Hekla - im Test | 10.04.2002
Selber fahren
Dank des nach oben klappbaren Lenkrades gelingt der Einstieg relativ problemlos. Hat man erst einmal die Türstreben des Sicherheitskäfiges überwunden, so fällt man anschließend in einen engen, fest gepolsterten Schalensitz. Schnell sind die Hosenträgergurte angelegt und es gilt nur noch die Fahrertüre zu schließen. Irrtum, ohne Bewegungsfreiheit ist der Türgriff viel zu weit entfernt. Gurt gelöst - Türe zugemacht - wieder angeschnallt - fertig. Rund um mich herum nacktes Blech.
Vor mir eine auf ein Minimum beschränkte Informationszentrale mit einem dominanten Drehzahlmesser. Rechts von mir die Handbremse, ein Notausschalter, die Taster für die Differentialsperre und die Betätigungsvorrichtung für die Feuerlöschanlage. Am Beifahrersitz hat es sich Alex bequem gemacht. Als geländewagenverrückter Familienvater hat er mich nach Italien begleitet, um die Premiere von Hekla live mitzuerleben. Er sitzt im gleichen Schalensitz, hat die gleichen Gurten. Nur statt des Lenkrades findet er eine Konsole mit GPS Gerät, einen Tripmaster, einen elektronischen Kompass und andere relevante Dinge vor sich. Auch er hatte vor dem Anschnallen die Türe vergessen, wodurch wir beide zirka zeitgleich startklar sind.
Der V6 erwacht sofort nach Drehen des Zündschlüssels zum Leben und grummelt gemütlich vor sich hin. Auf Dämmmaterial jeglicher Art wurde übrigens verzichtet. Wozu auch? Die erste Überraschung folgt mit dem Treten des Kupplungspedales. Ohne Kraftaufwand trennt die Kupplung Motor und Getriebe. Nach dem einlegen des ersten Ganges - auch das funktioniert ohne Kraftaufwand - trotten wir, Hekla, Alex und ich, gemütlich los. Der ausgesteckte Kurs beschränkt sich auf rund 8-10 Kilometer, bietet aber alles, was das Herz eines Geländewagenfahrers höher schlagen lässt. Nach der tiefen Schotterpassage beim Start folgt eine Kurvenkombination. Diese mündet in eine Wasserdurchfahrt mit einem anschließenden Sprung um dann wieder in mehr oder weniger starke Kurven überzugehen. Das zweite Drittel ist eine Mischung aus großen Steinen und größeren Sprunghügeln und gegen Ende ist Vollgas auf losem Schotter, der nur von einigen Pfützen unterbrochen wird, angesagt.
Die erste Runde liegt hinter uns. Schön langsam habe ich versucht, mich mit Hekla vertraut zu machen und er zeigt sich bisher nur von seiner besten Seite. Ich glaube er mag mich. Von Runde zu Runde gehe ich es schneller an. Dort, wo zu Beginn noch der 2. Gang mit wenig Gas am Programm stand, ist zwischenzeitig die Dritte und das Gaspedal am Bodenblech angesagt. Jeder Sprung wird förmlich inhaliert und die Landung vom perfekt agierenden Doppelstoßdämpfer Fahrwerk einfach weggesteckt. Geschwindigkeitsreduktionen von bis zu 100 km/h stellen für die Bremsanlage auch auf Schotter kein Problem dar und der Motor mit nur rund 160 PS zeigt sich von seiner besten Seite. Mit viel Kraft aus dem Keller und einer ordentlichen Leistungsentfaltung beschleunigt er Hekla auf rund 160 km/h, was aber auf dem Test Parcours nicht überprüfbar ist, schließlich handelt es sich hier um einen bisher einmaliger Prototyp, den es nicht unbedingt kalt zu verformen gilt.
Nach unzähligen Runden klettere ich ebenso wie Beifahrer Alex völlig verschwitzt aus dem Fahrzeuginnenraum und fühle mich richtig gut. Unglaublich welches Potential in diesem Hekla steckt. Es folgen unzählige weitere Testrunden und als wir am nächsten Abend im Zelt sitzend Bilanz ziehen, kommt richtige Begeisterung auf. Dem Team von Ewald Holler ist es auf Anhieb gelungen, ein voll einsatzfähiges Rallye-Auto auf die Räder zu stellen. Mit Ausnahme eines durch nicht optimale Montage defekten Ölkühlers und einigen verloren Schrauben bei den Unterboden Schutzplatten, waren trotz härtester Beanspruchung keinerlei Mängel aufgetreten. Auch die Kunststoffkarosserie zeigte sich während der Testfahrten von ihrer besten Seite. Kein Klappern - kein quietschen, einfach nur völlig problemlose Funktion.