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Erinnerungen eines Sportreporters
Fotos: Klein privat

Wenn der Jänner endlich da ist…

…sollte man sich auf den Weg nach Freistadt in Oberösterreich machen, denn dort ist motorsportlicher Spektakel der Extraklasse garantiert.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Ich tat dies erstmals 1979, nachdem mich der Präsident des BRK (Badener Rallyeklub) ein wenig bekniet hatte, doch mal was für den Rallyesport in Österreich zu tun und einen gestalteten Beitrag im „Sport am Montag“ unterbringen. Joschi Stoffer hieß der rührige Mann, der gemeinsam mit dem ÖAMTC ZV Baden diese Riesenveranstaltung auf die Beine gestellt und dafür auch namhafte Sponsoren gefunden hatte, Castrol war zu dieser Zeit führend.

Wie populär der Rallyesport damals war, ist heute noch auf YouTube zu erleben. Stundenlange Liveübertragungen und Berichte zwischen 16 und 24 Minuten liefen zur Primetime auf ORF 1 und sind auch heute noch einzusehen.

Nein verehrte Leser, ich will keine Vergleiche von  „einst und jetzt“ ziehen, zu sehr schätze ich jeden Veranstalter! Und was die Mannen des Rallyeclubs Mühlviertel immer wieder auf die Beine stellen, ist nicht nur zeitgemäß und großartig - es ist auch die Liebe zum Rallyesport, die dort immer noch vorhanden ist und mich persönlich berührt.

Ich will euch einfach nur aus meinen Erinnerungen erzählen, an besondere Ereignisse und Menschen erinnern, an Lokale und Wirtshäuser, die von uns bevölkert wurden, Ereignisse wieder beleben, die schön und gut waren.

Sicher werde ich mich am Ende meiner Erinnerungen auch in das Heute begeben und meine Meinung bzw. Aussichten auf 2026 kundtun, vielleicht interessiert ja auch das?
 
Natürlich hat „die Jänner“ längst Kultstatus erreicht, diesen hatte sie aber bereits in den 80er Jahren, als Franz Wittmann seinen Gegnern einfach um die Ohren fuhr.

Und es war völlig egal ob mit Front-, Heck- oder Allradantrieb. Vor 47 Jahren war es eben ein Porsche 911 Carrera, mit dem man über Eis und Schnee eilte und Wittmann wunderte sich im Ziel wie es möglich war, dass nicht Sepp Haider im Opel Kadett GTE sein erster Verfolger war, sondern eine Lada 1600 mit dem Duo Engseth/Stohl.

Es war das Jahr, als ich in Sankt Oswald den größten Rallyefan kennenlernte - ein Besuch im Wirtshaus vom „Haider Karl“ ohne Bier und doppelten Schnaps war schier unmöglich und natürlich auch einen Mann aus Lasberg, der in der Folge für diese Veranstaltung extrem wichtig wurde: Dr. Helmut Czekal. Nach intensiven Gesprächen musste mir der damals schon rallyeinfizierte Doktor auch das Nachtleben von Freistadt näherbringen, das sich allerdings auf Walter Langers „Sailorsbar“ beschränkte.

Rührig waren die Veranstalter aber auch schon damals, als Wittmann den ersten Quattro über tief verschneite Sonderprüfungen prügelte und die Menge, inklusive Weltmeister Walter Röhrl in Staunen versetzte.

Im Hallenbad wurde die „Miss Jänner-Rallye“ gekürt, bei der sich Juror Walter Röhrl als besonders kritischer Frauenkenner erwies.

Der Stadtkurs von Freistadt wurde dank 28 Großscheinwerfern zur eineinhalbstündigen Live-Sonderprüfung auf ORF 1 und allen war bewusst: Es werden die Hälfte der Genannten das Ziel nicht erreichen.

Sehr wohl aber Safari-Sieger Shekhar Mehta, der als Werksfahrer von Datsun in Freistadt standesgemäß einen 260Z steuerte und seine ersten deutschen Worte fast knurrend von sich gab: „Schnee is Scheise“, sagte er nach einem 12. Platz in Freistadt – dafür folgte drei Monate später ein weiterer Sieg bei der Safarirallye 1981 – bei der er sich in Kenia erstmals mit Rudolf Stohl wieder treffen sollte.

Es wäre aber nicht mit Shekhar Mehtas Ehrgefühl vereinbar gewesen und so versprach er in der legendären „Sailorsbar“ nach einigen kräftigenden Getränken, diese „Schmach“ schon bald tilgen zu wollen und tat dies auch im Jahr darauf mit einem sechsten Gesamtrang.
 
Dass man seit der ersten Jänner-Rallye 1969 trotz aller Popularität bis heute, also in 56 Jahren nur auf 39 Veranstaltungen kommt, hatte viele Gründe.

So legten lokale Umweltschützer (die mit alten,  stinkenden Dieselfahrzeugen a la Lloyd, Wartburg und Trabant zur Protestkundgebung gekommen waren) die inzwischen europaweit bekannte Jänner-Rallye für mehr als ein Jahrzehnt lahm!

Erst 2003 wurde sie meines Wissens wieder mit dem Status „Staatsmeisterschaftslauf“ und Dank der kräftigen Mithilfe des RC Mühlviertel in den heimischen Kalender aufgenommen und der geneigte Leser darf nur einmal raten, wer als Sieger hervorging?

Okay, ist nicht allzu schwer:  Franz Wittmann und sein Toyota - aber es kündigte sich die Ablöse bereits an: Raimund Baumschlag perfektionierte einen Mitsubishi und startete in seine großartige Karriere.

2006 berichtete ich zum letzten Mal von meiner so geliebten Jänner-Rallye und natürlich war ich vor genau zwanzig Jahren auch in Sankt Oswald beim „Haider-Wirt“, beim schnellsten Bäckermeister von Österreich Ernst Haneder, besichtigte noch einmal die berüchtigte Sonderprüfung Königswiesen und die geliebte „Sailors - Bar“ im Zentrum von Freistadt.

Und ich war sehr zufrieden, über einen österreichischen Sieger berichten zu dürfen: Raimund Baumschlager gewann deutlich mit Co-Pilot Bernhard Ettel im Mitsubishi EVO VIII vor Achim Mörtl/Sigi Schwarz im Subaru und auf Rang drei der heutige Oldie Hermann Gassner mit seiner Karin Tannhäuser im EVO VII.

Ein Dutzendmal durfte ich von einer der besten Rallyes berichten, von Wittmann und Haider, von Baumschlager und Gabi Husar, von Shekhar Mehta, Björn Waldegard, Hämelainen,  Eklund und einer Armada aus Tschechien, die sich oft vor mehr als 100.000 Fans profilierten.

Ich werde mich vor der 39. „Jänner“ noch einmal zu Wort melden - mit wenigen Erinnerungen, aber dem Status Quo und warum 2026 ein Österreicher gewinnen sollte….

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