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Drivers wanted

Unter dem Slogan „Drivers wanted“ läuft gerade eine VW-Werbekampagne in Amerika. Erfunden hat den Spruch aber jemand anders…

Hans-Jürgen Eberdorfer

Der Spruch „Drivers wanted“ stammt ursprünglich aus dem Lager der Yellow-Cabs, jener gelben Flotte, die das Stadtbild von New York City gleichermaßen prägt, wie die Wolkenkratzer um sie herum.

Typisch USA: Darf’s ein bisserl mehr sein?

Und das ist kein Wunder, denn über 12.000 (!) von ihnen sind rund um die Uhr im Einsatz, um den New Yorker der die U-Bahn meidet, oder die selbige niemals rechtzeitig erreichen würde, ein paar Blöcke weiter wieder abzusetzen.

Demnächst wird diese Zahl sogar noch um 900 weitere anwachsen. Diese etwas trocken klingenden Zahlen sollte man sich vielleicht kurz auf der Zunge zergehen lassen – und sich den Anteil grellgelber Autos in der Stadt vor Augen führen – indem man die 414 Quadratkilometer Wiens und deren ca. 7.000 Taxis mit den 59 Quadratkilometern Manhattans vergleicht…

In Manhattan sind die Strassen fest in der Hand der Yellow-Cabs

Und Manhattan verlassen die Yellow Cabs eigentlich nur ungern. Die anderen Bezirke wie Brooklyn, Queens oder die Bronx werden hauptsächlich von einer ungeraden Anzahl an privaten „Car-Services“ bedient, die jedermann nach kurzem Telefonat mit einem nicht gerade kleinen Lincoln Towncar abholen und preiswert ans Ziel bringen.

Trifft man also außerhalb „der City“, wie Manhattan gerne genannt wird, auf ein Yellow-Cab, so ist es äußerst unwahrscheinlich, dass es überhaupt anhalten wird.

(Mathematik zwischen Tür und Angel: Wer auf Nummer sicher gehen will, rechnet vor der Fahrt noch schnell den Preis aus.)

Hallo Taxi!

Anhalten. Das Stichwort. Eigentlich sollte es mich nach wie vor überraschen – ich bin mittlerweile vermutlich schon etwas zu abgebrüht – wenn ein gelber Ford mit leuchtender Nummer am Dach trotz zuerst stoischer Armhaltung („Hallo, ich bin’s, die Freiheitsstatue“) und danach heftigem Gezappel („Hallo, Haaaaalloooo!“) an mir vorbeifährt.

Am gleichgültigen Blicken des Fahrers tief in meine Augen fehlt es in einer solchen Situation nie. Vielleicht liegt es auch an meiner Vorliebe für sonnige Tage, an denen es unmöglich ist, zu erkennen, ob da am Dach etwas leuchtet oder nicht…

(Frei? Besetzt? Das herauszufinden erfordert einen kleinen Tanz auf der Strasse.)

Hin und wieder findet sich aber ein sehr höflicher Fahrer, der – nein, keinen Blick der Anteilnahme im Gesicht trägt, das findet sich bestimmt niemals – einfach Eines macht: Stehen bleiben.

Der Fahrer, der mir in für diese Story die Ehre erwies und anhielt, hieß Arshad und hatte auf dem, an der Trennscheibe zwischen Fahrer und Fahrgast angebrachten Führerschein, sogar den Anflug eines Lächelns im Gesicht! Ich musste zurücklächeln.

(Mr. Cabdriver: Arshad Adnan aus Pakistan bleibt nicht nur stehen, sondern stellt sich sogar vor seinem Crown Victoria in Pose.)

Nach einer Sekunde auf dieser Rückbank wurde mir wieder bewusst, dass ich selten in einer Wohnung auf einem größeren Sofa Platz nehmen durfte. Dass dieses aus weichem, schwarzem Leder gearbeitet war, ließ mich nur noch neidischer werden.

Hallo, hier spricht die Katzenfrau: Bitte anschnallen!

Doch etwas fehlte. Eine Tonbandansage. Ich lauschte noch einen Augenblick. Nein, sie waren offensichtlich seit meinem letzten Besuch entfernt worden – diese wunderbaren, zehnsekündigen Ansagen vom Band, wo amerikanische Comedystars wie Joan Rivers oder Jackie Manson ihre belehrenden Aufforderungen zum Benutzen des Sicherheitsgurtes in lustige Sprüche zu verpacken versuchten.

Meine absolute Lieblingsansage war natürlich die von Catwoman, im übrigen gesprochen von der echten Catwoman-Darstellerin, die mir ins Ohr schnurrte, dass ich als menschliches Wesen keine neun Leben zur Verfügung hätte und mich deshalb besser angurten solle.

Irgendwann gab Bürgermeister Bloomberg jedoch dem Druck der New Yorker Bevölkerung nach und verkündete, dass jedermann diese Ansagen hasse und sie deswegen zu entfernen seien. Unter Schwarzenegger wäre das nicht passiert!

Daten und Märchen

Meine Fahrt war jedoch auch ohne Tonband sehr unterhaltsam. Arshad war kaum darin zu bremsen, mich über Daten und Fakten rund ums Cab zu informieren. Dass da etwa die Taxis 24 Stunden am Tag fahren, und nur zum Tanken oder Reparieren zur Ruhe kommen.

Und dass dadurch pro Tag 400 Kilometer auf den Tacho (und den Rest des Fords) kommen, was in Zusammenhang mit der Qualität des Straßenbelags und dem Fahrstil pro Monat einen Satz neuer Reifen nötig macht.

Und der gute Crown Victoria nach drei Jahren ohnehin wegzuwerfen sei, was im Vergleich zu anderen Automarken einen relativ guten Wert darstelle…

(Kurze Pause: Teile der Yellow-Cab-Armada beim relaxen in der Werkstatt.)

Ob das alles ganz der Realität entspricht, sei dahingestellt. Als Wahr stellte sich jedoch die Behauptung heraus, dass man als Taxilenker sich nicht anzuschnallen habe, obwohl in Amerika generell Gurtenpflicht besteht.

(Der Beweis, dass es sich auch um ein ordentlich lizenziertes Taxi handelt: Die Plakette auf der Motorhaube, liebevoll an beliebiger Stelle in dieselbe genietet.)

Die Fahrt endete, wie sie begonnen hatte und verlaufen war: Umzingelt von anderen Yellow-Cabs. Arshad verabschiedete sich mit kurzen Worten und machte mich noch auf die Seltenheit einer weiblichen Taxilenkerin aufmerksam, die gerade an uns vorbeifuhr. Daraufhin verschwand er in der gelben Masse.

Ungefähr noch acht seiner Zwölf-Stunden-Schicht stehen ihm bevor. Aber als Teil einer Gruppe, die unübersehbar die Strassen New Yorks dominiert.

Ich begab mich wieder auf den Gehsteig. Jegliche Form einer emotionalen Bindung an das Lager der Taxifahrer konnte als Fußgänger nicht weiter aufrechterhalten bleiben, denn eigentlich fahren sie wie die Verrückten…

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