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Erinnerungen eines Sportreporters
Fotos: privat

Gestern - Heute - Morgen: Gestern, Teil 2

Im zweiten Teil des ersten Teils seiner Trilogie würdigt ORF-Legende und motorline.cc-Kolumnist Peter Klein noch einmal die großen heimischen Piloten der Vergangenheit.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Heute noch denke ich gerne an all die verdienstvollen Österreicher, die den Rallyesport und dessen Beliebtheit hochhielten. Ich möchte keine Vergleiche mit der Gegenwart ziehen, aber ich möchte doch einige Protagonisten vor den Vorhang bitten, die dem Rallyesport in der Vergangenheit Wert und Anerkennung gegeben haben. Man möge mir verzeihen, wenn ich nicht alle prägenden Protagonisten berücksichtigen kann, erstens sind meine Erinnerungen nicht mehr allumfassend und zweitens müsste ich keine Glosse, sondern ein Buch schreiben.

Die Stars der 70er und 80er Jahre habe ich im „Gestern“ ja ausführlich beschrieben, doch gab es aus den Dynastien vieler Top-Piloten gleich einige Söhne, die den Vergleich mit den Vätern nicht zu scheuen brauchten.

Davor möchte ich aber auf Persönlichkeiten eingehen, die schon zwischen den Generationen für Furore gesorgt hatten, nämlich Gabi Husar, Graf Ernst Harrach, Willi Stengg sen. Raphael Sperrer und Raimund Baumschlager um nur einige zu nennen.
Über Österreichs Rekordmeister und dessen Verdienste um den Rallyesport zu berichten hieße Eulen nach Athen tragen. Zu präsent sind nach wie vor seine Siege und auch internationalen Erfolge, von San Remo über Korsika bis Afrika. Und auch heute greift der zum Opa gereifte Mann aus Rosenau am Hengstpass noch immer gerne ans Lenkrad seiner Rallyeautos, wenngleich sein Betrieb in Michldorf natürlich Vorrang hat. BRR ist in Europa ein Begriff geworden und viele mieten gerne die Skodas aus der seit mehr als zwanzig Jahren bestehenden Racing gmbh. Während die Karriere von Raimund ja noch heute anhält, währte jene von Gabi Husar zum Beispiel nur rund zehn Jahre, die aber aufregender nicht sein konnten.

Es war Anfang Jänner 1980 in Sandl, Oberösterreich, als mir zwei junge Damen auf Eis und Schnee bei der Streckenbesichtigung entgegenkamen. Zwei blutjunge Blondinen in einer Lada und beide waren hübsch anzusehen - Gabi Husar und Elisabeth Adamec. Ein Damenteam bei der „Jänner“ dachte ich noch, das wird wohl nichts. Und dann siegte wie gewohnt Franz Wittmann und die jungen Damen beendeten exakt im Mittelfeld und ließen sechzehn Herren ein wenig alt aussehen. Sechs Jahre später gab es den ersten Sieg bei der Varta Rallye in Kärnten, vor so prominenten Piloten wie Pfeifer, Harrach und Hopfer. Wer erinnert sich nicht an Sewis Antwort auf seine vielen Ausritte angesprochen: „Mia san jo ned zum Müch hoin do.“ Es gab mit Johann Schachinger den „schnellsten Polizisten", mit Kurt Göttlicher den „schnellsten Postler von Wien.“ Und wer erinnert sich nicht an Gabi Husar`s legendären Porsche?

Ich bin heute noch der Meinung, dass in Österreich nicht nur ihr Talent, sondern auch ihre Werbewirksamkeit verkannt wurde. 1986, am Fuße der Akropolis erregte sie unter den internationalen Journalisten großes Aufsehen. Es gab ja schon Michelle Mouton, die etwas füllige, bildhübsche Werkspilotin aus Frankreich mit wallender schwarzer Mähne – und da war plötzlich eine weitere Frau im internationalen Rallyesport, die schlanke, ungemein sportliche, nach außen kühle Blondine mit dem bildschönen Porsche. Österreichs Industrie erkannte nicht das heimische Juwel, daran änderte auch ihr Gesamtsieg in Kärnten, im darauffolgenden Herbst leider nichts.

Vier Jahre später war Co-Pilot Jörg Pattermann einmal mehr der „Meistermacher der Nation" - damals mit dem eleganten „Graf Ernst von Harrach" im Lancia Delta Integrale, Großgrundbesitzer im Burgenland, Sohn Beppo war gerade elf Jahre alt geworden.

Die Söhne der Väter

Auch in der Steiermark wuchs mit Willi Stengg jun ein Riesentalent heran, der Herr Papa, Opelhändler aus Hartberg, war 1990 mit seinem Kadett GSI 16 V eine nationale Größe im heimischen Rallyesport, während in Wien schon der junge Stohl, Jahrgang 1972, sein motorsportliches Unwesen trieb. Im südlichen Niederösterreich gab es Andreas Waldherr, der mit seinem VW Golf Furore machte, während im Westen mit Kris Rosenberger ein „junger Wider" aus begütertem Haus Schlagzeilen machte. Aus Kärnten meldete sich der ehrgeizige Achim Mörtl, während in Oberösterreich neben Baumschlager Raphael Sperrer zum echten Konkurrenten wurde und sich Markus Mitterbauer nicht zu verstecken brauchte. Burgenland war stolz auf den „Sohn vom Grafen“ Beppo Harrach, nicht zu vergessen „die Lettners“ und ich bin sicher, dass die Liste der angeführten Persönlichkeiten nicht vollständig ist. So gab es also in den 90er und 2000er Jahren jede Menge hochqualifizierter Nachfolger von Wittmann und Haider, von Stohl, Fischer und Harrach, von Stengg usw. Die Erfolge der Genannten sind kaum übersehbar, doch eine kurze Aufzählung wert:

Willi Stengg jun. Schon 1995 Staatsmeister, mehrfacher Vizemeister und heute nicht nur wohlbestallter Autohändler, sondern auch rühriger Mitveranstalter.

Manfred Stohl kümmerte sich nicht um heimische Titel, sondern suchte mit viel Erfolg die Konkurrenz in der Weltmeisterschaft. Sein kleines Imperium in Wien/Essling ist ebenso weit über die Grenzen hinaus bekannt, wie

Raimund Baumschlagers Firma BRR in Michldorf in Oberösterreich, wo bekanntlich auch Österreichs sechsfacher Staatsmeister

Raphael Sperrer in Kirchdorf mit der Qualitätsfirma Sperrer Motorsports GmbH seinen Sitz hat.

Kris Rosenberger hatte mit der Gastronomie seines Vaters nie viel am Hut, freute sich sehr über drei Meistertitel und suchte auch sehr oft den Vergleich mit der Weltklasse von San Remo bis Argentinien und Neuseeland. Und auch nach 35 Jahren Rallyesport ist er neben seiner Firma „Rosenberger Motors" in Graz noch immer aktiv, wenngleich nur noch „just for fun".

Der zweifache Vizemeister Markus Mitterbauer hat sich als jahrelanger Toyota Händler bereits zurückgezogen, während Kärntens Meister

Achim Mörtl, der noch immer den einsamen Rekord von sechs Meisterschaftssiegen in Folge hält und sich nach der schweren Erkrankung seiner Frau als Autotester einen sehr guten Namen gemacht hat und nicht zu vergessen der Jüngste

Beppo Harrach aus gräflichem Haus, zweifacher Staats- und dreifacher Vizemeister, dessen Karriere 1999 begann. Heute ist Beppo nicht nur Nachfolger seines Vaters Ernst als Schloßherr von Prugg, sondern auch anerkannter Unternehmer und Energiewirt.

Für die nachfolgende Generation der oben Genannten war es sicher nicht einfacher geworden und es ist auch für den Autor nicht leicht, den Übergang zum Heute zu finden...

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