4WD

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Matchbox-Macho

Jeep hat mit dem Renegade erstmals ein Angebot im Kompakt-SUV-Segment. Der tanzt auf dem schmalen Grat zwischen Offroader und Lifestyler.

Georg Koman

Renegade (= Widerstandskämpfer) – ein Name, den Jeep-Fans seit langem als Ausstattungslinie oder Sondermodell kennen, als eigene Modellreihe ist er neu. So wie das ganze Auto.

Der 4,24 Meter lange Offroader hat es nicht leicht: Während die größte Sorge seines Technik-Bruders Fiat 500X (er wird auf dem Pariser Automobilsalon Anfang Oktober enthüllt) lautet, optisch nicht allzu sehr aus dem herzigen Cinquecento-Rahmen zu fallen, ist die Sache bei einem Träger des Namens Jeep komplexer.

Er muss kompetent im rauen Geläuf sein, und zwar ohne Abstriche. Er muss auf den ersten Blick als Jeep erkennbar sein, extrem robust, ein bisschen urig, sehr praktisch, aber durchaus auch stylish und modern.

Bezüglich des Designs kann man sagen: Mission erfüllt. Der Renegade hat einen enormen Wiedererkennungswert. Die Front mit dem "7 Slot"-Kühlergrill und den runden Scheinwerfern ist typisch Jeep, ebenso die kantigen Radläufe. Die viereckigen Rückleuchten zitieren jene des Wrangler. In Summe hat er durchaus etwas Matchboxhaftes - so stellen sich kleine und große Kinder ein Auto vor. Urig eben.

Innen äugt E.T. aus der Mittelkonsole (zumindest erinnern die mittleren Lüftungsdüsen an den außerirdischen Filmstar), das gesamte Cockpit wirkt modern und jugendlich, der zentrale 5-Zoll-Touchscreen ist serienmäßig. Einziges klassisches Zitat ist der Haltegriff über dem Handschuhfach. Farbliche Individualisierungsmöglichkeiten in Form von Applikationen um die Lüftungselemente oder an den Sitzen gibt es zuhauf, selbst die Felgen lassen sich teilweise rot, weiß oder schwarz einfärben.

Thema praktischer Wert: aufgrund seiner kantigen Formen gibt es im Renegade ordentlich Platz, auch im Fond sitzt man sehr gut. Beim Raumangebot ist der Renegade seinem um 21 Zentimeter längeren Bruder Compass ebenbürtig. Die Lehne des Beifahrersitzes lässt sich serienmäßig vorklappen, die Fondbank sowieso im Verhältnis von 2:1. Das Ladevolumen entspricht mit 315-1.297 Litern etwa jenem eines VW Golf (380-1.270 Liter).

Das Renegade-Angebot reicht vom Basismodell "Sport" mit 110-PS-Benziner und Frontantrieb um 19.900 (Österreich und Deutschland) bis zum echten Geländegänger "Trailhawk", der ausschließlich mit der Topmotorisierung, dem 170 PS starken Zweiliter-Diesel plus sensationeller 9-Gang-Automatik von ZF, um 34.590 Euro (Deutschland: 31.900 Euro) erhältlich ist.

Zwischen Basis- und Topmotor liegen einerseits ein 1,4-Liter-Benziner, der mit 103 kW/140 PS und Frontantrieb, oder mit 125 kW/170 PS plus Allrad und Neungang-Automatikgetriebe zu haben ist, andererseits ein 1,6-Liter-Diesel mit 88 kW/120 PS und Frontantrieb sowie der Zweiliter-Diesel mit 103 kW/140 PS und Allrad-Antrieb.

Auf Wunsch oder abhängig von der Ausstattungsstufe (zwischen "Sport" und "Trailhawk" gibt es noch "Longitude" und "Limited") sind für den ausschließlich fünftürigen Renegade diverse Assistenten erhältlich - vom Auffahrwarnsystem über die adaptive Tempo-Kontrolle mit Abstandssensor und den Totwinkel-Assistenten bis zur Einparkautomatik oder dem Spurhalteassistenten.

Auf Landstraße und Autobahn macht der Renegade gute Figur. Innen bleibt bis auf ein Rauschen um die großen Außenspiegel alles ruhig. Lediglich dezentes Hoppeln über Querfugen macht auf den relativ knappen Radstand von 2,57 Metern und die straffe Federung aufmerksam.

Lenkung und Fahrwerk funktionieren, wie man sich das wünscht: unauffällig und problemlos. Auch flotte Kurvengeschwindigkeiten meistert er ohne Fehl und Tadel.

Bei den Allradversionen lassen sich je nach Bodenbeschaffenheit die Funktionen "Auto", "Snow", "Sand" oder "Mud" vorwählen, beim Trailhawk kommt noch die Stufe "Rock" zur Bewältigung gröberer Steinbrocken dazu. Und das kann der US-Italiener richtig gut.

An Stellen, wo Kollegen aus der Soft-SUV-Fraktion schon aufgeben müssen, ist er gerade warmgefahren. Ob er beim Publikum ankommt, wird sich zeigen. Ein echter Jeep ist der Kleine aber in jedem Fall geworden.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Marktstart ist bereits dieses Jahr

Ford Ranger Raptor enthüllt: bulliger Look, viel Power

Die letzten werden die ersten sein, heißt es doch: Während er "normale" Ranger erst 2023 auf den Markt kommt, darf der nun vorgestellte Ranger Raptor, samt seinen 288 PS und feinstem V6-Sound bereits dieses Jahr mit uns in Sand und Dreck spielen. In manchen Märkten gar schon im Sommer.

Mehr als 40 Prozent der in den letzten fünf Jahren verkauften Range Rover tragen den Zusatz Sport. Zuletzt wurde das Luxus-SUV zusammen mit dem kleineren Evoque und dem Discovery Sport zum meistverkauften Modell der Briten. Noch in diesem Jahr fährt die dritte Generation des Range Rover Sport vor. Wir konnten den kommenden großen Rangie bereits in Augenschein nehmen.

Der späte Vogel überfährt den Wurm

Ford Ranger Raptor im Test

Die Autowelt ist im Umbruch. Und dann ist da Ford. Die hauen, vermutlich ala „wann, wenn nicht jetzt noch schnell“, die Neuauflage ihres Pick-up-Bestsellers mit dem Motor aus dem Ford GT, einem Bodykit aus Bubenträumen und dem Fahrwerk eines Baja-Rennwagens raus. Komplett vorbei am Markt? Vielleicht. Trotzdem großartig? Verflucht ja.

Im Mai war es so weit: Die Mercedes G-Klasse hat ein neues Bodykit von HOFELE bekommen. Mit dem EVOLUTION Bodykit hat die Design-Schmiede aus Sindelfingen ganze Arbeit geleistet.

Offroad-Klassiker wagt 2023 Sprung über den großen Teich

Ford Bronco kommt nach Europa

Die US-amerikanische Geländewagen-Ikone, der Ford Bronco, kommt Ende des nächsten Jahres als Viertürer und Linkslenker in begrenzter Stückzahl in ausgewählten europäischen Ländern auf den Markt. Darunter auch in Österreich und Deutschland.