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Erinnerungen eines Sportreporters: Die Sieger der Safari '82
Fotos: Archiv Rudi Stohl / Buch "Rallye, mein Abenteuer", Peter Klein privat

Die Sieger der Safari '82

Ein fuchsteufelswilder Walter Röhrl, mit Rudi Stohl und Reinhard Kaufmann die ersten Österreicher im Ziel der Safari-Rallye und ein nicht ganz unumstrittener Sieger Shekhar Mehta.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Das Aufmacherbild stamms aus dem Archiv von Rudi Stohl und wurden auch im Buch "Rallye, mein Abenteuer – PS-Spaß auf fünf Kontinenten" veröffentlicht, das von Chris Wikus geschrieben wurde und im Verlag Wolfgang Drabesch erschienen ist. Neu ist es nicht mehr erhältlich, gebrauchte Exemplare sind aber noch im Umlauf.

Nach einer kurzen Nacht in Nairobi gab es ein längeres Gespräch zwischen Röhrl und Aaltonen. Der Finne beteuerte, die Warnung wegen der einzigen Schlammpassage durchgegeben zu haben,- doch die Botschaft war im Schauer der Nacht nicht durchgedrungen. Röhrl wollte dies nicht so recht glauben, „waun oana do scho 18 Moi gforn is, 10 Moi koa Zü gsegn hot, Dritta woa und scho fünf moi Zweita, dea wü do nua mea gwinna“, bilanzierte Walter logisch und machte sich Richtung Viktoriasee auf die Jagd.

Rudi Stohl und Reinhard Kaufmann hatten nur wenig Schlaf bekommen, auch lief die Lada nun klaglos, doch der lange Aufenthalt im Schlamm hatte sechs Plätze gekostet. Der geneigte Leser wird nun fragen, warum sind nicht auch all die anderen in Troubles gekommen? Nun, es wird nicht jeder bei der Safari vor dem Übel gewarnt – der Gast hat zu lernen und sollte auch immer reichlich „Kenyashillinge“ bei sich haben. Gegen eine freundliche Geldspende wird dann auch langsam aus dem Dreck geholfen… Auch wir hatten nur wenig Schlaf abbekommen doch das Wissen, dass Stohl weiter im Bewerb war, stimmte uns fröhlich und ließ die Müdigkeit schwinden.

Tonmeister Walter Paminger links und Kameramann Ewald Zechner flankieren Peter Klein

Die zweite Schleife brachte doch einige Änderungen, obwohl die Strecke eher trocken und vergleichsweise harmlos geblieben war. Doch bei Nissan wurde eine Achse nach der anderen gewechselt, auch Mehta blieb nicht verschont und sein Teamkollege Mike Kirkland ließ gar drei Mal die Hinterachse tauschen lassen. Röhrl musste bald auf seinen Teamkollegen verzichten, Rauno Aaltonen, der schon 1962 seine erste „East African Safarirallye“ gefahren war, sah zum bereits 11. Mal nicht das Ziel – Motorschaden. Damit führte Mehta vor Röhrl, der nahe dem Viktoriasee seine Strategie ändert, auf übergroße Vorsicht verzichtete und zu attackieren begann.

Stohl hatte im Staub nicht weniger als sechs Konkurrenten – darunter auch Timo Salonen, der aufgeben musste – überholt, auch er nun ohne Rücksicht auf Verluste, ein WM-Punkt bei der Safari wäre ein zusätzliches Geschenk. Irgendwo in der Savanne tauchte dann Walter Röhrl in eine Staubfahne ein, saugte sich an, kämpfte im Blindflug und dachte wohl: „ein Chasecar, oder ist es gar schon der Führende?“ Mit gut 190 km/h am Tacho erkannte Co-Pilot Geistdörfer die Startnummer 1 – „jezd kriagt a Kopfweh, da Meta!“ und zog vorbei. Kurz vor Kagamega dann die Zeitkontrolle – und dort stempelt gerade Shekar Mehta mild lächelnd VOR Röhrl seine Zeit. „Dös gibt´s jo nit, i hobn do mindestns fünf Minutn aufibrennt“, fauchte der „Lange“ und Christian Geistdörfer meinte ebenfalls ungläubig; „Woita, dea hot a gscheitares Roadbook ois wia mia – do kemma nit gwinna!“

Selten hatte man Walter Röhrl derart wütend gesehen, zornig hämmerte er mit den Fäusten auf das Lenkrad: „do wiast bschissa, do wiast glott bschissa“, fluchte er auch noch in der letzten Zwangsrast in Nakuru. Noch etwa 300 km waren zu fahren als in der Lada von Stohl die Bremsleitung brach – und das an 10. Stelle liegend. Co-Pilot Kaufmann hing an der Handbremse, erneut Zeitverlust. Der Weltmeisterschaftspunkt musste abgeschrieben werden, es begann der Kampf um die Zielankunft – ohne Bremse, die auch nicht notdürftig repariert werden konnte.

Beitrag Safari-Rallye Sportstudio ZDF


Rund 20 km vor dem Ziel in Nairobi gab es bei einem Hotel die letzte Zwangsrast: Mehta im Nissan Violet vor Röhrl – Walter hatte sich, mit Blickrichtung WM-Stand, wieder beruhigt – der Drittplatzierte Mike Kirkland im zweiten Nissan lag schon 69 Minuten hinter dem Deutschen. Noch 160 km weit entfernt kämpfte sich die österreichische Besatzung durch die Staubwüste, verfolgt von einer Servicecrew während die Zweite schon am Lake Naivasha lauerte, um zu übernehmen.

Tatsächlich schafften es Stohl/Kaufmann als erste Österreicher bis ins Ziel und während die Zwei auf die Einfahrt zum Kenyatta-Center warteten, feierten zwei ihrer Mechaniker bereits im Jacaranda-Hotel. Mehta holte sich seinen 5. Sieg bei der Safarirallye, Röhrl zog mit weiteren 15 WM-Punkten in der Fahrerwertung auf und davon und das Duo Stohl/Kaufmann freute sich schon auf den nächsten Einsatz bei der 3. Himalayarallye in Indien.

Am späten Nachmittag waren alle wieder im Hotel, nach Bad und frischer Kleidung gab es nun für alle reichlich Getränke sowie jede Menge Spaß und Einladungen für die Mädls an der Bar. Zur Abendstunde wurde dann von Stohls Gattin Elfi beschlossen, zum Inder im Westlands-Einkaufszentrum essen zu gehen. Das war den Schönen der Nacht aber gar nicht recht, sie wollten noch Bier, ein paar Kenyashillinge und viel Vergnügen mit den lustigen „Austrians“! „No money“ ächzte einer aus der Schraubertruppe, „only T-Shirts.“ Und als wir nach 23 Uhr gestärkt zurück ins Hotel kamen, saßen zwei von Stohls Mechanikern ein wenig verlegen grinsend an der Bar. Flankiert von vier Schönheiten in blütenweißen LADA-Shirts…

Am 19. April sahen 1,2 Millionen Menschen in Österreich – und zumindest ebenso viele im bayerischen Raum – „Sport am Montag“ und unseren Bericht von der Safarirallye 1982. Ab diesem Zeitpunkt war mir klar, nach Wittmanns Triumpf mit dem Quattro, nach Stohls Premiere in Kenia und hoch zufriedenen Sponsoren, der Rallyesport hatte in Österreich an Popularität enorm gewonnen.

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