CES Las Vegas: BMW i8 Mirrorless | 08.01.2016
Spiegellos glücklich
Der BMW i8 Mirrorless fällt vor der CES in Las Vegas auf: Aber nicht wegen seiner fehlenden Außenspiegel - die bemerkt kaum jemand.
Ralf Schütze/mid
Links eine schwarze Limousine, hinten ein knallgelbes Taxi und rechts ein weißer Riesen-Pickup. Diese drei Bilder verteilen sich normalerweise auf drei Spiegel, im BMW i8 Mirrorless konzentrieren sie sich auf einen Monitor.
Zwei Kameras jeweils links und rechts ersetzen die beiden Außenspiegel, und der Monitor sitzt dort, wo man den Innenspiegel gewohnt ist. Besonders im dichten Nachmittagsverkehr auf dem Las Vegas Boulevard - BMW ist anlässlich der Consumer Electronics Show (CES) mit der Studie "i8 Mirrorless" vor Ort) ist das neue große Bild vom Verkehr neben und hinter uns ein großer Vorteil.
Die Gewohnheit, vorm Spurwechsel nach links oder rechts in den Spiegel zu blicken, legt das Gewohnheitstier Autofahrer zwar nicht sofort ab. Immer wieder blickt der Mirrorless-Novize zunächst zur Seite, wo nichts weiter als die aerodynamischen Kamerahalter zu sehen sind, und erst danach auf den Monitor. Erst nach der Eingewöhnung wird klar: weniger Spiegel ist mehr.
Nach und nach gewöhnt man sich an die neue spiegellose Welt im BMW i8 Mirrorless. Und stellt fest: Der gefürchtete "tote Winkel" ist jetzt wirklich tot. Die beiden äußeren und die dritte Kamera am oberen Rand der Heckscheibe decken einen größeren Blickwinkel ab als bisher.
Zu sehen ist dieser im vermeintlichen Innenspiegel, der als Monitor 30 cm breit und 7,5 cm hoch ist. Sowohl Fahrer als auch Beifahrer sehen das große, hochauflösende Bild und haben somit ihre Umgebung lückenlos im Blick. Ehe ein vorbeiziehendes Fahrzeug aus dem Bild verschwindet, ist es bereits seitlich direkt zu sehen.
20 cm schmäler ist der i8 Mirrorless im Vergleich zu seinem konventionellen Modellbruder. Das sieht nicht nur eleganter aus als mit ausladenden Außenspiegeln und hilft bei engen Durchfahrten, sondern bietet dem Fahrtwind immerhin 3 Prozent weniger Luftwiderstand.
Mirrorless-Projektleiter Philipp Hoffmann: "Wichtigstes Ziel unserer Entwicklungsarbeit war es zunächst, den toten Winkel zu eliminieren. Die aerodynamischen Vorteile gibt's sozusagen obendrauf." BMW spricht sogar von verbesserter "Aeroakustik", da auch die berüchtigten Windgeräusche von ausladenden Außenspiegeln der Vergangenheit angehören.
Die Vorteile von Mirrorless liegen auf der Hand, allerdings muss der Mensch umlernen, ehe er von der fortschrittlichen Technik profitiert. Ich merke das unter anderem daran, dass ich ständig nutzlos in einen nicht mehr vorhandenen Außenspiegel schauen will und versehentlich ein paar mal rechts den Scheibenwischer drücke, statt links den Blinkerhebel. Offenbar sind die Sinne verwirrt.
Nach weniger als einer halben Stunde habe ich mich jedoch an das neue Bild vom Verkehr neben und hinter mir gewöhnt, das der große Monitor mir und meinem Beifahrer bietet. Der Ablauf hat sich bereits eingespielt: Immer zum Innen-Monitor blicken, nicht nach links oder rechts.
Geschmackssache ist die Art der Abbildung: Entweder drei gleichberechtigte Ansichten des rückwärtigen Verkehrs, oder in der Mitte eine leichte Vogelperspektive mit dem i8 im Bild, die an Videospiele erinnert (Bilder oben).
Wann die neue Mirrorless-Technologie in Serie kommt, steht derzeit noch nicht fest. Philipp Hoffmann: "Erst wenn auf unseren Hauptmärkten die gesetzlichen Voraussetzungen gegeben sind, kann das System auf den Markt kommen." Da der entsprechend nötige Prozess unter anderem in Europa, USA und China erst nach und nach in Gang kommt, ist ein Serienstart nicht vor 2018 zu erwarten.