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ORM: ARBÖ-Rallye

Pokalsieger mit 77

Mit 77 wurde Kurt Adam ORM-Pokalsieger (Div. P3) – als weltweit ältester Motorsport-Titelträger. Die Kraft bezieht er aus der Liebe zum Sport….

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Günter Niedermann/motorpics.at

„Ich habe eigentlich nie einen Titel angestrebt, der Sport stand für mich immer im Vordergrund“, sagt Kurt Adam. Als es dann jedoch so weit war, bei der ARBÖ-Rallye, wo der 77-Jährige den Rallyepokal der Division P3 für Gruppe H-Fahrzeuge mit Zweiradantrieb noch vor dem ORM-Finale im Waldviertel sichern konnte, war das doch eine „angenehme Begleiterscheinung“, wie es Kurt Adam zum Ausdruck bringt.

Der fünfte Platz in der Division P3 reichte für den vorzeitigen Titelgewinn aus – zuvor jedoch musste Adam um diese Zielankunft zittern: „Die Kupplung war schon ziemlich am Ende, maximal ein oder zwei Sonderprüfungen wären noch möglich gewesen.“

Als er dann auf die Rampe rollte und aus dem giftgrünen Seat Ibiza Cupra stieg, übermannten ihn die Emotionen: Mit 77 Jahren, in seiner 47. Saison, als weltweit ältester Motorsport-Titelgewinner – Tränen der Rührung, sicher auch in Gedanken an seine tapfere Ehefrau Hanide, die bis vor zwei Jahren auf dem „heißen Sitz“ aus dem „Gebetsbuch“ las, seither jedoch wegen einer schweren Krankheit von Gerlinde Krenn fachkundig vertreten wird. „An der langen Leine“ würde sie ihren Kurt lassen, erzählt Hanide, weil „er dann glücklich ist und voller Energien heimkommen“ würde…

Ein Fall für das Buch der Rekorde

Kurt Adam weiß: „Dass jemand mit 77 Jahren so einen Titel holt, wird es wahrscheinlich nie mehr geben, das scheint irgendwie einzementiert zu sein. Ich möchte auch schauen, ob wir es ins Buch der Rekorde schaffen. Das hätte ich mir damals, als ich mit dem Rallyesport begonnen habe, nie gedacht, dass ich mit 77 einen solchen Erfolg einfahren würde.“

In den Fünfzigerjahren startete er als Speedwaypilot auf zwei Rädern, wechselte 1967 ins Rallyeauto und sagt seither: „Ich bin Rallyepilot mit Leib und Seele – denn in diesem Sport musst du flexibel sein, es ist immer alles anders, jede einzelne Sonderprüfung kann im zweiten Durchgang schon wieder ganz anders sein, das Wetter kann sich auch ständig ändern. Das ist der Grund, warum ich diesen Sport liebe – ich wollte immer Rallyes fahren, aber nicht um jeden Preis! Schulden wollte ich keine dafür machen, ich wollte immer am Abend unbesorgt schlafen gehen.“

So musste sich Kurt Adam stets nach der Decke strecken: „Was das Material anbelangt, betreibe ich diesen Sport seit jeher auf niedrigstem Level – denn es ist ganz einfach: Ich fahre mit dem Material, das mir zur Verfügung steht.“ Statt teure Boliden zu mieten, kauft Adam relativ kostengünstige Fahrzeuge und spart zudem Geld, indem er selbst Hand anlegt: „Es gab keine großen Sponsoren, es waren immer Freunde und Gönner, die mir meist mit Material ausgeholfen haben. Bis auf den Motor mache ich alles selbst, auch die Getriebeübersetzungen berechne ich selbst, ein Freund stellt mir eine Hebebühne zur Verfügung.“

Ein Schritt nach dem anderen

In einer Zeit, in der viele Jungtalente nach wenigen Rallyes nach dem nächststärksten Fahrzeug lechzen, setzte Kurt Adam „immer nur einen Schritt nach dem anderen“, wie er sagt. Und: „Mein Trumpf ist die Haltbarkeit – ich habe meine Autos immer sehr sorgfältig vorbereitet, alles mit den eigenen Händen erledigt. Trotzdem kann natürlich immer etwas kaputtgehen.“

Als Freund und Mechaniker steht ihm Daniel Klingenberg zur Seite, mit dem befreundeten Rallyeteam Dworak bildet man als Servicepark-Nachbarn eine Symbiose, sprich: man hilft einander, wo man kann.

Fit mit Zufriedenheit

Warum er mit 77 immer noch fit für eine Rallye ist, kann sich Kurt Adam selbst nicht wirklich erklären: „Manche sind mit 70 topfit, andere wiederum sind mit 50 schon ein Wrack. Ich habe immer recht gesund gelebt und ich war vor allem stets mit mir selbst zufrieden. Ich fühle mich wie knapp 50, habe ein gutes Reaktionsvermögen und brauche beim Rallyefahren keine Brille. Sicher: So mutig wie mit 30 fährt man mit 77 nicht mehr – dafür sieht man öfter die Zielrampe.“

Ob es ihn reizen würde, einmal mit einem S2000-Boliden zufahren? Kurt Adam überlegt nicht lange: „Sicher würde mich das reizen. Auch ein World Rally Car wäre nicht schlecht. Ich wurde auch schon einmal eingeladen, mit einem Gassner-Evo zu fahren – da versucht man dann natürlich, das Auto heil zu lassen.“

“Unbeschwert Gas geben“

Wie lange wird die Rallyegemeinde den sympathischen, in Vorarlberg lebenden Niederösterreicher bewundern dürfen? Kurt Adam sagt: „So lange ich noch fit und körperlich in der Lage bin, Rallyes zu bestreiten, möchte ich das auch tun. Ich werde sicher auch 2014 wieder an den Start gehen.“

Sieht man Kurt Adan und seinen giftgrünen Boliden auch beim ORM-Finale im Waldviertel? Kurt antwortet wie aus der Pistole geschossen: „Na klar! Die Waldviertel-Rallye fahre ich ganz sicher – denn da kann ich ja wieder unbeschwert Gas geben!“

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