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Versicherungsbeitrag sparen mit "Pay-as-you-drive"

Die Kfz-Versicherung fährt mit

Mit "Pay as you drive" wollen Kfz-Versicherungen Autofahrer via On-Board-Unit überwachen und die Prämie nach der Fahrweise ausrichten.

Sascha Rhode

Autofahrer stören sich gerne an Mitfahrern, die jede Aktion hinterm Steuer kritisch kommentieren. Musste der riskante Überholvorgang sein? War die Vollbremsung wirklich nötig? Vorsicht - Tempolimit!

Eine ähnliche Überwachung könnte Autofahrern im deutschsprachigen Raum - Österreich, der Schweiz und Deutschland - bald vonseiten ihrer Kfz-Versicherung blühen.

Was in den USA und Großbritannien längst gang und gäbe ist und in Italien, Spanien, Belgien sowie den Niederlanden gerade etabliert wird, soll auch hierzulande die Tariflandschaft revolutionieren.

Pay-as-you-drive (PAYD) heißt die Zauberformel. Das unabhängige Vergleichsportal CHECK24 erläutert die Hintergründe des alternativen Berechnungsmodells für den Kfz-Versicherungsbeitrag:

Passive Fahrweise wird belohnt

Bei PAYD bestimmt das Fahrverhalten des Versicherten die Höhe des Versicherungsbeitrags. Wer vorausschauend fährt, wird für seine risikoarme Fahrweise mit einer günstigen Prämie belohnt. Rücksichtslose Raser hingegen sollen durch die Späh-Technik an Bord entlarvt und für das hohe Schadenrisiko mit einem Aufschlag beim Versicherungsbeitrag bestraft werden.

Welche Fahrdaten die Versicherungen genau interessieren und wie sich der Beitragssatz aus dem Wust an Informationen berechnet, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Laut der Allianz sind unter anderem das Brems- und Beschleunigungsverhalten, die Geschwindigkeit und Lenkbewegungen von Bedeutung. Auch Zeit und Strecke der Fahrten sowie der nächtliche Abstellort können leicht via GPS ermittelt werden und in die Prämienberechnung einfließen.

Die Daten können durch ein fest im Wagen installiertes Gerät aufgezeichnet, gespeichert und drahtlos übermittelt werden. So funktionieren etwa die On-Board-Units in deutschen Lkw, die für die Erhebung der Lkw-Maut auf den Autobahnen genutzt werden. Allerdings haben auch die Spediteure ständig Zugriff darauf und können die Fahrt jedes einzelnen Brummis überwachen: Wann macht der Fahrer wie lange Pause, wann und wo steht er im Stau, wie schnell ist er unterwegs, wie viel Sprit verbraucht er?

Das Smartphone als Spionage-Werkzeug

Auch mit mobilen Geräten wie einem Smartphone lassen sich die Daten für die Kfz-Versicherung erheben. Dafür braucht es lediglich die passende App und einen Anschluss an die Fahrzeugelektronik. In modernen Autos ist das kein Problem. In den USA und Großbritannien sind diese Telematik-Tarife längst etabliert. Autoversicherer auf dem italienischen Markt müssen sogar per Gesetz mindestens einen PAYD-Tarif im Angebot haben.

Den Vorteil der Überwachung für die Versicherungsunternehmen belegen britische Studien. Danach sollen die Ausgaben der Assekuranzen für die Schadensregulierung pro Jahr durch die PAYD-Kfz-Tarife um bis zu 30 Prozent gesunken sein. Diese Ersparnis geben die Konzerne an ihre Kunden weiter. In den USA warb beispielsweise der Kfz-Versicherer Progressive zur Einführung seines Angebots mit Prämiennachlässen von bis zu 30 Prozent für defensive Fahrer.

Oft kooperieren die Versicherungskonzerne mit Telekommunikationsunternehmen, die die nötigen Funknetze mitbringen, und Firmen wie Towers Watson, die die Daten filtern und aufbereiten. In Deutschland wagen sich die Kfz-Versicherer jedoch bis jetzt noch nicht mit solchen Kfz-Beitragsmodellen auf den Markt.

Thema Datenschutz hemmt Einführung

Zu groß seien in Österreich und Deutschland die datenschutzrechtlichen Bedenken in Politik und Bevölkerung, heißt es aus Branchenkreisen. Tatsächlich müssen einige Bedingungen erfüllt sein, damit besorgte Datenschützer zufriedengestellt wären.

Die Versicherungen müssten die Funktionsweise des Systems und der Prämienbestimmung offenlegen. Auch dem sicheren und verschlüsselten Datentransfer kommt eine hohe Bedeutung zu. Die Erhebung und Auswertung der Fahrdaten dürfe zudem erst nach Zustimmung durch den Versicherten erfolgen, fordern Datenschützer.

Pay-as-you-drive ermöglicht maßgeschneiderten Kfz-Prämie

Dabei könnten vor allem Fahranfänger von dem Modell profitieren. Führerscheinneulinge werden derzeit von den Assekuranzen noch pauschal als Risikogruppe eingestuft. Das hat hohe Prämien zur Folge. Mit PAYD wären individuelle Beitragsberechnungen möglich.

Die Versicherungen hätten ein weiteres Mittel zur Hand, um ihren Kunden maßgeschneiderte Versicherungsangebote zu unterbreiten - auch vor dem Hintergrund, dass den Gesellschaften mit der verpflichtenden Umstellung auf Unisex-Tarife Ende 2012 die Möglichkeit genommen wurde, unterschiedliche Tarife für Männer und Frauen anzubieten. [Anbieterinformation]

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