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Erinnerungen eines Sportreporters: Ein WRC braucht das Land!
Privat & Daniel Fessl

Ein WRC braucht das Land!

Peter Klein traf sich mit "Meistermacher" Jörg Pattermann und schwelgte bei griechischem Wein in Erinnerungen zu einer ganz besonderen Zeit im österreichischen Rallyesport, als WRC das Geschehen bestimmten und am Ende Achim Mörtl Staatsmeister wurde.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Für Achim Mörtl war 1997 nach fünf Podestplätzen und dem souveränen Gruppe N-Sieg in Slowenien Schluss mit einem seriennahen Rallyeauto und auch die langjährige Beziehung mit seiner Co-Pilotin Ilka Petrasko ging zu Ende. Achim, voller Tatendrang strebte nach Höherem, wollte in die Königsklasse des Rallyesports – also musste ein sogenanntes Worldrallyecar her. Die Klassifizierung A8 wurde 1996 international beendet, ab 1997 wurde die höchste Klasse des Rallyesport WRC benannt und schon ein Jahr darauf sollte ein solches Automobil auch in Österreich zu sehen sein. So wollte es Achim, so unterstützte ihn einmal mehr die Familie und eine freundliche Bank. Auch ein neuer Co-Pilot musste her und nach einer einjährigen künstlerischen Pause, hatte auch der so erfolgreiche Jörg Pattermann wieder Lust Rallyes zu fahren. Der Salzburger Reifenspezialist hatte sich den Ruf als "Meistermacher" angeeignet und nicht nur Franz Wittmann zu höchsten Ehren begleitet. Über den wohl erfolgreichsten männlichen Co-Piloten Österreichs (Ilka Minor ist mit mehr als 300 Rallyes nicht zu toppen) werde ich im Herbst meine Erinnerungen darbieten. Doch weil bekanntlich alles im Leben zwei Seiten hat und ich auch seine Erfahrungen und Erlebnisse mit Achim Mörtl wissen wollte, trafen wir einander vergangene Woche in Wien.

Jörg, der griechischen Küche zugeneigt, schlug ein Treffen im achten Wiener Gemeindebezirk vor. Genau geschrieben in der Josefstädterstraße, wo der Besitzer der Villa Maria ein großartiger Gastgeber und nicht nur Kenner griechischer Rotweine ist. Aus dem einstündig geplanten Interview wurde ein vierstündiger vergnüglicher Abend, an dem Erinnerungen ausgetauscht wurden – und ich einiges mehr über die dreijährige Partnerschaft Mörtl/Pattermann erfahren konnte.

Ich kenne Jörg Pattermann seit mehr als 33 Jahren, 1979 war er noch mit Sepp Haider bei der Jänner-Rallye im Opel Kadett Gesamtdritter geworden und schon damals war Jörg eine der Persönlichkeiten des heimischen Rallyesports. Groß, sportlich, eloquent, ein Mann, von dem man vertrauensvoll einen Gebrauchtwagen kaufen würde…. “Wie war das damals mit dem Achim“ wollte ich wissen, "wie seid ihr zusammen gekommen?“ Jörg überlegt nur kurz und beginnt danach zu erzählen: "Achim ist mir und Franz (Wittmann) schon 1995 im Waldviertel aufgefallen, aber schon vorher war bekannt, dass er vor allem auf Asphalt wahnsinnig schnell war.

1996 kam er dann mit dem Gruppe N Subaru daher und hat nicht nur seine direkten Konkurrenten alt aussehen lassen. Bei der Pyhrn-Eisenwurzen war er, glaube ich, drei Minuten vor Mitterbauer im Toyota und im Verlauf des Jahres hat er immer wieder Sonderprüfungszeiten vor profilierten Gruppe A Fahrern erreicht. Ich glaube, damals ist er auch erstmals Staatsmeister geworden?" Ich blättere in meiner "Mappe der Weisheit" und kann nur bestätigen. "Und dann wird er 1997 auf Korsika Dritter, fährt in Österreich gleich 4x aufs Podest und als ich ihn bei einer Pressekonferenz in Kärnten näher kennengelernt hatte, war mein Interesse geweckt. Ich setzte mich zu ihm ins Auto und war auf Anhieb von seinen Reflexen überrascht,- der Kerl kann richtig gut Auto fahren, dachte ich mir. Und als er dann vorschlug, mit ihm die österreichische Meisterschaft in einem WRC zu fahren, war ich sofort dazu bereit.“

Das Projekt Subaru WRC belief sich auf acht Millionen Schilling und 1998 war ein recht abwechslungsreiches Jahr für das neue Duo. Schon bei der zweiten gemeinsamen Rallye in Österreich gab es den ersten klaren Sieg vor Sperrer und Haider bei der Sebringrallye im Raum Pinggau. Nach zwei unfallbedingten Ausfällen folgte ein erster Kontakt mit der Weltklasse bei der Rallye San Remo, aber erst am letzten Tag konnte Achim einigermaßen mithalten. Erfolgserlebnisse gab es zum Abschluss im Waldviertel, bei der 18. Semperit-Rallye. Zwar war Ungarns Meister und Schotterspezialist Janos Toth im neuen Toyota Corolla WRC nicht zu schlagen, aber der Vergleich mit Italiens Andrea Navarra, der ebenfalls mit einem Subaru unterwegs war, ging klar an das Duo Mörtl/Pattermann.

Nach sechs gemeinsamen Rallyes begann die Saison 1999 für Jörg und Achim, wie sie fulminanter nicht sein konnte. Eine fantastische Nennliste mit vier WRCs am Start der Bosch-Rallye, die damals rund um den Österreichring gefahren wurde, dazu die großartigen Quertreiber Haider im Peugeot 306 Maxi und Sperrer mit seinem legendären Renault Megane. "Achim fuhr dort auf 15 Sonderprüfungen neun Bestzeiten" erzählt mir Jörg "ich musste Achim am Ende ein wenig einbremsen, der Vorsprung war groß genug und Achim wollte noch immer attackieren.“ Ich war schon satt von den vielen Köstlichkeiten, die uns in der Villa Maria serviert worden waren, als mir die folgende Pyhrn-Eisenwurzenrallye wieder einfiel. Das gnadenlose Duell mit dem Platzhirsch Sperrer, die sensationellen Bilder, die uns die Onboard-Kameras lieferten, Raphael ließ den WRC-Piloten Stengg und Mitterbauer keine Chance – gegen Mörtl/Pattermann aber war er chancenlos.

Den dritten Sieg in Folge gab es einmal mehr auf Asphalt im Raum Lublijana und den vierten anschließend rund um Pinggau. Willi Stengg und Markus Mitterbauer kamen auf die Zehntelsekunde ins Ziel,- erneut hinter Mörtl der in Slowenien, bei der darauffolgenden Castrol - Rallye gleich 17 von 20 Sonderprüfungen gewann. Saisonabschluss 1999 war bei Helmut Doppelreiters OMV-Rallye und wieder lieferten zwei montierte Kameras atemberaubende Bilder. Wieder waren es die glorreichen Vier Mörtl – Stengg – Mitterbauer und Sperrer, die gut 20.000 Fans entzückten und wieder war das Duo Mörtl/Pattermann nicht zu schlagen. "Der Subaru war wie maßgeschneidert für Achim“ erklärt Jörg "da war er einfach übermächtig und ein sehr verdienter Staatsmeister“.

Über das folgendem unfallträchtige Jahr des Achim Mörtl und über eine Fehlentscheidung im Team von Manfred Stohl erzähle ich euch kommende Woche, hier auf motorline.cc

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