RALLYE

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
ORM: ARBÖ-Rallye

Drei Möglichkeiten, doch welche ist die bessere?

S2000, Regional Rally Car oder R5 – das ist momentan die Frage aller Fragen. Wir verglichen die Drei nahezu identischen Fahrzeuggruppen und stellten die Zukunftsfrage.

Michael Hintermayer

Die im Moment siegfähigsten Rallyewagen in nationalen Meisterschaften sind, egal wohin man blickt, bis auf wenige Ausnahmen wie zum Beispiel Deutschland und Belgien, S2000-Boliden. Wir nahmen die Drei nahezu, vom Reglement her identischen S2000, Regional Rally Cars, sowie die neuen R5-Wagen genauer unter die Lupe und betrachteten dieses von der fahrerischen, sowie auch von der wirtschaftlichen Seite.

S2000

Das S2000-Reglement basiert auf der früheren Gruppe A und gilt für Rallye- und Tourenwagen. Der große Unterschied zwischen Schotterpiste und Rundstrecke besteht in der Verwendungsmöglichkeit des Allradantriebs bei Rallyewagen. Die S2000-Motorenformel beinhaltet 2000ccm Benzin-Saugmotoren oder gleich voluminöse Turbodiesel-Aggregate sowie den 1600ccm Turbobenziner, auch bekannt als Weltmotor, der laut FIA marktübergreifend eingesetzt werden soll.

Ob dieses Weltmotor-Prinzip wirklich sinnvoll ist, oder zu einer „Fadisierung“ des Sports beiträgt, sei dahingestellt. Die WTCC, ERC und WRC setzen den Weltmotor mittlerweile in die Tat um und auch in der Formel 1 wird das 1,6 Liter Turbo-Konzept im nächsten Jahr zum Einsatz kommen.

Seit Jahren dominieren die S2000-Fahrzeuge die europäischen und nationalen Meisterschaften. Sie wurden ins Leben gerufen, um die teuren Gruppe A-Fahrzeuge abzulösen und eine eigene Fahrzeuggruppe unter den World Rally Cars zu bilden. Das Zweitere scheint gelungen zu sein, aber ob die S2000-Wagen heutzutage noch billiger sind, sei in Frage gestellt. Der Griff zu einem WRC liegt dadurch nahe, doch da diese in nationalen Meisterschaften (mit Ausnahmen) nicht erlaubt sind, wurden die RRC´s ins Leben gerufen.

RRC – Regional Rally Car

Die Idee der RRC´s besteht darin, Privatkunden die Möglichkeit zu bieten, mit ihren World Rally Cars auch in nationalen Meisterschaften teilzunehmen. Da sich die FIA sich dazu entschieden hat, WRC´s nur noch in der Rallye-Weltmeisterschaft zu erlauben und diese somit künstlich, vom Leistungsgewicht (Balance of Performance, wie es im Rennenglisch heißt) her zur schnellsten Rallye-Serie zu machen muss ein World Rally Car abgerüstet werden. Ein milderes Ansprechverhalten des Motors, sowie eine Rückrüstung des Aerodynamikpaketes sind vorgeschrieben, sowie der Einbau eines 30mm-Restriktors. Dadurch fristet ein RRC, ohne den großen Heckflügel des WRC´s und mit Einbußen bei Sound und Beschleunigung ein relativ langweiliges Dasein.

Der größte Unterschied zu den RR5-Wagen ist laut Manfred Stohl der Preis. Ein World Rallye Car kostet circa 500.000 Euro, ein R5 lediglich 300.000 Euro. Diese Preisschwankung erklärt sich laut Stohl durch den Motor, der bei einem WRC viel kostspieliger aufgebaut ist. Der R5-Motor ist gegen das WRC-Triebwerk eher ein Serienmotor.

Zusätzlich gibt es bei den WRC, beziehungsweise RRC keine Kostenbeschränkung. Bei den R5-Wagen wurden für sämtliche Teile preisliche Obergrenzen eingeführt, damit die Kosten nicht explodieren können.
Die RRC´s wurden dadurch zum „Rohrkrepierer“, da die Einsatzkosten eines WRC´s zu Buche schlagen, man aber nur eine „Light-Version“ zu Verfügung hat.

R5

Die R5-Wagen sind die neue Generation und Definition des modernen Rallyesport. Zwar unterscheiden sie sich vom Reglement her wenig von den Turbo-S2000-Fahrzeugen, verfügen aber durch den Einsatz von größeren Restriktoren und anderen technischen Feinheiten mehr Drehmoment als die Super2000-Modelle. Bei den R5-Boliden kommt auch die wirtschaftliche Seite mit ins Spiel. Mit der Weiterentwicklung der S2000-Modelle verdienen die Hersteller wenig Geld, also müssen neue Autos her.

Hinter dem Rallye-Business steckt ein enormer Markt, es gibt hier immer noch viel Geld und Ruhm zu verdienen. Deshalb werden die R5, die vor kurzer Zeit ihr Debüt im internationalen Motorsport gaben die S2000 über kurz oder lang von der Spitze ablösen. Vom Kostenfaktor her sind sie zwar teuer in der Anschaffung und im Unterhalt, doch wenn man die Preise eines siegfähigen S2000 mit einem der neuen R5-Modelle vergleicht ist der Preisunterschied minimal.

Da es sich für den Verfasser dieses Artikels schwierig gestaltet, die drei Fahrzeuggruppen auch von deren Fahrbarkeit her zu vergleichen, fragten wir jemanden, der es wissen muss und die technische Weiterentwicklung trotz seines Ausstiegs aus dem Sport weiterhin genau mitverfolgt, Franz Wittmann Junior.

Dieser meinte auf die Frage der Unterschiede, die der Fahrer hinter dem Lenkrad spürt folgendes: „Die S2000-Saugmotoren sind schwer zu fahren. Man muss den Motor immer in einem bestimmten Drehzahlband halten, sonst geht einem die Kraft aus. Auch die Linienwahl verändert sich dadurch. Man muss mit möglichst viel Schwung in die Kurve, sowie auch wieder aus der Kurve heraus mitnehmen. Es ist für einen Fahrer, der von einem Turbo-Wagen, wie zum Beispiel einem Mitsubishi Evo, auf einen S2000-Sauger umsteigt sicher schwieriger, als sich an einen R5-Boliden zu gewöhnen.“

Auch die Regional Rally Cars betrachtet Wittmann nur als Randerscheinung des Sports: „Die RRC´s sind ein Flop. Es sollte ein Zwischending zwischen den WRC´s und den S2000 sein, ist aber vom Preis her zu teuer und deshalb nicht lebensfähig.“

Lediglich die R5 betrachtet er als positive Entwicklung, die, wie auch er meint die Zukunft des Sport darstellen werden: „Ich verfolge die R5-Einführung genau mit und es ist spannend. Zwar werden dieses mit Sicherheit nicht sehr viel billiger sein als die S2000, doch die R5-Wagen haben einen Turbomotor besitzen deshalb mehr Drehmoment als die Sauger. Es ist toll einen Wagen zu fahren, der über solch einen Turbo-Punch verfügt. Die R5 werden die S2000 von der Spitze verdrängen, dafür sorgt die FIA. Ich bin gespannt auf das Österreich-Debüt des R5 mit Gerwald Grössing am Steuer. Ich schätze ihn hoch ein, er hat in den letzten Jahren viel dazugelernt und wird mit dem, für ihn neuen Wagen sicherlich eine gute Vorstellung abliefern.“

Ähnliche Themen:

News aus anderen Motorline-Channels:

ORM: ARBÖ-Rallye

- special features -

Weitere Artikel:

Lavanttal-Rallye: Nach SP2

Zwei Fragen nach zwei Prüfungen

Der Auftakt zur 46. LASERHERO Lavanttal-Rallye powered by Dohr-Wolfsberg ist erfolgt / An der Spitze duellieren sich mit Simon Wagner und Hermann Neubauer zwei alte Bekannte / Die Verfolger warten noch ab

Auf den knüppelharten Schotter-Stages der Ungarn-Rallye schaffen Wagner/Winter das angepeilte Top 10-Ergebnis. Kramer/Kvick nach Überschlag out.

Lavanttal-Rallye: Vorschau Schart

Angelegenheit des Herzens

Nach dem frühen Ausfall bei der Rebenland-Rallye ist es der besondere Wunsch von Andreas Schart, die in Kürze stattfindende Lavanttal-Rallye stilgerecht und ergebnismäßig erfolgreich zu beenden...

Lavanttal-Rallye: Vorschau E&S

E&S Motorsport startklar fürs Lavanttal

Das junge oberösterreichische Team E&S Motorsport tritt kommendes Wochenende (4.–6. April 2024) mit zwei Rallye-Crews in Kärnten an.