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Weniger ist mehr

Weniger Zylinder und Verbrauch, aber mehr Leistung und Drehmoment: der neue Porsche Boxster mit dem nunmehrigen Namenszusatz 718.

mid/brie

Als Porsche vor 20 Jahren den Boxster ins Programm nahm, galt diese Entscheidung als mutig. Längst ist klar: Es war die richtige und geriet zur Erfolgsnummer.

Auf dem Genfer Autosalon 2016 präsentiert die schwäbische Sportwagenschmiede im März die neue Generation als Porsche 718 Boxster und Boxster S der Öffentlichkeit. Wir durften schon vor der Messe die Nase tief in seine Technik stecken.

Als erstes müssen wir die Frage klären, die in Porsche-Fankreisen genauso leidenschaftlich wie kontrovers diskutiert wird: Schadet oder nützt die Reduzierung von sechs auf zwei Zylinder und die Abkehr vom Saugprinzip hin zum Turbolader dem Flitzer bei seiner Agilität?

Kurz gesagt: Das Manöver ist glücklich ausgegangen, der Pegel von Leistung, Fahrspaß und Emotion sogar gestiegen - und das bei niedrigerem Verbrauch.

In kalten Zahlen ausgedrückt ist die Leistung um 35 PS gewachsen und das Drehmoment um 100 Nm (Boxster S: 65 Nm), sodass nunmehr 300 PS bzw. 350 PS in den Papieren stehen und Drehmomentwerte von 380 Nm bzw. 420 Nm.

Von Null auf 100 km/h reichen dem Flitzer mit PDK-Getriebe 4,7 Sekunden, der S schafft den Sprint schon in 4,2 Sekunden. Der "kleine" 718 realisiert diese Werte aus 2,0 Liter Hubraum, die S-Variante schöpft höhere Leistung und Durchzugsvermögen aus 2,5 Liter.

Aber was nützt das beste Drehmoment, wenn es sich erst bei höheren Drehzahlen entfaltet? Um die alten Saugmotoren auch in diesem Punkt zu übertreffen, wird bei den Turbos die Schwelle zum maximalen Drehmoment bereits überschritten, wenn der rote Zeiger des Drehzahlmessers im Cockpit nicht ganz 2.000 signalisiert. Die Verbräuche beziffert Porsche mit 6,9 Liter je 100 Kilometer und 7,3 Liter beim S.

Möglich wird das alles durch ausgebuffte Technik-Maßnahmen mit ausgeklügelter Ladeluftkühlung, spezieller Turbolader-Geometrie - beim S sogar variabel - und aus dem 911er übernommener Benzineinspritzung.

Und damit das unverbindliche "Näseln", das für viele Turbomotoren typisch ist, dem Porsche-Fahrer nicht die akustischen Emotionen raubt, hält die Schalldämpferanlage entsprechend vor. Klar, dass für die absoluten Sound-Fetischisten als Option ein spezielles Auspuffsystem im Angebot ist.

Um den stärkeren Motoren gerecht zu werden, hat Porsche natürlich auch beim Fahrwerk nachgelegt. Eine zusätzliche Querstrebe an der Hinterachse verstärkt den bisher schon verwendeten Hilfsrahmen und erhöht die sogenannte "Quersteifigkeit".

Hinzu kommen neu abgestimmte Federn, Stoßdämpfer und um ein halbes Zoll breitere hintere Felgen. Die neue und um zehn Prozent direktere Lenkung (elektomechanisch) stammt aus dem Porsche 911 und macht den Roadster in Kombination mit dem kleineren Lenkrad im Designbild des 918 noch dynamischer und handlicher.

Gegen Aufpreis wird es zudem ein um 20 mm tiefer gelegtes adaptives PASM (Porsche Active Suspension Management) geben, das die Performance weiter anhebt. Es ist in der Lage, den Bereich zwischen Langstreckenkomfort und sportlich abgestimmter Straffheit breiter aufzufächern.

Bei den Bremsen spendiert Porsche dem Basis-718er die Anlage, die bisher im Boxster S tätig war, im 718 S werken an der Vorderachse künftig sogar die farblich hervorgehobenen Vierkolbensättel aus dem 911 Carrera.

Obwohl vom Design des Vorgängers lediglich Kofferraumdeckel, Windschutzscheibe und Faltdach übernommen wurden, verzichtet Porsche im Gesamtbild auf Experimente. Das Auto wirkt jetzt einfach geduckter und breiter, die Kotflügelbacken straffer.

Auffällig: Die doppelten Lamellen der markanten Lufteinlässe zwischen den Türen und den hinteren Radbögen (Bild rechts), über die der Motor beatmet und die Ladeluftkühler versorgt werden. Die neu gestalteten Leuchteinheiten an Front und Heck betonen mit ihrer Klarglasoptik den technischen Anspruch seiner Väter.

Gelungen ist die Heckpartie, auf der sich der Porsche-Schriftzug bei ausgefahrenem Heckspoiler nicht länger verstecken muss, sondern dreidimensional und damit prominent auf dem Band zwischen den Heckleuchten prangt.

Im Innenraum fällt dass leicht veränderte Armaturenbrett auf, in dem auf der Mittelkonsole der Bildschirm für das neue Porsche Communication Management (PCM) integriert ist, das sich mit optionalen Modulen wie Navigationssystem und Smartphone-Anbindung anpassen lässt.

Künftig hat der Käufer die Wahl zwischen fünf Interieur-Farben, um seinen Boxster 718 - der auch in der geschlossenen Variante Cayman mit 718 als Zusatzzahl ins Programm kommen wird - individuell zu konfigurieren.

Zum Schluss noch einmal kalte Zahlen: Der neue Porsche 718 Boxster ist ab 64.975 Euro (Deutschland: 53.646 Euro) zu haben, der S startet bei 79.653 (D: 66.141 Euro). Und wie bisher schon steckt in der langen Porsche-Aufpreisliste enorme Turbokraft zum Minimieren des Kontostandes.

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