Zwei Weltmeister sagen ade | 04.12.2025
Rovanperä und Tänak über ihre Zukunft
Zwei Rallye-Weltmeister verabschieden sich - Kalle Rovanpera richtet den Blick auf den Formelsport - Tanak spricht über Belastung und kritisiert die WRC-Organisation
Mit dem Saisonfinale in Saudi-Arabien verabschiedeten sich zwei Ex-Weltmeister aus der Rallye-WM: Kalle Rovanperä und Ott Tänak. Rovanperä hatte sogar noch rechnerische Chancen auf seinen dritten WM-Titel, auch wenn sie relativ gering waren.
Der Finne reiste mit 24 Punkten Rückstand nach Saudi-Arabien. Mehrere Reifenprobleme machten seine Chancen schließlich endgültig zunichte. Rovanperä kam als Siebter ins Ziel und es blieb bei WM-Platz drei. Sein Rückstand auf Weltmeister Sebastien Ogier betrug schlussendlich 37 Punkte.
Im nächsten Jahr schlägt der 25-Jährige ein neues Kapitel in seiner Karriere auf. Rovanperä wechselt in den Formelsport und wird in Japan die Super Formula bestreiten. Mittelfristig träumt er von einer Chance in der Formel 1.
Trotz seines jungen Alters hat sich Rovanperä in den Rallye-Geschichtsbüchern verewigt. Als Teenager gab er im Jahr 2017 sein WRC-Debüt. Zwei Jahre später wurde er mit dem Skoda-Werksteam WRC2-Champion. Daraufhin holte ihn Toyota in die Topklasse.
Rovanperä gewann mit seinem Beifahrer Jonne Halttunen 18 Rallyes. Das entspricht einer Siegrate von 21 Prozent, genau wie bei Hannu Mikkola und Jari-Matti Latvala. Insgesamt eroberte Rovanperä 30 Podestplätze, 269 Prüfungsbestzeiten und die WM-Titel 2022 und 2023.
Nun geht dieses erfolgreiche Kapitel zu Ende. "Natürlich ist es traurig - der Rallyesport war bislang der wichtigste Teil meines Lebens", reflektiert der jüngste Rallye-Weltmeister der Geschichte. "Ich werde vor allem all die Menschen sehr vermissen."
"Ich muss als Erstes Jonne einen großen Dank aussprechen, wir haben gemeinsam so gute Zeiten erlebt. Ich werde all die Menschen vermissen, mit denen man arbeitet, das Team und all die Personen, die man bei den Rallyes trifft."
"Man schließt Freundschaften, und ich glaube, genau das werde ich am meisten vermissen. Der Sport an sich wird immer einen besonderen Platz in meinem Herzen haben. Ich liebe das Rallyefahren weiterhin, und ich denke, das wird immer so bleiben."
Auf die Frage nach seinem größten Erfolg antwortet Rovanperä: "Ich würde sagen, es muss der erste Titel sein. Das ist ein eindeutiger Moment. Es war mein einziges Ziel. Es gab eine Sache, die ich erreichen musste, und wenn man das schafft, ist es das Größte."
"Ich habe einige Rekorde gebrochen, weil ich in vielen Bereichen der Jüngste war. Wir werden auf all diese Dinge immer stolz sein. Ich bin äußerst stolz auf alles, was wir erreicht haben. Aber jetzt ist es Zeit für eine neue Herausforderung, eine sehr andere Art von Herausforderung."
"Ich bin bereit, etwas Neues zu machen." Mitte Dezember gibt es einen Test im Super-Formula-Auto. Anschließend bestreitet Rovanperä im Januar die Formula Regional Oceania Trophy in Neuseeland.
"Ich freue mich sehr darauf. Jetzt springen wir gewissermaßen ins kalte Wasser. Ich denke, die kommenden zwei Jahre werden die größte Herausforderung meines Lebens sein", blickt er auf die neue Challenge.
Denn Formelsport ist mit Rallyefahren nicht vergleichbar. "Der Rallyesport ist mir immer auf natürliche Weise zugeflogen, jetzt muss ich wirklich hart arbeiten. Ich werde jedes Mal der Außenseiter sein, wenn ich ins Auto steige."
"Nichts im Rallyesport war jemals einfach, aber vieles ist mir natürlicher gefallen. Jetzt muss ich etwas tun, wofür ich nicht gemacht wurde. Ich muss bei null anfangen, und wenn man das mit 25 Jahren tut, ist es nicht einfach."
"Aber genau das wollte ich tun. Zeigen, dass ich mutig genug bin, diesen Schritt zu wagen. Ich weiß, dass die meisten in meiner Situation das niemals machen würden, weil man sich damit vollständig in eine Position bringt, in der man schlechte Ergebnisse haben oder scheitern kann."
"Aber das bereitet mir keinen Stress. Was immer ich dort tue - ich kann stolz darauf sein, dass ich es versucht habe. Ich bin sicher, dass ich Erfolg haben werde." Eine mögliche Rückkehr in die Rallye-Szene hat Rovanperä für die Zukunft nie ausgeschlossen.
Ott Tänak freut sich auf Ruhe: Kritik an der Rallye-WM
Auch Tänak kann sich eventuell eine Rückkehr vorstellen, aber zunächst freut sich der Weltmeister von 2019 auf ein Jahr Auszeit. Der 38-Jährige möchte mehr Zeit mit seiner Familie verbringen. Diese Saison hat er mit einem Sieg als WM-Vierter abgeschlossen.
"Wir haben das jetzt seit 10 bis 15 Jahren in Vollzeit gemacht, daher war es eine intensive Zeit, und ich hatte die Möglichkeit, meinem Traum nachzugehen. Ich bin dem Team und meiner Familie sehr dankbar, dass sie mir das ermöglicht haben. Es war eine großartige Zeit", sagt Tänak.
"Es war eine interessante Zeit, und ich bin dankbar für alles, was ich getan habe. Ich war in vielen verschiedenen Teams, ich habe viel gesehen und viel erwartet. Ich habe viele Menschen kennengelernt. Ich bereue nichts und bin sehr dankbar."
"Ich bereue nichts. Ich habe viel erlebt und so viele Menschen getroffen, und ich habe Siege in jedem Team erzielt. Jedes Team hatte gute und schlechte Seiten, aber so ist es nun einmal. Wir sind hier, um ein gutes Leben zu führen, Menschen zu treffen und mit ihnen zu arbeiten."
"Ich habe definitiv davon geträumt, eine Karriere zu haben und den WRC-Titel zu gewinnen, aber ich hätte mir nicht vorstellen können, dass es wirklich möglich sein würde." Tänak feierte 22 Siege, insgesamt 58 Podestplätze und stellte in 439 Prüfungen die Bestzeit auf.
Nun freut er sich bereits darauf, für eine Weile Abstand vom Motorsport zu gewinnen und eine Pause von einer intensiven WRC-Saison und den Testprogrammen zu genießen, die kaum Gelegenheiten für Erholung bieten.
"Im Grunde ist es mit den Saisons und ihrer Struktur definitiv der schlimmste Sport, den man haben kann", fügt Tänak kritisch hinzu. "Man ist ständig unterwegs und hat nie eine Pause. Der Kalender ist wahnsinnig anspruchsvoll, und man hat im ganzen Jahr keine einzige Pause."
"Und so geht es 15 Jahre lang, und dann ist man an diesem Punkt. Ich weiß nicht, ob ich im nächsten Jahr ein paar lokale Rallyes fahren werde. Im Moment bin ich mir nicht sicher. Der erste Plan ist, Abstand vom Sport und all der Hintergrundarbeit zu gewinnen."
Die WRC steht in den kommenden zwei Jahren vor einem bedeutenden Wandel: Im nächsten Jahr kommt ein neuer Inhaber der kommerziellen Rechte, und 2027 folgen Änderungen am technischen Reglement.
Auf die Frage, ob diese Veränderungen Tänak dazu bewegen könnten, in Zukunft in die WRC zurückzukehren, antwortete er: "Ehrlich gesagt ist das etwas, das mir eher Sorgen bereitet. Die Autos waren im Moment das einzig wirklich Gute an diesem Sport, und nun ändern wir etwas."
"Gleichzeitig wird nicht an Dingen gearbeitet, die Mühe erfordern. Ich denke, die Promotion würde für den Sport eine viel größere Veränderung bewirken als eine Änderung der technischen Vorschriften. Es ist nicht mein Problem, und ich kann das Ganze von außen beobachten."



















