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Erinnerungen eines Sportreporters: With a little help from my friends…
Privat

With a little help from my friends…

Aller guten Dinge sind drei; mindestens. Also blicken wir ein drittes Mal ins Buch der Karriere von Jörg Pattermann. Co-Protagonisten: Franz Wittmann und ein Lancia ... unter anderem.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Die Jahre 1985/86 zählen zu den seelischen Streichresultaten im Leben des Franz Wittmann. Mit dem VW Golf GTI wollten sich Top-Ergebnisse einfach nicht einstellen. Manche Konkurrenten in Österreich schienen erleichtert, den sonst übermächtigen Franz zu schlagen schien plötzlich gar nicht mehr so schwer zu sein. International gab es bestenfalls neunte Plätze in Griechenland und San Remo 1985 auch gab es im VW-Werksteam mit dem Schweden Kenneth Eriksson einen fast übermächtigen Gegner. Wittmann fuhr 1986 sechs WM-Läufe; Rang Sieben in Argentinien - hinter Rudi Stohl - war sein bestes Ergebnis. Und auch dort war Eriksson deutlich schneller. Franz erhoffte sich zum Saisonabschluss wenigstens einen Podestplatz im Waldviertel. Doch bei der „Semperit" streikte plötzlich sein Golf und der „Stern von Ramsau" geriet arg ins Wanken.

Doch ein Wittmann kann zwar fallen, aber aufstehen tut er allemal! Ein neues Projekt wurde gestartet, Hans Geist, damals Pressemann von Fiat Österreich, erklärte in der Direktion, dass man nun Werbung für den Lancia bräuchte und dies nur der „Herr Wittmann" könnte. Franz begab sich auf die Suche nach zusätzlichen Sponsoren, einem neuen Co-Piloten und siehe da, neben den Funkberatern war auch Bauhaus für das neue Projekt zu haben, während mit Jörg Pattermann nebenbei auch der beste Co-Pilot mit von der Partie war. Inzwischen hatte man aus Turin einen Lancia Delta importiert, der zuvor Markku Alen`s Arbeitsgerät gewesen war. In der Steiermark wurde dieses rassige Rallyeauto von den besten Lancia Mechanikern komplett zerlegt und vom unschlagbaren Duo Boruta/Karlhofer neu aufgebaut.

Und dann klingelte mein Telefon, Franz verwickelte mich in ein längeres Gespräch, erzählte vom neuen Projekt und neuem Sponsor und dann kam auch schon seine Bitte: „Kaunst ma ned helfen, mit ana Gschicht im Fernsehen, es warat grod jezd sehr wichtig.“ Und weil der gute Franz stets ein Mann mit Handschlagqualität war und ist, auch immer professionell das Rallyefahren betrieb, hatte ich schnell mehr als 10 Sendeminuten im „Sport am Montag" für ihn bekommen. Rein ins Archiv, die besten Bilder gesucht, raus nach Ramsau bei Hainfeld in den Gaupmannsgraben zum Interview und seine letzte Antwort auf meine Frage: „Glaubst du, du kannst einmal einen WM-Lauf gewinnen?“ war auch das Ende des Beitrags, denn Franz sagte bestimmt: „Warum nicht ?!“

Zwar begann die Saison 1987 ein wenig zäh mit einem 3. Rang bei der Schneerosenrallye in Heidenreichstein, aber Franz hatte die Gewissheit, nun wieder ein Rallyeauto zu lenken, mit dem man auch wieder Gesamtsiege feiern konnte. Und auch die Erkenntnis, dass mit Jörg Pattermann ein profunder Kenner der Materie an seiner Seite saß. Dass sein Salzburger Co-Pilot aber auch fuchsteufelswild werden konnte, erlebte ich in Kärnten, bei der Lavanttaler Frühlingsrallye in Wolfsberg.

Franz führte nach 18 Sonderprüfungen mit 35 Sekunden Vorsprung auf seinen Schwager Georg Fischer und beschloss beim letzten Service: „des forma jezd sicher ham" – doch Pattermann hielt dagegen: „wir sollten unser Tempo weiterfahren, Franz“! Aber Wittmann fuhr „auf sicher" – und verlor in der folgenden Prüfung 16 Sekunden. Nur noch eine Sonderprüfung, noch immer 19 Sekunden Vorsprung. Doch Fischer attackierte, riskierte mit dem Audi Quattro alles – und blieb im Ziel eine Sekunde VOR Wittmann. Franz war sprachlos wie selten und Pattermann schäumte: „Das passiert uns nie wieder, NIE WIEDER.“

Es kam der Juli, wir flogen nach Auckland und wie dieser WM-Lauf verlief, war schon in der Geschichte „Wittmann – Fortsetzung folgt" auf motorline.cc zu lesen. Aber diesen Zeitungsausschnitt aus der damals auflagenstärksten Zeitung Neuseelands, dem „Auckland Star" will ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten:

Nach Neuseeland folgten in Kärnten und der Steiermark zwei weitere, klare Siege in der heimischen Meisterschaft und auch im Waldviertel, beim Saisonabschluss, führten Wittmann/Pattermann nach 11 Sonderprüfungen deutlich vor den beiden Audi Quattro-Piloten Recalde und Stohl. Doch ein technischer Ausfall folgte und Franz meinte lakonisch zu seinem Beifahrer: „Macht nix Jörg, einen WM-Lauf hama gwonnen und nächstes Joahr wirst a no Staatsmeister!“

Gesagt, getan. 1988 feierten Wittmann/Pattermann in der heimischen Meisterschaft sieben überlegene Gesamtsiege, fast immer mit Minutenvorsprung und als „schlechtestes Ergebnis" gab es Rang Drei beim WM-Lauf in Argentinien hinter den Lancia-Werkspiloten Recalde und Biasion. Auch darüber wurde hier, auf motorline.cc in der Geschichte „Grazie Rudi – gern gscheg`n, Miki", bereits vor längerer Zeit berichtet, und dennoch erinnere ich mich noch an das legendäre Service vor dem Stadion im Cordoba. Franz hatte in der letzten Sonderprüfung des Vortages einen Felsbrocken getroffen und sich mühevoll in den Parc ferme´ geschleppt. Der Lancia war fast ein Totalschaden und es grenzte an ein Wunder, dass Wittmann/Pattermann tags darauf den ersten Serviceplatz erreichten. Die Hektik war unbeschreiblich und natürlich wollten wir für den ORF das folgende Geschehen dokumentieren, hielten fest, wie auch Stohl's Mechaniker zu Hilfe eilten und mit den Chefmechanikern Boruta und Gerhard Karlhofer unfassbares leisteten. Und mitten drin ein stoisch ruhiger Co-Pilot Jörg Pattermann der minütlich informierte: „bleibts ruhig Burschen, das geht sich alles aus, nur keine Hektik" – dabei sprang Einsatzleiter Hans Geist wie Rumpelstilzchen über den Serviceplatz. Und als tatsächlich ohne Strafminuten der Lancia in den neuen Morgen fuhr, stöhnte ein schweißüberströmter Andi Boruta zu mir: „der Pattermann hat Nerven, den bringt nix aus der Ruh, der is wirklich a Wauhnsinn".

1989 reichten sechs Gesamtsiege für einen weiteren Meistertitel, ehe die innige Beziehung mit Toyota begann. Aber das ist eine andere Geschichte ...

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