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Erinnerungen eines Sportreporters: Sigi, allein zu Hause!
Sigi Schwarz privat

Sigi, allein zu Hause!

Heute startet die East Africa Safari Classic. Mit dabei: Kris Rosenberger als Titelverteidiger. Um den geht es in der heutigen Kolumne von Peter Klein aber nicht, sondern um eine weitere Legende des heimischen Rallyesports, die eng mit Kris verbunden ist: Sigi Schwarz.

Peter Klein für den Motorline Paddock Corner

Kris Rosenberger ist in Afrika um mit seiner Lebenspartnerin heuer zum zweiten Mal, vom 10. – 18. Februar, die "East Africa Safari Classic Rally" zu bestreiten. Und natürlich fällt mir dazu eine weitere Legende des heimischen Rallyesports ein: Sigi Schwarz, Jahrgang 1967, dessen Karriere vor 36 Jahren begann. Und er saß tatsächlich bei einigen der schnellsten Österreicher dieser Zunft am Beifahrersitz, unter anderen bei Raphael Sperrer, Jörg Ramsauer, Achim Mörtl, Gerwald Grössing und Willi Stengg. Fast die Hälfte seiner Rallyes, bisher rund 180, fuhr Schwarz aber mit Rosenberger - zum ersten Mal 1992. Nach sechs Jahren endete diese "wilde Ehe" mit dem Meistertitel 1997 – weil es Kris ins Ausland, in die Weltmeisterschaft zog und das Angebot bei VW zu fahren nicht auszuschlagen war. Und nachdem der gute Sigi etliche Jahre mit den Herren Chauffeuren Mörtl und vorrangig Grössing "fremd gegangen" war und sich Herr Rosenberger nach zwei Jahren mit Per Carlsson in der Folge gerne von hübschen Damen den Weg weisen ließ, fand man 2001 wieder für weitere fünf Jahre zueinander.

Danach waren, bei aller Freundschaft, Mörtl und vor allem Gerwald Grössing die Autolenker, bis es 2019 zum dritten Mal zur Partnerschaft Rosenberger/Schwarz gekommen war. Allerdings gab es 2021 in Weiz den bösen Unfall, der Sigi etliche Arztbesuche bescherte. Der nagelneue Skoda Fabia R5 kam nach etlichen Überschlägen, bei denen keine Richtung ausgelassen wurde, nur noch mit Restwert zum Liegen.

Ich machte mich also auf den Weg nach Steyrling, einem idyllischen Dorf im Bezirk Kirchdorf in Oberösterreich. Mein Navi sagte mir eine Fahrzeit von rund drei Stunden voraus, Zeit genug, um Erinnerungen wachzurufen. Ich habe es mir abgewöhnt, so wie früher, als ich aus beruflichen Gründen, oft in großer Eile und selten mit Rücksicht auf Geschwindigkeitsbegrenzung unterwegs war. Südautobahn – Tempomat – 100km/h und ich freue mich fast kindisch, dass mein fast schon 400.000 km alter BMW X3 noch immer einen Durchschnittsverbrauch von 7 Liter Diesel anzeigt!

Ich muss Sigi fragen, wie es eigentlich immer wieder zur Zusammenarbeit mit Rosenberger gekommen war, was seine wesentlichen Erinnerungen sind und wie Sigi selbst zum Rallyesport fand. Sigi Schwarz, der "Gastronom aus Steyrling" wie ich ihn oft im ORF genannt hatte; er hatte den Gasthof "Zur Kaiserin Elisabeth" von den Eltern übernommen – und damit auch viel Verantwortung. Seine Kochkunst wird heute ebenso geschätzt wie vor 25 Jahren. Er ist der perfekte Gastgeber: launig, charmant, aber auch ein kluges Schlitzohr.

Höhe Windischgarsten fällt mir Tina Maria Monego ein (siehe meine Erinnerungen auf motorline.cc "Ein Leben voller Gegensätze") und ich rufe sie an. "Was fällt dir spontan zu Sigi Schwarz ein?" will ich von ihr wissen? "Wie er als Co-Pilot ist, kann ich ja nicht beurteilen, aber seine Erfolge sagen wohl alles. Er ist ein absolut lieber Kerl und seine Partys sind einfach genial!" Dem kann ich nur zustimmen und nähere mich dem Abzweig Steyrling 2 km. Wir telefonieren des Öfteren und ich freue mich ihn wiederzusehen, mit ihm zu plaudern.

Schon die Einfahrt in das Tal strahlt Ruhe aus, für mich ist dieser Ort Erholung und Spaß, Entspannung und Gemütlichkeit. Ich freue mich aber auch auf ein Bier in der urgemütlichen Gaststube und denke plötzlich, wie geht es ihm eigentlich jetzt, in dieser langen Zeit der Pandemie? Wie geht es ihm ohne dem gewohnten Trubel, hat er noch so viele Nächtigungen, sind die Gäste treu geblieben? Keine Rallye, Rosenberger ohne ihn in Afrika – Sigi praktisch allein zu Hause. Ich parke vor der "Kaiserin" – jede Menge Parkplätze. Ich krame noch nach dem Handy, nach den Unterlagen und als ich aussteige, steht er vor der Eingangstüre. Gastfreundlich, mit weit auseinander gebreiteten Armen und einem strahlenden Lachen.

Ich freue mich, den alten Haudegen wieder einmal zu sehen und drücke ihn an mich. Wir gehen in die Gaststube. Es ist, als käme man nach Hause. Sigi serviert ein großes Bier und in der gleichen Minute haben wir unser erstes Thema! Rosenberger ist seit dem vergangenen Sonntag in Kenia – Sigi sitzt in Steyrling,- ob er sauer ist auf Kris will ich wissen. "Aber überhaupt nicht! Schau, wir sind gut 80 Rallyes gemeinsam gefahren, für ein paar Tage kann ich immer weg, aber zwei Wochen in Afrika, da müsste ich zusperren. Ich habe jetzt seit 22 Monaten, trotz aller Schwierigkeiten, meinen Personalstand gehalten. Die vielen Lockdowns haben wir gemeinsam überstanden, ohne große Hilfe. Aufsperren, zusperren, Sperrstunden, Desinfektionen ... Die Zimmervermietung ist praktisch auf 0 gesunken, keine Ausflügler in unserem wunderschönen Tal nur meine Stammgäste sind geblieben! Ich denke, wir müssen noch zwei Monate durchhalten, mit Frühlingsbeginn wird es wieder besser" strahlt mich der ewige Optimist an.

Und schon erzählt er von den gemeinsamen Plänen für die neue Saison, wann und womit gefahren werden soll und dass er täglich am Computer hängen wird, um zu sehen, wie es ihm "dort drüben geht, dem Krisi". Er sprudelt förmlich über, sehnt sich schon sehr ins Cockpit und dass er heute noch Besuch von einem seiner treuesten Sponsoren bekommt und dass "der Kris am Ende sicher unter den ersten Drei bei der Safari sein wird." Sigi Schwarz strahlt über das ganze Gesicht und es ist, als wären die Sorgen der Pandemie vergessen und die Zukunft rosarot. "Kris fährt ja in Kenia mit einem 40 Jahre alten Porsche und nach Weiz im Vorjahr sind wir ja bei der Hartbergrallye auch mit einem Porsche gefahren - das war richtig geil !"

Ich erinnere ihn an den schweren Unfall vor einem guten halben Jahr bei der Weiz-Rallye und will wissen, ob er denn nicht schon genug hätte vom Rallyesport, von Unfällen und ob er nicht Angst davor hätte, dass es einmal vielleicht schlimmer ausgeht. Da strahlt er mich an und schüttelt den Kopf: "Na, nie! Schau, ich zeig dir ein Foto, der Ford war auf Putzfetzen, aber der Überrollkäfig ist wie neu!" Einmal mehr bin ich überrascht, was ein gut gemachtes Rallyeauto aushält und gleichzeitig wieder beruhigt, was die Rallyepläne vom Duo Rosenberger/Schwarz betrifft.

Dann kommt der treueste Sponsor mit Gattin, sie leben gut eine Stunde Fahrzeit entfernt und auch sie gehören zu den verbliebenen Stammgästen. Sigi stürmt in die Küche, um uns Köstlichkeiten aus dem Hause "Kaiserin" zu bereiten und danach sitzen wir fast weitere vier Stunden beisammen, plaudern auch ein wenig über das Golfspiel, aber vor allem über den Rallyesport.

Doch darüber erzähle ich euch nächstes Mal.

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