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Austrian Rallye Legends

Beauty & Beast

Gabi Husar zählt zu den großen Charakterköpfen der heimischen Rallyegeschichte. Ihre Ecken und Kanten wurden mitunter scharf wie Rasierklingen. ORF-Reporter Peter Klein durfte als einziger Mann auf den Sozius. „Sie war im Auto entfesselt, hemmungslos“, schwärmt er. Jetzt soll Gabi Husar bei den Austrian Rallye Legends powered by ARBÖ wieder den Porsche fliegen lassen…

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Martin Butschell/BMP Motorsportfotos,
Austrian Rallye Legends

Sie gehört zu den großen Charakterköpfen in der Geschichte der heimischen Rallye-Staatsmeisterschaft - sie galt als extrem ehrgeizig, ihr Fahrstil war derart beherzt, dass es manchen sogar zu viel des Guten war: Gabi Husar ist eine lebende Legende, wie man sie heutzutage nur noch selten antreffen kann, eine Frau mit scharfen Ecken und Kanten. Und: Je mehr Zeitzeugen man befragt, desto aufregender wird die Story von der „Frau mit den zwei Gesichtern“, die sich mit ihrem brüllenden Porsche mit der Kosmetikwerbung eingebrannt hat in der Erinnerung der Rallyefans der Achtzigerjahre…

Einzige Meisterschafts-Siegerin in Mitteleuropa

Gabi Husar hat sich aber auch in die Rallye-Geschichtsbücher eingetragen: Sie ist bis heute die einzige Pilotin in Mitteleuropa, die einen nationalen Rallye-Meisterschaftslauf gewinnen konnte (1986 die Varta-Rallye in Kärnten). Neben ein paar Ausflügen auf die internationale Rallyebühne blieb die ORM ihre sportliche Heimat, der Sieg war der Höhepunkt ihrer Karriere. Der bekannt akribische Motorsportjournalist Werner Schneider erinnert sich: „Ich würde sagen: Sie war führend in der zweiten Reihe - einen Wittmann und ein paar weitere Fahrer konnte sie nicht schlagen, doch dahinter war stets mit ihr zu rechnen.“

„Rudi Stohl hat immer geholfen“

Wenn Gabi Husar auf ihre Rallyekarriere zurückblickt, dann sagt sie: „Damals war es einfacher und es ging um einiges lockerer zu. Meine Eltern hatten eine Autowerkstatt, so fiel mir der Einstieg recht leicht. Natürlich hatte ich als Frau eine Sonderstellung, doch manchmal war es genau deshalb auch schwieriger. In Griechenland sind wir gestanden, und keiner hat geholfen.“

Geholfen hat dafür Rudi Stohl: „Ich bin damals gerade einen Fiat gefahren, da fuhr der Rudi bereits Lada. Er hat mich dem österreichischen Lada-Importeur vorgestellt und geschaut, dass ich ein Auto bekomme. Der Rudi war einer von denen, die immer geholfen haben.“ Im Gegenzug setzte sich Husar bei Stohl auf den Beifahrersitz: „Ich bin bei ihm manchmal als Co mitgefahren, das habe ich auch bei Franz Wittmann gemacht.“ Mit dem Hintergedanken, sich von den begnadeten Lenkradakrobaten etwas abzuschauen? Husar nickt: „Natürlich konnte ich da viel lernen, sicher habe ich mir was abgeschaut.“

„Die Sissi hab ich dem Kärntner ausgespannt“

Auf ihrem „heißen Sitz“ wollte Gabi Husar keine Männer sehen. Sie begründet: „Ich fuhr deshalb nur mit Frauen, weil man im Auto doch eng beisammen ist, das war mir mit Frauen einfach lieber.“ Eingestiegen ist sie mit einer Freundin, doch dann begegnete sie Elisabeth Fekonja: „Die Sissi fuhr mit einem Kärntner, ich hab sie ihm einfach ausgespannt – sie ist die einzige, die ich auch heute noch treffe, wenn ich gerade in Kärnten bin.“ Eine weitere Copilotin, Michaela Strecha, habe sie unlängst nach langer Zeit wieder gesehen. Doch Gabi Husar gibt ganz offen zu: „Ich hatte einen sehr hohen Verschleiß, was die Copilotinnen anbelangt, das war nicht immer ganz einfach. Es werden wohl an die zehn Copilotinnen sein, die ich verbraucht habe.“ Husar muss lachen: „Eine ist bei einer Zwangsrast einfach geflüchtet, das war bei der Semperit-Rallye 1982, wir hatten einen Patschen und ich fuhr auf der Felge weiter. Das war ihr wohl zu heftig, sie wollte nicht mehr weiterfahren, ich musste die Rallye aufgeben.“

„Gabi, ich will nicht mehr!“

Diese Copilotin ist jedoch keine Unbekannte, handelt es sich doch um Silvia Dolezal, die langjährige Copilotin von Kurt Göttlicher. Dolezal dementiert heftig, dass ihr der bekannt wilde Fahrstil von Gabi Husar Angst bereitet habe: „Sicher fuhr sie extrem, aber das war doch beim Kurt auch nicht anders. Es gab ein paar Dinge, die ich einfach nicht mehr ertragen habe. So musste sich Gabi vor jedem SP-Start neu schminken, nach der SP musste sie sich neu frisieren – all das hatte wiederum zur Folge, dass wir auf der Verbindungsetappe Stress hatten. Ich hab in diesem Regrouping zu ihr gesagt: „Gabi, ich will nicht mehr!‘ Sie hat geantwortet: ‚Du musst!‘ Darauf hab ich gesagt: ‚Gar nichts muss ich!‘ und bin gegangen.“

Mittlerweile haben die beiden Rallye-Ikonen auch wieder ein paar Worte gewechselt, Silvia Dolezal streut ihr aus heutiger Sicht auch gerne Rosen: „Ich bin nur drei Rallyes mit ihr gefahren und kenne die private Gabi Husar eigentlich nicht. Aber auch die Pilotin Gabi Husar hatte ihre Vorzüge: Sie war schnell - und sie hatte immer eine perfekte Organisation. Sie hat sich selbst um Sponsoren gekümmert - als ich mit ihr fuhr, haben wir für ein Herrenrasierwasser geworben.“

„Entfesselt, hemmungslos – ein ausbrechender Vulkan!“

Nur ein einziges Mal hat Gabi Husar eine Ausnahme gemacht, beim Harrach-Sprint 1984 durfte ein Mann aus dem „Gebetsbuch“ lesen. Niemand geringerer als der selbst legendäre ORF-Reporter Peter Klein durfte neben Gabi Husar im Porsche 911 SC Platz nehmen. „Mit dem Peter war es eh ganz lustig“, erinnert sich Gabi Husar.

Peter Klein erinnert sich noch sehr genau an dieses Erlebnis: „Die Gabi ist für mich irgendwie zweigeteilt. Einerseits habe ich sie als unglaublich liebenswerten Menschen kennengelernt – doch im Auto wurde sie zum Tier. ‚Beauty and the Beast‘, fällt mir dazu ein. Sie war im Auto so unglaublich ehrgeizig, sie fuhr entfesselt, sie war hemmungslos, rücksichtslos auch ihr selbst gegenüber. Eine grandiose Pilotin. Damals hieß es immer, Michele Mouton sei im Auto so, als würde ein Vulkan ausbrechen - für mich hat Gabi Husar dem Vergleich noch viel mehr entsprochen.“

„Wir fuhren einfach durch die Wand!“

Klein erzählt von seinem elementaren Erlebnis auf dem „heißen Sitz“ von Gabi Husar: „Beim Harrach-Sprint haben damals viele Fahrer Abkürzungen genommen. Für die Rallye war Harald Gottlieb, der Vater ihrer Tochter verantwortlich. Er hat bei einer der möglichen Abkürzungen dann plötzlich Strohballen aufstellen lassen - aber nicht nur ein paar davon, das war eine richtige Wand. Ich sehe es heute noch vor mir: Als Gabi diese Wand sah, schimpfte sie: ‚Jetzt, wo ich komm, stellt er Strohballen auf, na warte!‘ Und wir sind volle Kanne durch diese Wand gefahren, unbarmherzig, gnadenlos. Aber du weißt eh: Wir haben diese Rallye gewonnen!“

Was Klein nicht erwähnt: Den Sieg holte sich Gabi Husar auf dem „grünen Tisch“. Werner Schneider weiß es natürlich: „Sie hatte einen Ausritt und blieb stecken – so kam es, dass dort aus einer Schikane eine Gerade wurde. Sie hat beim Sportgericht Berufung eingelegt. Sie argumentierte, dass auf dieser Prüfung manche Teilnehmer die Schikane fuhren und andere die Gerade. Das Sportgericht gab ihr Recht, annullierte die besagte Sonderprüfung und sie wurde zur Siegerin erklärt.“

Peter Klein sagt: „Gabi Husar war vom Ehrgeiz her ähnlich wie Franz Wittmann – nur war sie viel weniger diplomatisch. Sie ist dir, wenn sie es für nötig befand, mit dem Stellwerk direkt ins Gesicht gefahren. Eines kann ich ganz sicher sagen: Gabi Husar war und ist eine Frau mit Rückgrat.“

Möglicher Start bei der Austrian Rallye Legends

Die Frage, ob sie bei der Austrian Rallye Legends powered by ARBÖ wieder in einen Porsche steigen würde, beantwortete die heute über 60 Jahre alte Betreiberin eines Sportgeschäfts umgehend mit einem Ja.

Austrian Rallye Legends-Veranstalter Kurt Gutternigg arbeitet nun fieberhaft daran, einen entsprechenden fahrbaren Untersatz zu organisieren: „Ich denke doch, dass wir da etwas organisieren können – denn eine Legende wie Gabi Husar würde die Austrian Rallye Legends natürlich ungemein bereichern.“

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