Mini Cooper SD ALL4 Countryman - im Test | 23.06.2017
Kräftiger Landmann
Der Countryman ist der Maxi unter den Minis. Wie erwachsen der größte Mini in neuer Generation geworden ist, testen wir anhand des 190-PS-Diesels.
Text und Fotos: Johannes Toth
Als SAV – Sports Activity Vehicle, Wortschöpfung: BMW – kam das Riesenbaby der Mini-Family im Jahr 2010 erstmals auf den Markt und erfreute sich gleich einer Beliebtheit, die sich in erfreulichen Verkaufszahlen niederschlug.
Grund genug für die britische BMW-Tochter, einen Relaunch durchzuführen. Dabei ist der Countryman abermals gewachsen, auf 4,3 m Länge und in unserem Fall rund 1,6 Tonnen Lebendgewicht.
Dafür ist jetzt der Platz auch im Fond respektabel und das Kofferraumvolumen auf vernünftige 450-1.390 Liter angestiegen. Bei der gebotenen Kopffreiheit könnte man sogar von einem Mini für Hutfahrer sprechen – was sich natürlich nur auf das Mehr an Platz bezieht.
Denn vom Grundlayout und der Bedienung her ist der Countryman ein echter Mini geblieben. Sofern kein Referenzmensch oder -auto daneben platziert ist, wirkt er kompakt und knuffig. Je näher man jedoch kommt, desto größer wird er. Steht man daneben, ist er plötzlich ziemlich groß – für einen Mini. Die Designer haben es sehr unauffällig geschafft, alle Proportionen des Autos gleichmäßig auf gefühlte 120 Prozent zu erweitern.
Im Innenraum fühlen wir uns hinter der bulligen Motorhaube wohl und haben – ein durchgängiges Mini-Leiden – wegen der sehr aufrechten Windschutzscheibe etwas Probleme, in Pole Position an der Kreuzung die Ampel zu sehen.
Sonst ist hier, der bayrischen Mutter sei Dank, trotz wildem Layout das meiste funktionell und intuitiv zu finden. Das Lenkrad liegt perfekt in der Hand und die optionale "John Cooper Works"-Ausstattung beschert eine angenehme Atmosphäre inklusive enger Sport-Sitze und Nähten hier und Applikationen dort.
Trotz der optisch sportlichen Anmutung ist die Sitzposition ganz SUV-mäßig aufrecht und hoch. Der Automatik-Schalthebel ist etwas hakelig und das hart abgestimmte Fahrwerk wird in der „Sport“-Einstellung noch härter.
Das passt nicht so gut zu dem kleinen SUV, denn das vielgerühmte Kart-Feeling kommt aufgrund der hohen Sitzposition nicht wirklich auf – so sehr die tolle Works-Ausstattung sich auch bemüht.
Das typische Mini-Feeling stellt sich jedoch sofort ein. Überall gibt es verspielte Details zu entdecken. In der Mitte fällt das riesige Zentraldisplay auf, das wegen seiner runden, verschiedenfärbig leuchtenden Einfassung (auch abschaltbar) von den kleinen Menschen in Reihe zwei kurzerhand Aquarium getauft wurde. Durch den bunten Ring nimmt der Mini Kontakt mit uns auf, teilt uns seine Befindlichkeiten mit. Über seine Drehzahl, die Lautstärkeeinstellung, eingehende Telefonanrufe oder zum Beispiel die Park-Distanz will er mit uns kommunizieren. Das ist amüsant – manchmal jedoch gut, dass er nicht auch noch spricht.
Entweder über dieses Touch-Display oder über die hinter dem Schalthebel positionierte Bedieneinheit lassen sich verschiedene Fahrzeugeinstellungen vornehmen.
Wir großen Jungs finden hier den Country Timer, der unsere Fahrweise mit Sternchen und Heartbeat analysiert und uns zwischen gemütlichem Street Cruiser und offensivem Cliff Champion einordnet.
Der Cliff Champion will auf kurvigen Straßen erarbeitet werden, was naturgemäß Spaß macht. Das Auto geht gut, da der 4-Zylinder-Dieselmotor mit zwei Litern Hubraum schön am Gas hängt und es sich mit Hilfe der Schaltwippen am Lenkrad ruckfrei durch das 8-Gang-Automatik-Getriebe surfen lässt.
Dabei vermitteln die direkte und knackige Lenkung sowie der optionale Allradantrieb immer gute Kontrollierbarkeit der 190 PS und 400 Nm Drehmoment. In 7,4 Sekunden wird die 100er-Markierung am Tacho erreicht und bei 218 km/h liegt die Höchstgeschwindigkeit an. Der Durchschnittsverbrauch wird herstellerseitig mit fünf Litern angegeben und lag im Testmittel bei 7,1 Litern auf 100 km.
Als Einstiegspreis gelten 28.300 Euro für den Cooper Countryman mit 136 Benziner-PS. Ein SD ALL4 (also stärkerer Diesel mit Allradantrieb) beginnt bei 39.100 Euro und kann wie in unserem Testauto mit feinen Zusatzausstattungen wie John Cooper Works Chili Paket, Navigationssystem Professional, Panorama-Glasdach, Parkpaket und vielem mehr auch 56.687 Euro kosten.
Plus
+ spürbar gewachsenes SUV mit guten Platzverhältnissen
+ tolle optionale LED-Scheinwerfer
+ bei geöffnetem Schiebedach kann die Abdeckung aus Stoff verbleiben: Sonne raus, Luft rein
+ sehr guter, optionaler Adaptiv-Tempomat
Minus
- gewöhnungsbedürftige 8-stufige Tankanzeige
- die Sonnenblende ist - seitwärts gedreht - zu kurz
- Ganghebel springt beim Motorabstellen nicht selbstständig von D auf P
Resümee
Wer das Mini-Feeling etwas großformatiger erleben will und auf den Kart-Effekt verzichten kann, weil er manchmal auch Kinder, Katze oder Hund unterbringen muß, für den ist der Countryman ideal. Das Mini-Image wird beim Kauf auf jeden Fall mitgeliefert, hat aber auch seinen Preis.

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