ZWEIRAD

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Mini-Eruption

Kein Cruiser hat heute unter einem Liter Hubraum, da wirkt Kawasakis Vulcan S mit 650 ccm fast niedlich. Wir reiten auf dem kleinen Vulkan.

Norbert Meiszies/mid

Angetrieben wird die neue Kawasaki Vulcan S von einem eher biederen Parallel-Twin mit 650 ccm Hubraum aus dem Einstiegs-Motorrad ER-6.

Der flüssigkeitsgekühlte dohc-Vierventiler hat aber bereits in der Reiseenduro Versys bewiesen, wie anpassungsfähig er ist. Dort überzeugt er mit Laufkultur und 69 PS. In der Vulcan S hat er 61 PS und besitzt die typischen Charakteristika eines Cruisers, wie zum Beispiel eine gleichmäßige, aber nicht zu heftige Beschleunigung aus dem unteren und mittleren Drehzahlbreich.

Dafür hat man die Kurbelwelle mit einer größeren Schwungmasse ausgestattet, was zudem das Abwürgen des Motors erschwert und das Anfahren erleichtert. Gerade Anfängern und Wiedereinsteigern kommt dieses Verhalten der Vulcan S entgegen.

Wer den Cruiser dennoch die Sporen geben möchte, wird genauso wenig enttäuscht. Trotz der auf reduzierten Motorleistung und einem maximalen Drehmoment von 64 Nm bei 6600/min zeigt sich die Vulkan S durchaus agil mit einer spontanen Gasannahme, die Überholmanöver auf der Landstraße zu einem Kinderspiel werden lassen. Dafür sollte man allerdings die Drehzahl hoch halten, ab circa 5.000/min werden die Eruptionen des Mini-Vulkans erst heftiger.

Im Alltag wird man aber eher eine gemäßigtere Fahrweise bevorzugen. Dazu lädt die entspannte Sitzposition förmlich ein. Als Besonderheit bietet Kawasaki, die Position der Größe des Fahrers bzw. dem Fahrstil anzupassen. Dazu werden die weit nach vorne verlagerten Fußrasten entweder um weitere 2,5 cm nach vorn oder 2,5 cm nach hinten verlegt. Lediglich zwei Schrauben der gummigelagerten Schalt- und Bremseinheit müssen dafür versetzt werden.

Wählt der Fahrer zudem die größere Sitzbank, die zum Soziushöcker hin mehr Fläche bietet sowie den ebenfalls als Zubehör erhältlichen Lenker, der die Griffe bis zu 44 mm näher an den Fahrer bringt, verändert sich die Ergonomie spürbar. Die Standard-Variante erlaubt eine fahraktivere Sitzposition, die nach vorne verlagerte, cruisermäßige Betonung fördert ein mehr beschwingtes Fahren vor allem in langgezogenen Kurvenpassagen. Außerdem sorgt sie für einen angenehmen Kniewinkel bei größeren Personen trotz der niedrigen Sitzhöhe von gerade einmal 705 mm.

Für ein Motorrad mit einem Radstand über 1,5 Meter zeigt die Vulcan S ein sehr wendiges Fahrverhalten und erweist sich selbst in schnellen Wechselkurven als ausgesprochen handlich. Lenkbefehle übersetzt sie unverzüglich, ohne dass der Fahrer groß mithelfen muss.

Die Federelemente sind dem Einsatzzweck entsprechend komfortabel abgestimmt, die Bremsanlage von Nissin mit ABS präsentiert sich der Zielgruppe Fahranfänger entsprechend defensiv, aber effektiv. Ambitionierte Fahrer würden sich einen knackigeren Biss in die Scheiben wünschen.

Ein Rohrrahmen aus hochfestem Stahl verleiht dem Motorrad sein leichtes Aussehen, obwohl es ordentliche 225 kg auf die Waage bringt. Die Konstruktion des Rahmens, der hinteren Federung und der Schwinge bilden eine Linie vom vorderen Teil des Motorrads bis zur hinteren Radnabe und gibt so den Blick auf einen ausgewachsen Cruiser frei, der sich hinter hubraumstärkeren Bikes optisch nicht verstecken muss.

Die Lackierung am Zylinderkopf, die auf die luftgekühlten Rippen abgestimmt wurde, soll zudem das Motorrad kraftvoller aussehen lassen. Das gilt auch für die doppelwandige Konstruktion der Auspuffrohre, wodurch die Krümmerrohre dicker erscheinen. Gleichzeitig trägt die Anordnung des Schalldämpfers unter dem Motor zum schlanken Design der Vulcan S bei.

Bei der Ausstattung geht der Vulkanier keine Kompromisse ein: Die übereinander angeordnete Instrumenteneinheit aus analogem Drehzahlmesser und Digital-Display ist gut ablesbar. Zu den Funktionen gehören Kraftstoffanzeige, digitaler Tachometer, Zeituhr, Kilometerzähler, zwei Tageskilometerzähler, verbleibende Reichweite, durchschnittlicher bzw. momentaner Kraftstoffverbrauch sowie eine Anzeige für eine wirtschaftliche Fahrweise.

Die Handgriffe für Bremse und Kupplung sind beide individuell einstellbar Darüber hinaus bietet Kawasaki als Zubehör eine Ganganzeige und eine 12-Volt-Buchse an, die optisch ansprechender integriert sind als bei der Versys.

In der Grundausstattung kostet die Vulcan S in Österreich 8.299 Euro (Deutschland: 7.295 Euro), wer sie von einem City-Cruiser in einen Reise-Cruiser inklusive mittels weniger Handriffen einfach zu montierendem Koffersystem, gut dimensioniertem Windschild und modifiziertem Sitz umbauen möchte, muss weitere 1.000 Euro investieren.

Technische Daten Kawasaki Vulcan S

Motor: flüssigkeitsgekühlter Viertakt-Parallel-Twin, dohc, vier Ventile je Zylinder, 649 ccm, Bohrung x Hub 83,0 x 60,0 mm, Einspritzung, G-Kat, 45 kW (61 PS) bei 7500/min (auch als 48-PS-Variante erhältlich), 63 Nm bei 6600/min, 6 Gänge, Kettenantrieb
Fahrwerk: Stahlrohrrahmen, Telegabel vorn, Alu-Zweiarmschwinge mit angelenktem Monofederbein hinten, Federweg vorn 130 mm, hinten 80 mm, Bremsen je eine Scheibe vorne und hinten, Reifen 120/70 R18 vorn, 160/60 R17 hinten
Maße: Radstand 1575 mm, Sitzhöhe 705 mm, Tankinhalt 14 l, Gewicht 225 kg
Österreich-Preis: 8.299 Euro (Deutschland: 7.295 Euro)

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Misano wird zur Partyzone

Aprilia Allstars 2023: Vorschau

Aprilia ruft und alle kommen. Am 27. Mai wird die Rennstrecke von Misano zum Schauplatz der "Aprilia All Stars 2023", wofür der Veranstalter nicht nur die Präsenz der MotoGP- und Offroad-Piloten der Marke, sowie zahlreiche Shows und Testride-Möglichkeiten, sondern auch eine große Überraschung für den Corso beinhalten soll.

Alter Stil, kombiniert mit modernen Elementen

Grobe Überarbeitung für die Vespa GTV 300

Ohne die typischen Design-Elemente aufzugeben, zeigt sich die Vespa GTV 300 nun moderner denn je. Dafür sorgen neben der neuen Karosserie auch echte High Tech-Features.

Der Mix aus matt und glänzend macht's

Piaggio präsentiert Deep-Black Special Edition-Serie

Ab sofort gibt es Piaggio Beverly 300, 400 und Piaggio MP3 300 im neuen, besonderen Outfit namens „Deep Black“. Der Clou daran ist die Kombination unterschiedlicher Schwarz-Töne für den besonderen Look in diesem Sommer.

Facettenreiches Programm in Budapest

Harley verrät Details zum 120-Jahre-Festival

100 Tage vor dem Start des Jubiläumsfestivals in Budapest veranstaltete Harley-Davidson eine Pressekonferenz in der ungarischen Hauptstadt. Im Beisein des stellvertretenden Bürgermeisters der Stadt gab das Unternehmen Einzelheiten zu seinem facettenreichen Festivalprogramm für Motorrad- und Musikfans bekannt.

Piaggio-Präsident und -CEO verstorben

Trauer um Roberto Colaninno

Roberto Colaninno, Präsident und CEO der Piaggio Group, gehörte zu den einflussreichsten Unternehmerpersönlichkeiten Italiens. Er wurde am 16. August 1943 in Mantua geboren und starb am 19. August 2023, nur drei Tage nach seinem 80. Geburtstag. Sein bewegtes Leben endete zu einer Zeit, an dem sich der Wert „seiner" an der Börse in Mailand notierten Piaggio Aktie auf höchstem Niveau konsolidiert hatte.

Immerhin ist jeder fünfte Verkehrstote in Österreich Motorradfahrer

App soll Motorrad-Unfälle verhindern

Eine App soll Motorradfahrer immer dann warnen, wenn sie riskant unterwegs sind. Wie diese neue Technologie Fahrzeuge, Ampeln, Tunnel und Autobahnen miteinander verbindet, um den Verkehr flüssiger und sicherer zu machen.