darauf hatten wir das zweifelhafte Vergnügen, als absolut letztes Fahrzeug auf die Strecke zu fahren. Wir haben den Tag als Testfahrt genützt. Es war meine allererste Rallye Weiz - doch jetzt freuen wir uns auf die noch ausstehenden ARC-Rallyes. Dass wir immer noch Zweite der ARCP-Tabelle sind, ist natürlich erfreulich.“
ARC: Marcel Neulinger bezwingt Lukas Dirnberger - Maier trotz Ausfall noch knapp in Führung
Im spannenden „Satellitenkampf“ um die ARC-Clubmeisterschaft lief zunächst alles wie gewohnt: Max und Ben Maier dominierten im serienmäßigen Ford Fiesta ST in ihrer ARC-Klasse C4. Vor der letzten Prüfung betrug deren Vorsprung auf Nico Neulinger/Jakob Ruhsam bereits rund 1,5 Minuten.
Doch auf der abschließenden Powerstage passierte Maier einer seiner seltenen Fehler: „Ich bin in einer Kurve zu weit raus getragen worden, wir haben in einer ‚Gstätten‘ eingefädelt und dort einen Felsen getroffen, was unsere Radaufhängung massiv beschädigt hat, sodass wir aufgeben mussten.“ Maier konstatiert: „Die Strecken waren im Vergleich zum Vorjahr viel rutschiger - in der Passage, in der wir abgeflogen sind, war es richtiggehend schmierig…“
In der ARC-Tabelle liegen Maier/Maier immer noch mit 115 Punkten in Führung, gefolgt von Lukas Dirnberger mit 109 Zählern. Was den Brüdern im Fernduell gegen Lukas Dirnberger geholfen hat: Dirnberger und sein Copilot Lukas Martinelli mussten sich in ihrem Peugeot 208 Rally4 in der Klasse C3 knapp Marcel Neulinger/Silvano Winkler im Opel Corsa Rally4 geschlagen geben, sodass Dirnberger nicht die maximale Punktezahl gutschreiben konnte. Sein Rückstand auf Marcel Neulinger betrug am Ende lediglich 3,8 Sekunden.
Max Maier, der immer noch vor hat, im Serienfahrzeug ARC-Clubmeister zu werden. betrachtet die 10,5 Punkte für den Start in Weiz als Streichresultat und weiß: „Es darf bei den ausstehenden zwei Rallyes nichts mehr passieren. Wir werden das Auto in der Sommerpause komplett instandsetzen und im Land der 1.000 Hügel wird dann wieder Gas gegeben.“
Die Austrian Rallye Challenge startet Ende August am zweiten Tag der OBM Land der 1.000 Hügel Rallye (30. August) ehe am 11. Oktober bei der Herbstrallye Dobersberg das Grande Finale der ARC steigen wird. Die Challenge-Familie freut sich also auf einen heißen Rallye-Herbst.