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Der Reiz der Winterrallyes

In unserer neuen "Rallye-Kolumne" wird die Jänner-Rallye zum Anlass genommen, den Reiz der Winter-Rallyes zu durchleuchten.

Werner Schneider

Schnee- und Eis-Rallyes:
Seit Jahrzehnten üben Winterrallyes eine besondere Anziehungskraft auf die Fans aus

Schnee hat eine gewisse Anziehungskraft, auf die Fans noch mehr als auf die Rallyefahrer und Winterrallyes sind ja nichts Neues in Österreich, wie man vermuten könnte, wenn man sich das Anti-Schnee-Gezeter mancher Leute anhört. Die Gorbatschow-Rallyes von 1999 und 2000 im Raum Mariazell waren zwar vom Interesse her eher ein Fehlschlag, aber das hatte nicht so sehr mit den Fahrern zu tun, die Gründe lagen woanders.

Die Exil-Jänner-Rallyes im steirischen Ratten der Jahre 2000 und 2001 waren hingegen ebenso stark besucht wie deren örtlicher Vorgänger, die Eis- und Schnee-Rallye der Jahre 1998 und 1999, auch wenn 1998 das einzig winterliche eine SP auf einem zugefrorenen See war – ohne Spikes.

Die Semperit-Rallye 1995 war wettermäßig eher ein Unfall und davor müssen wir sechs Jahre zurückblättern, bis wir wieder auf eine Winterrallye stoßen. 1989 gab’s drei Wochen nach der Semperit-Rallye noch mal eine kleine Ausgabe namens „Waldviertel-Rallye“ auf den Samstag-SP, die aber gerade einmal 29 Teams anlockte und daher keine Fortsetzung fand. Schnee und Eis gab’s genug, Spikes waren verboten und der Sieg ging nach Schweden, an Ingvar Carlsson auf Mazda, weil der Wittmann Franz seinen Lancia in der allerletzten SP an einem Baum parkte.

1987 gab’s die letzte Ausgabe der legendären Schneerosen-Rallye rund um Heidenreichstein, mit ihren wunderbaren Wald-SP eine tolle Angelegenheit, die aber einschlief, weil der Veranstalter MSC Purkersdorf auseinanderbrach.

Die Jänner-Rallye:
1986 wurde die Legende in ihrer Ur-Version das letzte Mal ausgetragen, 2002 folt die Neuauflage

Womit wir schon bei der Jänner-Rallye wären, deren Ur-Version ja 1986 zum letzten Mal ausgetragen wurde und damals sowohl an finanziellen Troubles des Veranstalters BRK als auch an der Panik vieler Lokalpolitiker vor der gerade aufkommenden Grünbewegung zugrunde gegangen ist. 1986 war überhaupt ein Traumjahr, weil die Meisterschaft gleich mit drei Winterrallyes hintereinander begann.

Nach der Jänner-Rallye (4./6. Jänner – Sieger Georg Fischer/Thomas Zeltner auf Audi 80 Quattro) gab’s am 21./22. Februar die Schneerosen (Sieger Wilfried Wiedner/Franz Zehetner auf Audi Quattro A1) und überraschend gab’s dann auch noch bei der Lavanttaler Mitternachts-Rallye (21./23. März) sehr winterliche Bedingungen bei gleichzeitigem Spike-Verbot, was vor allem ab 22 Uhr (die Rallye lief ja von 13 Uhr bis 6 Uhr früh – nichts für Warmduscher) für recht viel Action sorgte.

Die Rallye endete übrigens etwas chaotisch, weil sich der drittplazierte Werks-Skoda auf der letzten SP so heftig zwischen Schneewänden verkeilte, dass die SP abgebrochen werden musste. Der Tscheche blieb übrigens Dritter, da nichts übrig blieb, als die SP zu neutralisieren, denn dem OSK-Zeitnehmer beim Ziel war kalt geworden, woraufhin er sich ohne Rücksprache mit dem SP-Leiter einfach davongemacht hatte. Auch so was gibt’s.

Wenn es Nacht wird...
... dann kommt besondere Stimmung auf, bei der Jänner-Rallye gibt's das seltene Vergnügen von SP's im Dunklen

An Winter-Vergnügen a la Seiberer-, Kristall- oder Elan-Nachwuchsrallye erinnern sich wohl nur noch ältere Semester, in den 70ern gab’s eben keinen Mangel an Startmöglichkeiten.
Den Fahrspaß der Piloten kann man ja noch nachvollziehen, aber was bewegt eigentlich uns, die Fans, uns im Schnee Nase und Ohren abzufrieren und öfter mal auch unsere Leber zu erhöhter Tätigkeit anzuregen?

In einer Zeit, da Allrad die Driftwinkel weitgehend zurückdrängt, sehnt man sich offenbar nach fröhlicher Quertreiberei und wenn man sich an die leider längst vergangenen glorreichen Monte-Nächte auf dem Col de Turini erinnert, die Stimmung ist bei winterlichen Verhältnissen einfach ganz anders. Man kann das eigentlich kaum beschreiben, eigentlich nur selbst zusammen mit anderen erleben.

Und da es auch bei der kommenden IQ-Jänner-Rallye wieder Nacht-Sonderprüfungen geben wird, sei allen die Rallye-Arena Lasberg am Freitag Abend empfohlen, wo so etwas wie Turini-Stimmung aufkommen sollte. Und Schnee gibt’s im Mühlviertel zum Glück derzeit wirklich reichlich...

In diesem Sinne, viel Spaß bei der Jänner-Rallye wünscht

Euer Werner Schneider

P.S.: Weitere Infos zur Jänner-Rallye folgen im Lauf der Woche!

Die Jänner-Rallye ist also wieder da, genauer gesagt wieder zurück im Mühlviertel, gesponsert von der Mineralölfirma IQ-Diskont aus Linz, das sollte man nie vergessen, denn für eine Rallye gilt heutzutage schon lange der abgewandelte Spruch eines ehemaligen Bundeskanzlers: „Ohne Sponsor bin ich nix.“ Anfeindungen gab’s genug, aber jetzt, da das Nennergebnis vorliegt, können all jene als widerlegt gelten, die das Argument vorbringen, dass im Jänner ja noch niemand sein Auto fertig habe.

Immerhin findet man die Top-3 der Gruppe N-Staatsmeisterschaft des vergangenen Jahres da und dazu noch den Diesel-Staatsmeister, auch wenn er aus Kostengründen nicht mit seinem neuen Gerät an den Start gehen wird. Weiters den Formel 2-Vizemeister, die Staatsmeister 1990 und 1997 sowie den Historic-Meister 2000. Und für eine Rallye, die weder zur Meisterschaft noch zur Yokohama-Challenge zählt, sondern „nur“ zur Historic-Meisterschaft, sind 47 Teams ja nicht so ohne, könnte man meinen.

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