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Spitzmüller siegt beim Mitsubishi-Debüt

Csaba Spitzmüller gewinnt die Veszprem-Rallye im Lancer WRC05, knapp dahinter Janos Toth (Peugeot 307 WRC), Platz drei geht an Tamas Turi (Skoda Fabia).

Text/Fotos: Daniel Fessl

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    Die Veszprem-Rallye nördlich des Plattensees galt schon seit jeher als die härteste Rallye im Ungarischen Kalender. Zwar wird auch die Duna-Rallye im selben Gebiet gefahren, doch sind im Frühjahr zur Zeit der Duna-Rallye die Sonderprüfungen doch noch in einem besseren Zustand als jetzt im Hochsommer, die Temperaturen von bis zu 38°c tun ein übriges um Mensch und Material bis an seine Grenzen zu treiben. Nicht umsonst trägt die Veszprem Rallye auch den Beinamen Ungarische Akropolis...

    Krisztian Hideg, der bei uns seit seinen regelmässigen Auftritten im DarkDog Mitsubishi bestens bekannt ist brachte es nach der Recce auf den Punkt: "This is crazy!", war sein zwar kurzer, aber treffender Kommentar zu den Prüfungen.

    Sehr zur Freude der meisten Fahrer wurde die Veszprem Rallye heuer auf zwei Tage verkürzt, Grund dafür war der Rallycross Europameisterschaftslauf im nur 40 km entfernten Nyirad.

    So wurde „nur“ der Prolog; sowie die Superspecial am Freitag und 7 Sonderprüfungen über 132km am Samstag gefahren. Die durchschnittliche Länge der Sp´s betrug demnach fast 20 km und das bei knapp 40° Außentemperatur und annähernd 70° in den Cockpits...

    Ein kurzer Blick auf die Starterliste verriet zunächst, dass wieder die bekannten Protagonisten der bisherigen Saison am Start standen, bei genauerem Hinsehen stellte man aber doch die ein oder andere sehr interessante Änderung fest.

    Die erste betraf Gergely Szabo, einigen sicher noch bekannt als er in den Jahren 2003 und 2004 in seinem gelben Octavia WRC mit Drifteinlagen der Extraklasse für wahre Begeisterungsstürme unter den Zuschauern sorgte. Seit 2005 fährt Szabo einen Mitsubishi in der Gruppe N, darum war es auch einigermassen ruhig um ihn geworden, da sich ein GrN Mitsu eben doch nicht so gut für einen Powerslide eignet wie ein WRC.

    Nun bei der Veszprem sass Szabo endlich wieder im WRC, und zwar im Ford Focus den bisher Csaba Spitzmüller bewegte. Damit sind wir auch schon bei der zweiten, noch viel sensationelleren Änderung vor der Veszprem Rallye, eben dieser Csaba Spitzmüller beklagte schon die ganze Saison einen technischen Nachteil gegenüber den aktuellen WorldRallyCars der Konkurenz zu haben, also machte man sich auf die Suche nach einem dem Peugeot 307, Focus 03 und Fabia ebenbürtigen Gefährt.

    Fündig wurde man in England bei MMSP, diese Abkürzung steht für Mitsubishi Motorsport, und dahinter verbirgt sich jenes Team das die Lancer 05 WRC für Gigi Galli und Daniel Carlsson bei ihren Einsätzen in der WM vorbereitet!

    Lange Rede kurzer Sinn, „Spici“ wird die drei restlichen Rallyes zur Ungarischen Meisterschaft 2006 mit einem aktuellen Mitsubishi Lancer 05 WRC bestreiten! Damit spielt er wieder in einer Liga mit Janika, Benik und Turi.

    Wie bei fast allen Rallyes in Ungarn bildet auch in Veszprem ein Prolog am Freitagnachmittag den Auftakt, auf einem Rundkurs, der sowohl Asphalt als auch Schotterelemente enthielt und auf dem gleichzeitig zwei Autos unterwegs waren wurde sowohl der Prolog über eine Runde wie auch eine Superspecial über zwei Runden ausgetragen.

    Den vielen Zuschauern wurde eine tolle Show geboten, für das erste Highlight sorgte Zsolt Kakuszi, der S1600 Sieger der letzten beiden Rallyes überschlug sich mit seinem Polo gleich in der ersten Kurve des Prologes!

    Die Streckenposten benötigten mehr als zwei Minuten um Kakuszi´s Gefährt wieder auf die Räder zu stellen und es zurück auf die Fahrbahn zu
    befördern. Kakuszi setzte die Fahrt zwar fort, wenig später öffnete sich aber die Motorhaube und bescherte dem VW-Piloten eine relativ eingeschränkte Sicht nach vorne. Das konnte ihn nicht davon abhalten, den Polo im Drift um die Kurven zu jagen und am Sprunghügel alles zu geben.

    Bei den letzten beiden Paarungen des Tages, Tamas Turi gegen Csaba Spitzmüller sowie Balasz Benik gegen Janos Toth kochte die Stimmung dann noch mal richtig.

    Den Sieg im Prolog holte sich Skoda Pilot Turi mit nur einer Zehntelsekunde Vorsprung vor Benik im Ford, auf der Superspecial zeigte Toth einmal mehr wer der Herr im Ring ist und distanzierte den zweitplazierten Spitzmüller im neuen Mitsubishi WRC gleich um 5,5 Sekunden.

    Am Samstag ging es dann aber so richtig zur Sache, doch leider musste sich einer der Mitfavoriten sowohl um den Sieg als auch um die Meisterschaft bereits sehr früh von der Rallye verabschieden, bei der Ausfahrt aus dem Service wurde an Beniks Focus ein Leck im Tank festgestellt, an eine Reperatur war nicht zu denken und somit war einer ganz grossen Favoriten bereits draussen ohne nur eine „richtige“ Sonderprüfung gefahren zu sein.

    Die nächste Überraschung liess nicht lange auf sich warten, gleich auf der ersten Sp, mit 25 Kilometer auch gleichzeitig die längste Prüfung der Rallye, lagen ausgerechnet jene beiden Männer in Front, die mit jeweils neuen Autos angetreten waren, doch nicht wie man gedacht hätte Spici im Topaktuellen Lancer WRC fuhr die Bestzeit, es war ausgerechnet Gergö Szabo im von Spici als zu langsam befundenen vier Jahre alten Focus WRC war der Schnellste!

    Auf der zweiten Sp des Tages konnte Spici den Spiess dann umdrehen und fuhr Bestzeit vor Szabo, der aber immer noch schneller unterwegs war als Janika und Turi, der allerdings schon vom Start weg über Getriebeprobleme am Fabia klagte.

    Auf Sp 5 dann der nächste Paukenschlag, am Mitsubishi des Führenden platze nach etwa der Hälfte der 20 km langen Sonderprüfung der linke hintere Reifen, Spici beendete die Sp zwar, und auch der Zeitverlust hielt sich mit 32 Sekunden in Grenzen, allerdings war Spici seine Führung vorerst los.

    Damit lag völlig sensationell Szabo im ausgemusterten Focus WRC in Führung, doch nur 3,5 Sekunden hinter Szabo lag der eher zurückhaltend agierende Janika Toth. Nach dem frühen Ausfall von Benik merkte man deutlich dass Janika nicht mehr alles riskierte und eher auf Abwarten fuhr.

    Die Sp 6 holte sich abermals Szabo und baute damit seine Führung weiter aus, Spici konnte den kaputten Reifen auf der Verbindungsetappe wechseln und fuhr die zweitbeste Zeit.

    Trotz seiner taktischen Fahrweise verwunderten der relativ grosse Rückstand von Janika, an der Einfahrt zum Service gab es dann die Antwort auf den grossen Zeitverlust. Bea Bahor, die Co-Pilotin von Janika hatte einen Hitzschlag erlitten, zu allem Überfluss hatte sich Bea auch noch bei einem Sprung die Schulter ausgekegelt, Janika fuhr die Sonderprüfung praktisch auf Sicht. Kurz machte das Gerücht einer Aufgabe Janikas die Runde, doch nach intensiver Behandlung durch die Physiotherapeuten des Teams entschloss sich Bea die Zähne zusammenzubeissen und weiterzumachen.

    Auf der 7. Sonderprüfung schlug der Defektteufel dann auch beim bis dahin sensationell führenden Gergö Szabo zu, ein Reifenschaden nach 15 von 25 Kilometern kostete Szabo 1:10 Minuten und warf ihn vom ersten auf den dritten Platz zurück.

    Völlig überraschend lag nun Janika in Führung, doch Spici verkürzte mit seiner zweiten Bestzeit den Rückstand auf die Spitze auf nur mehr 5,9 Sekunden, und es sollte in dieser Tonart weitergehen, auf Sp 8 folgte eine weitere Bestzeit und zwar eine deutliche, 12,5 Sekunden lagen zwischen Spici und dem zweitschnellsten Szabo, gar 20,4 Sekunden nahm Spici dem Führenden Janika ab, damit eroberte Spitzmüller auch die Spitze wieder zurück.

    Die 9. und letzte Sonderprüfung gewann Tamas Turi im Fabia, Szabo wurde ein weiteres mal Opfer eines Defektes, diesmal war es die Servolenkung am Focus die Ihren Dienst aufgab und Szabo um den wohlverdienten 3.Rang brachte, an der Führung von Spitzmüller änderte sich nichts mehr und so gewann Spici gleich bei seinem ersten Auftritt im neuen Mitsubishi WRC!

    Spici wirkte allerdings vor der Siegerehrung einigermassen nachdenklich, zwar war er der Sieger, doch der schnellste Mann war eindeutig Szabo und das exakt in jenem Auto das Spitzmüller als nicht mehr konkurrenzfähig eingestuft hatte...

    Die heimlichen Sieger in Veszprem hiessen Bea Bahor und Janika Toth, Bea hatte trotz starker Schmerzen die Rallye beendet und mit dem zweiten Platz hinter Spici und dem gleichzeitigen Ausfall von Benik ist man dem Meistertitel ein beträchtliches Stück näher gekommen. Beim nächsten Meisterschaftslauf, der Budapest Rallye genügt also Janika schon ein 5. Platz um den Meistertitel in trockene Tücher zu bringen.

    Der Sieg in der Klasse A8 ging einmal mehr an Frigyes Turan im Valvoline Mitsubishi, seinen ersten Gr.N Saisonsieg feierte Istvan Elek im Subaru Impreza und in der S1600 Klasse war nach der zirkusreifen Einlage von Kakuszi im Prolog Robert Butor ohne Gegner und gewann souverän vor Olle in einem weiteren Ignis.

    Ergebnis:

    1 Spitzmüller Csaba
    Kazár Miklós
    Mitsubishi Lancer WRC
    Pacotti Motorsport WRC 1h24'46"8
    2 ifj.Tóth János
    Bahor Bea
    Peugeot 307 WRC
    J. R. T. WRC 14"0
    3 Turi Tamás
    Tóth Imre
    Skoda Fabia WRC
    Skoda Rally Team WRC 01'23"3
    4 Szabó Gergely
    Benics Kálmán
    Ford Focus WRC
    BSC Motorsport WRC 02'06"2
    5 Tagai Tamás
    Tagai Róbert
    Skoda Octavia WRC
    Intermédia Motorsport WRC 02'34"3
    6 Turán Frigyes
    Rusznák László
    Mitsubishi Lancer EVO VI
    Top Speed Racing Kft. A8 03'27"7
    7 ifj.Angyalfi Károly
    Nyirfás Julianna
    Mitsubishi Lancer
    Pacotti Motorsport A8 05'53"1
    8 Elek István
    Budai Annamária
    Subaru Impreza
    HBRK ASE N4 06'21"6
    9 Matics Mihály
    Vinoczai Attila
    Mitsubishi Lancer EVO VI
    Visual Racing Kft. N4 06'36"7
    10 Botka Krisztián
    Mihalik Péter
    Mitsubishi Lancer EVO VI
    Botka Sport Club N4 06'40"9
    11 Balázs Vilmos
    Szeghalmi György
    Subaru Impreza
    Laroco Msc N4 07'40"9
    12 Bútor Róbert
    Tóth Vilmos
    Suzuki Ignis S1600
    Bútor Rallye Team S1600 08'11"3
    13 Szíjj Zsolt
    Kerekes Dani
    Mitsubishi Lancer EVO VI
    Speedy Motorsport N4 08'28"9
    14 Borsi Gergely
    Baranyai László
    Mitsubishi Lancer EVO VI
    Holczer Racing A8 08'49"8
    15 Ollé Sasa
    Kerék Balázs
    Suzuki Ignis S1600
    Minor Suzuki-Treff Motorsport S1600 09'12"9

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