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Erinnerungen eines Sportreporters: Ohne Göd, ka Musi!
Fotos: Claus Neuberger privat, Daniel Fessl

Ohne Göd, ka Musi!

Peter Klein hat den Sekundenkrimi zwischen Simon Wagner und Hermann Neubauer bei der 3-Städte-Rallye genossen und erinnert sich zurück an seine Anfänge im Rallye-Zirkus und das liebe Sponsorgeld.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Immer dann, wenn ich für Motorline.cc eine neue Geschichte schreiben, denke ich erstmal über den Titel nach. Schließlich will man ja den geneigten Leser neugierig machen, auf neuen Lesestoff hinweisen und ihm Lust am Lesen bereiten. Der Auslöser am folgenden Thema in mehreren Akten heißt Simon Wagner, der sich schon vor dem letzten Rallyestaatsmeisterschaftslauf in Österreich den Titel in Deutschland sichern konnte. Ja, Rallyes interessieren mich noch immer, vor allem mit österreichischer Beteiligung. Und die vergangene 3-Städte-Rallye weckte mein besonderes Interesse, ging es doch erstens um den Meistertitel und zweitens um den Vergleich mit den Besten von unserem großen Nachbarn.

Ich hatte mich schon Tage vor dieser Veranstaltung auf Facebook aus dem Fenster gelehnt und einen österreichischen Sieg voraus gesagt. Dass aber von 13 Sonderprüfungen nicht eine einzige Bestzeit von einem deutschen Piloten erreicht werden konnte, machte mich sehr zufrieden. Wagner gegen Neubauer, ein unglaublich spannendes Duell auf jedem Rallyekilometer, oft trennten sie nur Zehntelsekunden, einmal fuhren sie sogar zeitgleich! Ich verfolgte diese Auseinandersetzung mit wachsender Begeisterung im Internet und bedaure es heute noch, nicht selbst unter den Fans vor Ort gewesen zu sein.

Erinnerungen an das Jahr 2001 wurden wach, an das beinharte Duell über neun Meisterschaftsläufe zwischen Franz Wittmann und Raphael Sperrer. Oder auch die Sekundenduelle in den späten 70er und 80er Jahren zwischen Haider und Wittmann, Fischer und Haider, Sulc und Koltay usw. Und dann fiel mir ein, welch Juwel wir doch wieder in Österreich haben und dass auch dieses, wie es scheint, verkümmern wird.

Hermann Neubauer soll nicht unerwähnt bleiben, dem bekanntlich das Glück nicht immer hold ist. Der 28jährige Oberösterreicher Wagner und sein um fünf Jahre ältere Salzburger Kontrahent Neubauer, beide haben meiner Meinung ihren Zenit noch nicht erreicht. Und das sind längst nicht alle Hoffnungsträger, wie wir schon bald im Waldviertel erleben werden.

Am Beginn meiner Berichterstattungen über den Rallyesport, das war in den späten 70er Jahren, machte ich mir noch keine Gedanken über die Veranstalter selbst, über Budgets der Fahrer, über Verluste bei Ausfällen. Es waren Piloten wie Wittmann, Sulc, Fischer, Haider, Stohl oder Russling die mich faszinierten und es war die Begeisterung der Fans, die auch mich begeisterte. Anfang Dezember 1978 bekam ich den redaktionellen Auftrag, zu einer Pressekonferenz zu gehen. „Sie machen dann alle Geschichten über die Jännerrallye“, sprach der Chef der aktuellen ORF-Berichterstattung Roland Knöppel zu mir.

Ich mochte schon damals sogenannte Pressekonferenzen nicht besonders. Meist wurden irgendwelche Sponsoren präsentiert, Bürgermeister gehuldigt und Berichterstatter umschwärmt. Danach wurden warmes Essen und Getränke serviert und so nebenbei das Wohlwollen der Medien ausgelotet. Für mich war das stets verlorene Zeit, aber ich hatte eben den dienstlichen Auftrag anwesend zu sein. Ich erfuhr über die Nennung eines Top-Stars, Stig Blomquist hatte sich mit einem Lancia angemeldet, Wittmann präsentierte seinen Porsche Carrera, Stohl seine Lada und als Fahrer Norwegens Star Per Engseth usw.

Ich lernte aber auch den Präsidenten des Badener Rallyeklubs, „Joschi“ Stoffer kennen und der Mann war tatsächlich sehr bemerkenswert. Sachlich und effizient erfuhr ich über Kosten und Personal, über freiwillige Feuerwehr und Sponsoren, über Sicherheit, Notärzte und Zeitnehmung. Nach einer intensiven halben Stunde sah ich die Jänner-Rallye auch aus der Sicht des Veranstalters, erfuhr über finanziellen Einsatz mancher Fahrer die sich nahe am persönlichen Ruin bewegten und verstand, wenn ein Pilot nicht mit letztem Einsatz um die Ecke kam, weil das Geld für einen neuen Kotflügel oder gar Motor nicht vorhanden war.

Einige Wochen später lernte ich dann in Freistadt viele Vertreter aus der Industrie näher kennen – mit einigen wenigen pflegte ich über Jahrzehnte näheren Kontakt. Ich hatte vom damaligen ORF Sportchef Teddy Podgorski gelernt, sich nicht mit den Akteuren und deren Umfeld zu „verhabern“. Auch sogenannten Pressebetreuern und Teamchefs ging ich in der Folge gerne aus dem Weg, der Kampf um Sendezeit wurde verschiedenartig versucht – und ich erwarb mir den Ruf arrogant und unnahbar zu sein. Einer der wenigen die nicht meine Nerven strapazierten war Klaus (Claus) Neuberger, der mir als Beifahrer bei einigen Top-Piloten wie Fischer, Engseth, Günther Janger und Klaus Russling aufgefallen war und mit Sepp Haider gar die 300 Minuten Rallye 1981 gewinnen konnte.

Auch als Teammanager, u.a. in den Diensten von Scharlachberg (Batida, Monnet, Jim Beam usw.) war der gute Mann tätig, als Pressebetreuer des Funkberaterteams um Franz Wittmann, Emco Racing mit Jo Gartner in der Formel 2 und Gustl Auinger im Monnet-Team in der 125 ccm Motorrad-WM um nur einige zu nennen. Keine Sorge, ich mache hier keine Werbung für einen PR-Mann der ebenfalls bereits das Pensionistenalter erreicht hat, doch den jüngeren Lesern ist der Name Neuberger kein Begriff – und dieser Mann hat ein profundes Wissen über den heimischen Motorsport.

Und er war in seinem Job nie lästig oder aufdringlich, immer höflich und reserviert. Man müsste sich eine zweite Meinung holen, dachte ich mir bei den Gedanken über junge Talente, Sponsoren und Förderungen. Ich mache mir oft Gedanken über die Wagners, über Neubauer, Waldherr, Raith und Zellhofer. Bei der Suche nach Kontakten fiel mir ein Foto vergangener Zeiten in die Hände: Franz Wittmann, Walter Röhrl und Poplegende Wolfgang Ambros bei der Präsentation von max.Mobil in der heimischen Rallyemeisterschaft. (Aufmacherbild)

Auch bei diesem Projekt hatte Klaus Neuberger mitgewirkt und so trafen wir einander wieder, nach mehr als zwanzig Jahren. Und diskutierten über Vergangenes, über den Rallyesport 2021 und über die Möglichkeiten die ein junger, hochbegabter Rallyepilot wie Simon Wagner noch hat. Darüber erzähle ich noch vor dem letzten Meisterschaftslauf, der W4 Rallye Anfang November…

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