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"Sehr schlecht" Strohballen werden in Finnland durch virtuelle Schikanen ersetzt
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Virtuelle Schikanen in der WRC: Piloten kritisieren System als "sehr schlecht"

Bei der Rallye Finnland kommen erstmals virtuelle Schikanen in der Rallye-Weltmeisterschaft zum Einsatz - Piloten sehen Sicherheitsrisiko

Premiere in der Rallye-Weltmeisterschaft (WRC): Bei der Rallye Finnland kommen an diesem Wochenende erstmals virtuelle Schikanen zum Einsatz. Anstatt die Fahrzeuge auf schnellen Abschnitten durch physische Hindernisse in Form von Strohballen abzubremsen, werden erstmals bestimmte Bereiche auf der Strecke definiert, in denen die Fahrer auf 60 km/h abbremsen müssen.

300 Meter vor der virtuellen Schikane werden die Fahrer zum einen durch Warnbaken am Streckenrand auf die Langsamfahrstelle hingewiesen. Entscheidendes Hilfsmittel ist aber der GPS-Tracker in der Mittelkonsole des Autos, der ebenfalls die Distanz herunterzählt und grün aufleuchtet, sobald das Auto 60 km/h erreicht hat und wieder beschleunigen darf.

Vor allem diese Lösung stieß bei den Fahrern nach einem ersten Test während des Shakedowns auf Kritik, da sie in ihren Augen ein Sicherheitsrisiko darstellt. "Dieses System, das sie uns zur Verfügung gestellt haben, ist sehr schlecht", nimmt Hyundai-Pilot Esapekka Lappi kein Blatt vor den Mund.

"Sie [die FIA] könnten es leicht sicherer und effizienter machen, aber sie wollen es nicht", kritisiert der Finne den Automobil-Weltverband. "Ich muss meine Augen von der Straße nehmen und nach einer grünen Ampel Ausschau halten. Im Shakedown ist das okay, weil die Geschwindigkeit niedrig ist, aber in Ouninpohja kommt man mit 185 Kilometer pro Stunden an, da will ich die Augen nicht von der Straße nehmen. Das ist ein schlechtes System."

Kritik der Fahrer: Blick geht von der Straße ins Cockpit

Auch Toyota-Pilot Elfyn Evans fühlt sich unwohl bei dem Gedanken, statt auf die Straße auf den Bildschirm des GPS-Trackers schauen zu müssen. "Ich glaube nicht, dass es sehr konsequent ist, und was ich auch bemerkt habe, ist, dass deine Augen überhaupt nicht auf der Straße sind", sagt der Waliser.

Auch der achtmalige Weltmeister Sebastien Ogier stimmt in den Chor der Kritiker ein. Seiner Meinung nach gibt es bessere Lösungen. "Ich habe gehört, dass sie in der finnischen Meisterschaft einen Radar und eine Tafel verwenden, und wenn die Tafel grün wird, kann man fahren. Das scheint eine bessere Idee zu sein und zuverlässiger", so der Franzose.

"Vielleicht ist das eine Idee, über die man für die Zukunft nachdenken könnte, vor allem, weil man dann die Augen auf der Straße hat, während man bei der jetzigen Lösung gezwungen ist, ins Cockpit zu schauen, was der Sicherheit nicht gerade zuträglich ist", so Ogier.

Ist das GPS-Signal genau genug?

Zudem bezweifelt der Franzose, dass das GPS-Signal genau genug ist, um die Einhaltung des Tempolimits zuverlässig zu überwachen. "Wir sind ein wenig von der Technik abhängig. Heute kämpfen wir manchmal um Wimpernschläge, ich habe kürzlich eine Rallye um 0,2 Sekunden verloren", so Ogier.

Eine genaue Messung ist für den Erfolg der virtuellen Schikanen entscheidend, denn bei einer Überschreitung von 60 km/h drohen empfindliche Strafen. Pro km/h zu viel kassieren die Piloten zwei Sekunden Zeitstrafe. Zu viel aus Sicht von M-Sport-Teamchef Richard Millener.

"Das ist die höchste Zeitstrafe, die man im Rallyesport bekommen kann", sagt Millener. "Wenn man ein Problem hat oder etwas schief geht oder jemandem etwas Verrücktes passiert, ist die Rallye praktisch vorbei, wenn man 20 Kilometer zu viel gefahren ist."

FIA verteidigt das System

Der ehemalige Rallye-Beifahrer Nicolas Klinger, heute Sicherheitsdelegierter der FIA, verteidigt die in Finnland angewendete Lösung, die am Samstag auf der schnellen Wertungsprüfung Ouninpohja" zum Einsatz kommt.

"Das System ist einfach. Bei 300 Metern, 200 Metern und 100 Metern gibt es eine Warnung auf der Tracking-Box", erklärt Klinger. "Der Fahrer wird langsamer, bis er die richtige Geschwindigkeit erreicht hat, dann wird die Anzeige grün und man fährt wieder normal."

Außerdem sei der GPS-Tracker nichts Neues und habe sich bereits in der Vergangenheit bewährt. "Der Tracker wird schon lange aus Sicherheitsgründen eingesetzt und zeigt rote Flaggen an, damit man sicher sein kann, dass sie sichtbar sind und auch der Beifahrer informiert ist", sagt er.

Motorsport-Total.com

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