
Mercedes C 250 CGI BlueEFFICIENCY Avantgarde – im Test | 29.11.2010
Dipl. Ing. Dr. Turbine
Mit Turbomotor und frischer Abstimmung bringt Mercedes ein gerütteltes Maß an Dynamik in den Bestseller des Hauses, die C-Klasse.
Sieht man sich auf unseren Straßen um und achtet dabei besonders auf die zahlreich vertretenen C-Klassen, könnte man meinen, dass eine höhere Macht die Benzinmotoren abgeschafft hat. CDI bis zum Horizont!
Die Dieselaggregate sind zwar wirklich nicht von schlechten Eltern , dennoch sollte zumindest ein Auge auf die hochmodernen, direkteinspritzenden CGI-Benziner geworfen werden.
Aus Sechs mach Vier – das mögen wir!
Wir haben den ersten Schritt getan und den C 250 CGI BlueEFFICIENCY zum motorline.cc-Test antreten lassen.
Als stärkster der drei verfügbaren Vierzylinder-Ottomotoren betreibt er dreisten Etikettenschwindel: Nicht 2,5 Liter Hubraum, sondern knapp 1,8 Liter müssen reichen, um die 204 PS Spitzenleistung zu generieren.
Damit das Ganze nicht zu einer wenig standesgemäßen Drehorgel verkommt, haben die Mercedes Ingenieure einen Turbolader auf den Krümmer gehängt. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Nicht weniger als 310 Nm zerren von 2.000 bis 4.300 konstant an den Hinterrädern – Werte, die ansonsten nur großvolumige Sechszylinder zu Stande bringen.
Turboloch oder plötzlich einsetzende Leistungsschübe kennt das Aggregat nicht, die Abstimmung ist perfekt gelungen.
Auch an der Laufkultur gibt es nicht auszusetzen. Im Leerlauf nahezu unhörbar, glänzt der C250 auch in hohen Drehzahlbereichen durch absolute Vibrationsfreiheit. Einzig beim Klang war man in Stuttgart nicht sonderlich kreativ und hat es beim charakteristischen Geräusch des 190 E von 1985 gelassen – wenn auch etwas besser gedämmt.
Gar nicht von gestern dagegen der Verbrauch: Im nicht zimperlich gefahrenen motorline.cc-Test genehmigte sich der Mercedes asketische 8,1 Liter auf 100 Kilometer. Wer es ruhiger angehen lässt, kommt auf Werte knapp über 6 Liter. Da staunen selbst die Dieselfahrer.
Fünf statt sieben – warum ist's so geblieben?
Die serienmäßige Automatik muss als einzige im gesamten Modellprogramm mit lediglich fünf Gängen auskommen – alle anderen Motorisierungen dürfen bereits auf die topmoderne 7-G-Tronic zurückgreifen.
Das merkt man auch: Die großen Drehzahlsprünge bei den Schaltvorgängen werden zwar angenehm glatt geschliffen, eine gewisses Gefühl von Sperrigkeit und Trägheit bleibt jedoch übrig. Hier sollte man dem formidablen Motor einen Gefallen tun und schleunigst das neueste Räderwerk anbieten.
Mercedes-Unikum: Im Rückwärtsgang bekommt das Gaspedal eine andere, weitaus sanftere Kennlinie verpasst. Wer das nicht gewöhnt ist, denkt beim Reversieren oft, auf ein Hindernis aufgelaufen zu sein und festzuhängen.
Sanft wie ein Kätzchen – agil wie ein Panther
Absolut formidabel, bar jeder Kritik und auch in der Luxusklasse durchaus standesgemäß präsentiert sich das Fahrwerk. Agility Control getauft, passt es sich serienmäßig und kontinuierlich an sämtliche Fahrzustände an.
Im normalen Fahrbetrieb werden mit äußerster Sanftmut und größter Sorgfalt Fahrbahnschäden jedweder Art glattgebügelt. Poltern oder Klappern liegen dem C so fern wie Werner Feymann das Rülpsen in der Öffentlichkeit.
Sollte den Fahrer einmal der Hafer stechen, so spannen die Dämpfer ihre Sehnen und verhelfen der Limousine zu einer Fahrdynamik, wie man sie bisher eigentlich nur von der bayerischen Konkurrenz gekannt hat. Unterstützt von der direkten, dennoch komfortablen Lenkung wedelt der Mercedes mit angedeuteten Heckschwenks Bergstraßen hinauf, als hätte er noch nie etwas anderes getan.
Passend dazu die gut konturierten Sportsitze mit Stoff-Leder-Bezug. Dank exzellentem Seitenhalt und perfekter Ergonomie lassen sie selbst Mega-Touren zumindest für den Rücken zu einem Katzensprung schrumpfen.
Apropos Ergonomie: Bei allem dargebotenen Perfektionismus stellt sich die Frage, wieso der überladene Multifunktions-Blinkerhebel nach wie vor viel zu weit unten positioniert ist. Jeder, wirklich jeder Mercedes-Neuling greift bei den ersten Abbiegevorgängen intuitiv zum Tempomathebel.
Oh Lord, won't you buy me…
Dass perfektes Fahrverhalten, perfekte Verarbeitung und Prestige ihren Wert haben, kann man leicht am Einstiegspreis für den C 250 CGI ablesen: € 41.540,- muss der geneigte Käufer mindestens überweisen. Dazu addieren sich noch € 2.226,- für das sehr empfehlenswerte Avantgarde-Paket, das die C-Klasse in Richtung Dynamik konditioniert.
Im Gegensatz zu früheren Zeiten ist der Mercedes bereits ab Werk großzügig ausgestattet: Angefangen bei sieben Airbags, ESP, Bremsassistent, Reifendruckkontrolle, aktiven Kopfstützen und aktivem Bremslicht über ein mp3-fähiges Radio mit Farbdisplay bis hin zu einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung ist alles mit dabei.
Die Aufpreisliste ist trotzdem das, was sie einmal war: Ein Schlaraffenland für Lottogewinner. Empfehlenswert sind unter anderem das hervorragende, adaptive Xenonlicht um € 1.660.-, das Navigationssystem COMAND APS für € 2.800,- oder auch die günstige Servotronic (Parameterlenkung) um € 270,-.
Aber wie heißt es so schön: Man gönnt sich ja sonst nichts.
Testurteil
+ hervorragender Komfort
+ agiles Fahrverhalten
+ kultivierter, kraftvoller Motor
+ geringer Verbrauch
+ perfekte Verarbeitung
Minus:
- 5-Gang-Automatik technisch überholt
- hoher Einstiegspreis
- überladener und schlecht platzierter Multifunktions-Blinkerhebel
Unser Eindruck:
Verarbeitung: 1
Ausstattung: 1-2
Bedienung: 2
Komfort: 1
Verbrauch: 2
Fahrleistung: 1-2
Sicherheitsausstattung: 1
Resümee:
Mit dem C250 CGI BlueEFFICIENCY beweist Mercedes seine hohe Kompetenz im Bau von modernen Benzinmotoren. Das Aggregat überzeugt durch seine perfekte Laufkultur und Bärenkräfte. Der Verbrauch bleibt dabei beinahe auf Dieselniveau. Zum vollendeten Glück fehlt nur mehr die modernere 7-Gang-Automatik.
Weitere Testdetails: • KFZ-Versicherungsberechnung • KFZ-Kasko-Info • Rechtsschutz-Info ![]() ![]() |