Nissan Navara Double Cab 4x4 V6 LE - im Test | 02.09.2011
Navara? Havara!
Mit einem Dampfhammer von Triebwerk und dezent aufgehübscht buhlt der fesche Navara erneut um die Gunst von Nobelhandwerkern und Dandys.
Sein wir uns mal ehrlich: Der Anteil an Pickups, die wirklich gemäß ihrer eigentlichen Bestimmung verwendet werden, ist verschwindend gering. Bauschutt, Surfbretter und Stohballen auf der Ladefläche? Maximal in den Verkaufsprospekten zu sehen. Milch von der Bergbauernhütte ins Tal transportieren? Wozu, gibt’s eh im Packerl beim Billa.
Pick-Ups sind –zumindest in unseren Breiten- meist luxuriös ausstaffierte Fahrzeuge, die bereits durch ihren stämmigen Auftritt bei anderen Verkehrsteilnehmern und Mitmenschen Aufmerksamkeit und Respekt erzeugen.
Diesen nicht ganz unerwünschten Effekt wollen sich auffallend viele Fahrer zu Nutze machen, verzichten aus Imagegründen auf Porsche & Co. und sparen obendrein noch die NoVA.
Nobel, nobel!
Genau diese Klientel spricht der überarbeitete Nissan Navara an: Die Japaner haben beim Dauerbrenner Navara an vielen Ecken und Enden sanft Hand angelegt und den Pick-Up so noch mehr in Richtung Lifestyle-Luxus-Laster getrimmt.
Auch Vergleiche mit der automobilen Oberklasse muss der 5,35 Meter Riese nicht mehr scheuen – und dies nicht zuletzt dank seines neuen V6-Common-Rail Diesels.
Zwar ist der weiterhin im Programm bleibende Vierzylinder mit nunmehr 190 PS sicherlich nicht untermotorisiert, allerdings trennen ihn hinsichtlich Antriebskomfort und Sound ganze Welten vom neuen Sechsender.
Kraftlackel mit Manieren
Mit 231 PS und 550 Nm Drehmoment ab 1.750 U/min steht der Drei-Liter-Common-Rail-Diesel nicht nur am Papier gut da.
Gekoppelt an eine feine 7-Stufen-Automatik ermöglicht er derart souveränes Vorankommen, dass im reinen Heckantriebsmodus nicht nur die Hinterreifen regelmäßig lautstark um Gnade wimmern und das ESP alle Ventile voll zu hat.
Auch Fahrer gut motorisierter Limousinen zweifeln mitunter an ihrem Wahrnehmungsvermögen, wenn der Navara unter eindrucksvollem Grollen an ihnen vorbeischießt.
Das lustige Treiben findet erst bei knapp 200 km/h ein Ende, der Pick-Up überzeugt auch bei Hochgeschwindigkeitsetappen mit perfekter Spurstabilität und geringem Geräuschniveau.
Apropos Geräusch: Der V6-Diesel darf mit Fug und Recht von sich behaupten, einen „guten Spruch“ zu haben. Außer im Leerlauf verleugnet er sein Verbrennungsprinzip mit Perfektion.
Der Verbrauch des partikelgefilterten Selbstzünders lag im Motorline-Test bei 10,4 Litern / 100 km. Zieht man das Leergewicht von 2.200 kg und die sportlichen Fahrleistungen ins Kalkül, ist das ein mehr als respektabler Wert.
Unterwegs und doch zu Hause
Neben dem Antrieb wurde auch der Innenraum kräftig aufgewertet. Besonders in der getesteten Version als V6 LE (€ 45.809,- inkl. MwSt.) ist bereits ab Werk alles mit an Bord, was man sich nur wünschen kann.
Zusammen mit den neuen, wesentlichen höherwertigen Kunststoffen und dem frischen Design an Mittelkonsole, Tacho und Lenkrad wähnt man sich, gebettet in feinstes Leder, weniger in einem Nutzfahrzeug als vielmehr in einer Luxuslimousine.
Geboten wird neben einem HDD-Navigations- und Entertainmentsystem auch eine bombastische Bose-Soundanlage, wunderschöne Projektionsinstrumente, ein Glasschiebedach, ein nunmehr beleuchtetes Multifunktionslenkrad, Rückfahrkamera, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, beheizte Ledersitze mit elektrischer Verstellung, Tempomat usw. Um die Sicherheit der Insassen kümmern sich neben 8 Airbags auch ein sehr alertes ESP und der zuschaltbare Allradantrieb mit Untersetzung.
Dynamischer Sumoringer
Deutlich verbessert hat sich auch die Fahrwerksabstimmung: Rollte der Pickup bisher in unbeladenem Zustand eher trocken und stacksig über Bodenwellen, umschmeichelt er neuerdings seine Passagiere mit beinahe PKW-gleichem Komfort.
Einzig die steile Lehne im Fond tut der Genussregion Navara einen (kleinen) Abbruch.
Die Lenkung wurde einen Tick präziser und direkter ausgelegt und ermöglicht so –im Rahmen der physikalischen Grenzen für einen Zweieinhalbtonner- dynamische Kurvenfahrten.
Der Grenzbereich kündigt sich unter starker Seitenneigung durch kräftiges Untersteuern an und bleibt jederzeit gut beherrschbar. Vertrauensfördernd geben sich die Bremsen bissig und auch bei hoher Beanspruchung standfest.
Der zuschaltbare Vierradantrieb gefällt durch die völlige Absenz von Verspannungen auf trockener Fahrbahn, auf eine Differenzialsperre hinten muss man beim V6 aber verzichten.
Zieht man das zukünftige (urbane) Jagdrevier des Topmodells ins Kalkül, ist dieses Manko durchaus zu verschmerzen.
Testurteil
Plus
+ hervorragender Antriebskomfort
+ sportliche Fahrleistungen
+ gute Ergonomie
+ perfekte Verarbeitung
+ nobles Auftreten
Minus
- größenbedingt unhandlich
- Rückenlehne im Fond zu steil
Unser Eindruck
Verarbeitung: 1-2
Ausstattung: 1
Bedienung: 1-2
Komfort: 2
Verbrauch: 2
Fahrleistung: 1-2
Sicherheitsausstattung: 1
Resümee
Mit der Überarbeitung des Navara und dem Einsatz des V6-Diesels als Topmotorisierung hat Nissan voll ins Schwarze getroffen.
Der Luxus-Pick-Up erfüllt sämtliche Ansprüche an eine sportliche Limousine, glänzt nebenbei mit einem gestandenen Auftritt und macht auch im Gelände eine hervorragende Figur. Ach ja: 1.000 kg Schutt dürfte er auch noch transportieren.
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