Lorinser bohrt den Puch G auf | 12.03.2021
Frisch frisiert aus dem Militärdienst entlassen
Die Tuner von Lorinser haben sich vor einiger Zeit eine größere Zahl von Puch G aus Schweizer Armeebeständen gesichert und toben sich seitdem regelmäßig so richtig an ihnen aus. Der jüngste Coup ist ein klassisches Motorentuning, mit dem der 4-Zylinder eines Exemplars jetzt auf knapp 3 Liter Hubraum und 170 PS (125 kW) gebracht wurde.
Johannes Posch
Ein 1995er Puch G mit 170 PS (125 kW)? Da tippen Kenner wohl erst einmal auf einen W 463 mit dem 300-GE-Sechszylinder. Wenn man dann aber sagt, dass der Wagen aus schweizer Militärbeständen stammt, beginnt das große Kopfkratzen. Wie soll das gehen? Die Streitkräfte setzten ja auf die maßvoll motorisierten, rustikalen W 461. Fast schon schelmisch grinsend - vermuten wir - bringt Marcus Lorinser Licht ins Dunkel: „Vor längerem haben wir einen größeren Posten Puch G der Schweizer Armee übernommen.“ Besagte Fahrzeuge wurden teilweise im Originalzustand weiterverkauft, einige andere in unterschiedliche Restomods verwandelt. „Dabei probieren wir immer mal etwas Neues“, so Lorinser. Nach Exemplaren mit neuer Optik und teilweise sogar speziellen Aufbauten bis hin zum Wohnmobil kommt nun erstmals eine Leistungssteigerung zum Einsatz.
Während die hauseigene Tuningdivision „Sportservice Lorinser“ modernen Turbo-Motoren auf elektronischem Weg Beine macht, war beim betagten Sauger M 102 schweres Werkzeug gefragt. Doch wozu ist man schließlich seit mehreren Jahrzehnten ein Mercedes-Autohaus und noch dazu Mercedes-Classic Partner? So konnte man leicht zeigen, dass man das klassische Frisieren keineswegs verlernt hat. Der Hubraum wurde von 2.297 auf 2.900 ccm aufgebohrt – für einen Vierzylinder ist das quasi oberste Spielklasse. Die originalen 116 PS (85 kW) konnten um 54 Pferdchen nach oben korrigiert werden und es liegen jetzt bis zu 280 Nm an. Das Schalten übernimmt eine 4-Gang-Automatik. So lässt es sich, gebettet auf neu gepolsterten und bezogenen Sitzen, perfekt cruisen. Richtungswechsel werden dabei stilvoll mit dem neuen Holzvolant vorgenommen.
Natürlich hat es Lorinser Classic nicht bei „inneren Werten“ belassen, was schon ein Blick auf die makellose Karosserie zeigt. Sie wurde inklusive der Scheinwerfereinfassungen in Arabergrau matt lackiert und trägt ein komplett neues Verdeck in schwarzem Stoff. Vom Unterboden tilgte der Trockeneisstrahl alle Manöverspuren, anschließend wurde er dauerhaft konserviert. Schließlich ist der Prachtkerl von einem Geländewagen erst 110.000 Kilometer gelaufen und der Motor wie vieles andere nach der Überholung so gut wie neu.
Ein kleines, aber stilvolles Modernisierungsprogramm gab es für das ehemalige Armeegefährt überdies. Die Mechaniker installierten neben LED-Hauptscheinwerfern mit Schutzgittern eine Anhängerkupplung, die stolze 3,5 Tonnen an den Haken nehmen darf. Spur- und Kotflügelverbreiterungen in Kombination mit 16-Zoll-Offroad-Stahlfelgen von DOTZ 4x4 sorgen für einen satten Stand auf der Straße. Dazu gibt es All-Terrain-Bereifung von BFGoodrich. Die vielen Besonderheiten und der exzellente Zustand dieses wenig gelaufenen Einzelstücks addieren sich zu einem Verkaufspreis (in Deutschland) von 64.500 Euro. Wer bereits einen entsprechenden G besitzt und sich für den aufwändigen Motorumbau interessiert: Inklusive Komplettüberholung und neuer Katalysatoranlage sollte mit 20.000 Euro gerechnet werden.