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ORM: Weiz-Rallye

Turbulenter Eröffnungstag in Weiz

Was für ein Tag 1! Neubauer mit Bestzeit! Die S2000-Premieren. Das totale Chaos auf SP 4. Am Ende führt Baumschlager vor Neubauer und Grössing.

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Daniel Fessl/www.motorline.cc

Ein Rallyetag im steirischen Weiz, der vielen Teams noch länger in Erinnerung bleiben dürfte. Langeweile kam an diesem Freitag jedenfalls garantiert nicht auf – denn für Abwechslung wurde von vielerlei Seiten gesorgt…

Die Neubauer-Bestzeit

Bei glühender Hitze wurde die Weiz-Rallye mit der 14,44 km langen SP „Gössersattel“ eingeläutet. Hermann Neubauer, zum ersten Mal im Stohl Racing Peugeot 207 S2000 unterwegs, sorgte mit seiner Bestzeit für eine kleine Sensation.

Der Salzburger strahlte über beide Ohren, auch wenn er einräumte: „Ich denke nicht, dass ich mit dem Raimund die ganze Rallye mithalten kann. Ich werde sicherlich nicht 120 Prozent geben, ich will auf der Straße bleiben.“ Der angesprochene Raimund Baumschlager, dem nur eine Zehntelsekunde auf den S2000-Rookie fehlte, gab die Blumen zurück: „Ich möchte Hermann gratulieren. Er hat hier wirklich gute Arbeit geleistet.“

Die Rutschpartie auf heißem Staub

„Bei Regen hätten wir mehr Grip als bei dieser Hitze.“ Dies war die einhellige Meinung der Lenkradakrobaten, nachdem sie im zweiten „Ringerl“ die Prüfungen „Gollersattel“ (12,98 km) und die zweite Durchfahrt der SP „Gössersattel“ absolviert hatten.

Der „junge Wilde“, Hermann Neubauer, musste zurückstecken und sich mit Rang zwei zufrieden geben. Zum einen, weil Baumschlager mit zwei Bestzeiten kontern konnte. Zum anderen, weil Neubauer Zeit verlor: „Leider hat sich Gerwald Grössing vor mir gedreht. Dadurch ist viel Splitt auf die Fahrbahn gekommen und ich musste vom Gas gehen.“ Grössing, der nach SP 3 dann doch, auch bei erhöhter S2000/RRC-Präsenz den gewohnten dritten Rang belegen konnte, holte tief Luft: „Bei 160 km/h hatte ich einen gewaltigen Dreher. Zum Glück bin ich nirgends angeschlagen.“

Sensationell die Leistung des Brüderpaars Gunthard und Arno Puchleitner auf einem Mitsubishi Lancer Evo IX, die nach SP 3 auf Rang vier zu finden waren – noch vor Armin Kremer im Stohl Racing Ford Fiesta RRC und Mario Saibel bei dessen Premiere im Skoda Fabia S2000.

Das Chaos auf SP 4

Die zweite Durchfahrt der „Gollersattel“-Prüfung am späten Nachmittag geriet dann zu einer wahren „Hochschaubahn der Gefühle“. Als Raimund Baumschlager nur noch drei Kilometer zu fahren hatte, setzte ein wolkenbruchartiger „Sintflutregen“ ein, der die Strecke recht bald gehörig „bewässerte“. Mit jedem weiteren Starter wurden die Bedingungen schwieriger – so schwierig, dass die Prüfung schließlich neutralisiert wurde.

Manche Piloten kreideten die unterschiedlichen Verhältnisse als „unfair“ an und drückten ihre Hoffnung aus, dass die gesamte SP annulliert wird, was jedoch nicht geschah. Routinier und „Althase“ Oschi Posch wiederum relativierte: „Der Rallyesport zeichnet sich seit jeher dadurch aus, dass die Piloten den Witterungsbedingungen ausgesetzt sind – so können sich unterschiedliche Wetterverhältnisse auf die gefahrenen Zeiten auswirken. Einmal hast du Pech, dann wieder hast du Glück.“

Mit Glück und Pech hatte folgendes Szenario dann weniger zu tun: Nachdem die Prüfung neutralisiert wurde, die Piloten also am Start darüber informiert wurden, dass sie neutral, ohne Zeitnahme und laut StvO über die Prüfung fahren sollen, wurden einigen Piloten offenbar wieder im Renntempo losgeschickt. Alfred Leitner schüttelte den Kopf: „Es war ein totales Chaos, wir haben vier Fahrzeuge eingeholt. Ich verstehe nicht, was hier los ist.“ Stephan Förster berichtete: „Die SP4 wurde neutralisiert und dann nochmal gestartet. Ich verstehe das nicht. Wir sind voll auf Angriff gefahren und haben dann keine Zeit bekommen.“

„Tessitore“, mit dem Model Christina Kaiser unterwegs, wurde offenbar beides gesagt – verwundert erklärte er: „Auf der vierten SP ist zu mir gesagt worden, dass diese neutralisiert wurde, doch dann hieß es plötzlich, ich soll voll fahren.“ Ein erzürnter Wolfram Doberer erklärte schließlich: „Es ist gefährlich und unfair, wenn eine Sonderprüfung neutralisiert und dann wieder gestartet wird.“

Warum es zu dieser für die Piloten wenig erfreulichen und vor allem nicht ungefährlichen Situation kam, ist derzeit noch nicht ganz geklärt. Rallyeleiter Folkrad Payrich erklärte gegenüber motorline.cc: „Es gab ein Kommunikationsproblem zwischen dem SP-Leiter und dem Starter. Genaueres kann ich derzeit aber noch nicht sagen.“

Das Unwetter über dem Großraum Weiz tobte dermaßen, dass die SP 5, der „Anger Rundkurs“ für die erste Durchfahrt komplett abgesagt werden musste. Doch als sich der „Wettergott“ ein wenig beruhigte, gelang es den Veranstaltern und ihren Helfern, die Prüfung für den zweiten Durchgang am Freitagabend wieder flott zu bekommen.

SP 6: Noch einmal Neubauer!

Der turbulente Tag endete schließlich so, wie er begonnen hatte: Mit einer Bestzeit von Hermann Neubauer im Peugeot S2000. Auch bei Nässe und bei Dunkelheit konnte der Salzburger dem führenden Raimund Baumschlager zwei Zehntelsekunden abknöpfen. Insgesamt jedoch fehlen Neubauer 24,2 Sekunden auf den Rosenauer.

Gerwald Grössing bleibt die dritte Kraft, belegt mit etwas mehr als einer Minute Rückstand Platz drei im Gesamtklassement. Dahinter liegen Armin Kremer, der sensationelle Gunthard Puchleitner und Mario Saibel auf den Plätzen vier bis sechs.

In der 2WD gab es bereits auf SP 3 eine Vorentscheidung: Der Jaga Citroen DS3 R3 von Peter Ebner flog wegen eines Bremsdefekts von der Strecke in ein Flussbett. Die Crew blieb unverletzt, doch die Rallye ist für Ebner zu Ende.

Hannes Danzinger führt nun auf Gesamtrang sieben liegend die 2WD-Wertung an, Michael Böhm liegt mit 18,1 Sekunden Rückstand direkt hinter ihm. Walter Mayer und Gerald Rigler komplettieren die Top 10 im Gesamtklassement.

Lokalmatador Klemens Haingartner fährt im zweiten Jaga-Citroen auf Gesamtrang elf als 2WD-Dritter auf Podiumskurs in der Zweiradmeisterschaft.

Im Opel Corsa OPC Rallye Cup führt wieder einmal Daniel Wollinger, gefolgt von Gerhard Aigner und Rene Rieder.

Im Rallye Pokal der OSK führt Gerald Rigler vor Willi Rabl und Reini Sampl, der in seinem nach Serienreglement M1 aufgebauten Evo X GSR eine tolle erste Vorstellung in der ORM gab, was auch sein 28. Gesamtrang bestätigt.

Bei den Historischen führt Gert Göbendorfer auf einem Opel Ascona i200 vor Ossi Posch und Stephan Förster. Porsche-Pilot Johannes Huber musste gleich auf SP 1 wegen eines Motorproblems stoppen, setzt die Fahrt am Samstag unter Rally2 fort.

Im Historic Rallye Pokal hat mit Kurt Göttlicher der Topfavorit das Zepter in der Hand.

Am Samstag sind noch acht Sonderprüfungen zu insgesamt rund 125 Wertungskilometern zu absolvieren – man darf gespannt sein, ob die zweite Etappe ebenso spannend und aufregend wird…

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