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Erinnerungen eines Sportreporters: Rudi Stohl – Der Marathonmann
Fotos: Rudi Stohl privat

Rudi Stohl – Der Marathonmann

Peter Klein erinnert sich an die 1980er-Jahre und Rallye-Marathonmann Rudi Stohl, der auch nach seinem schweren Unfall nicht ans Aufgeben dachte. Und dann war da noch Junior Manfred.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Nach seinem schweren Unfall bei der Rallye Cote d`Ivoire 1988, nach Spitalsaufenthalt und Rehabilitation stellte sich Rudi Stohl nicht die Frage nach dem Sinn Rallyes zu fahren. Vielmehr zog er eine Bilanz über die bisherigen 80er-Jahre und es ergab sich folgendes Resümee: In diesen neun Jahren mit neun verschiedenen Co-Piloten 44 Rallyes gefahren, zwei Mal Österreichs „Automobilsportler des Jahres“ und Vize-Weltmeister in der Gruppe A geworden. Als erster Österreicher die Safarirallye über mehr als 4.500 Kilometer beendet, Indira Gandhi bei der Siegerehrung der ersten Himalayarallye in Dehli mit Handkuss begrüßt und mit vierten, fünften und sechsten Plätzen bei Weltmeisterschaftsläufen mitten in der Weltklasse geglänzt.

Ich hatte Rudi bei seiner Rehabilitation im „Weißen Hof“ in Klosterneuburg mit einem Kamerateam besucht, seine Fortschritte, seine Reflexübungen filmisch festgehalten denn mir war klar, mit knapp 42 Jahren beendet ein Stohl noch lange nicht seine motorsportliche Karriere. Ich saß bei ihm in der Küche, jede Menge Fotos auf dem Tisch, das Wrack von der Elfenbeinküste und auch Fotos von Stohl junior. Manfred auf einem BMX Rad, aber gegen BMX-Weltmeister Alexander Wurz war er chancenlos.

Manfred auf seinem ersten Motorrad, einer Puch, Manfred auf der Motocrossmaschine vor dem strengen Auge des Doppelweltmeisters Heinz Kinigadner. Manfred war noch keine 17 Jahre jung, ungemein tüchtig in seiner Lehrzeit als Mechaniker, ein wilder Knabe mit der Entschlossenheit seines Vaters. Ich schaute auf die Bilder mit Manfred. „Sag einmal, Rallyes interessieren Manfred nicht?“ Rudi schüttelte den Kopf: „der is jezd gaunz narrisch auf Motocross und da „Kini“ is sei großes Vuarbüd.“

Das würde auch vorbei gehen, dachte ich für mich, denn Manfred war zwar kräftig aber gerade mal knapp über 1,70 groß. Abwarten, dachte ich und wir besprachen Rudi‘s Pläne für 1989. „I muass amoi mid alle Sponsoren redn, HB bleibt, Castrol und Michelin a, oba i brauchat no an zwa klanare.“ Und wieder einmal sprang der legendäre Präsident des Badener Rallyeklubs ein. „Joschi“ Stoffer, aus der Generaldirektion des Henkelkonzerns, bewarb ein neues Haarshampoo namens „Action“ und schon zierte der Aufkleber die Windschutzscheibe des Audi 90 Quattro.

„Oiso, mia foan amoi die Safari, nocha die Akropolis, in Australien woa ma a no ned und am Schluss no amoi die Bandama“. Ich blickte Rudi zweifelnd an: „Noch einmal die Elfenbeinküste Rudi?“ Und Stohl biss auf die Zähne: „Noch ana Brezn gibt ma ned auf“, sagte er bestimmt und damit stand das WM-Programm des Herrn Stohl für 1989. Rund 9.000 Sonderprüfungskilometer und keine Rede mehr von Unfall, Bewusstlosigkeit, Spital oder Rehabilitation. Stohl, laut Sport-am-Montag-Moderator Sigi Bergmann der „Marathonmann“ blieb seiner Linie treu.

Wie gewohnt, fand die Safari 1989 zur Osterzeit statt. Ernst Rohringer als Co-Pilot, wie Stohl ein exzellenter Mechaniker, Rolf Schmidt mit seiner Crew im Service, die Vorbereitungen konnten nicht besser sein. Doch Rudi fand diesmal nicht das richtige Tempo, immer wieder auf der Jagd nach den VW-Werkspiloten Blomquist und Weber wurde er ungeduldig, zerstörte reihenweise Fahrwerk, Dämpfer und Reifen, schließlich war die Zeitüberschreitung gegeben – das Aus für Stohl.

Mir war nicht klar, welche Auswirkungen der Unfall an der Elfenbeinküste mit sich brachte. Hatte Stohl das Gespür für Tempo, Angriff oder Abwarten verloren? Die Antwort kam zwei Monate später in Griechenland. Rang Sechs, inmitten der Weltklasse und schon liefen die Vorbereitungen für Australien. Auch Franz Wittmann und Sepp Haider hatten für diesen WM-Lauf genannt und jeder spekulierte mit einer guten Platzierung unter den ersten Zehn. Doch der Untergrund der Sonderprüfungen war tückisch, die kleinen, runden Tonkügelchen wirkten wie Kugellager und Sepp Haider meinte „waunst di auns Auto lahnst, rutscht afoch weg und du liegst am Kreiz“.

Sepp schied in der 13. Sonderprüfung aus, Franz schon in der Zehnten. Stohl schaffte alle 544 SP-Kilometer, meinte aber schon am Abend des ersten Tages: „I kaun do ned foan, do rutscht wia mid Slicks auf Eis und de Bam stengan zehn Zantimeter nebn da Stroßn.“ Rudi wurde 18. bei seiner ersten und auch letzten „Rally Australia“. Knapp 2.600 Kilometer fuhr Rudi danach an der Elfenbeinküste, dann musste er wegen Motorschaden aufgeben und erklärte beim Veranstalter in Abidjan: „I come next year“.

1990 fuhr Stohl nur vier Rallyes, das Budget war knapp,- aber erstmals zeigte ein neuer Weltkonzern Interesse an Stohl, es gab erste Gespräche mit der OMV. Rudi wurde 7. bei seiner 9. Safariteilnahme, Ausfall in Griechenland und sensationeller Vierter in Argentinien hinter Weltmeister Biasion, Sainz und Auriol. Am 1. November 1990 rollte das Duo Stohl/Rohringer als Zweite über die Zielrampe in Abidjan, der Unfall war aufgearbeitet, wenn auch nicht vergessen. Und auch der Vertrag mit der OMV wurde unterschrieben, Generaldirektor Richard Schenz wollte den „Marathonmann“ persönlich kennen lernen. Pressechef Doktor Michelitsch legte den Sponsorvertrag vor: „Wir haben den Junior-Stohl mit hinein genommen, manche sagen ja, der wird noch besser als der Vater“, lächelte er schelmisch. Der Mann hatte Weitblick und so sahen Rudi und Manfred Stohl einer gesicherten Rallyesaison 1991 entgegen.

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