AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Rasender Brite

Fast eine Million Euro teuer - und trotzdem schon ausverkauft: Der McLaren Senna trumpft mit 800 PS und ausgefeilter Aerodynamik auf. Erster Test.

Marcus Efler/mid

Für hochpreisige Sportwagenwagenmarken gehört es zum guten Ton, alle paar Jahre ein limitiertes Übermodell aufzulegen - Porsche etwa den Carrera GT, Ferrari den Enzo. Auch die britische Auto-Manufaktur McLaren hält es mit den Autos seiner "Ultimate Series" so.

Nach dem elektrifizierten P1 steht aktuell der Senna an der Spitze des Modellprogramms. Der Extremsportler kostet 922.250 Euro. Den Blick ins Portemonnaie, ob da genug drin ist, kann man sich sparen: Die geplanten 500 Exemplare sind bereits vergeben - auch der zügige Abverkauf derartiger Megamobile hat Tradition.

Der erste Eindruck beim Test auf dem Hungaro-Ring bei Budapest: Spektakulär kommt der Senna durchaus daher - aber auch etwas konventioneller als sein Vorgänger P1. Der war ein Hybridmodell, bei dem Elektromotoren die Power-Spitzen lieferten, während der Senna allein von einem Vierliter-V8 angetrieben wird.

Aber von was für einem! 800 PS Leistung, 800 Newtonmeter Drehmoment verheißen die Papierwerte. Doch die sagen nichts aus über die Faszination, die den Fahrer schon beim Einsteigen unter den Flügeltüren einfängt: Hier herrscht Purismus à la Motorsport.

Carbon und dunkel schimmerndes Leichtmetall dominieren das Interieur. Das virtuelle Cockpit und das Display im Stil eines hochkant gestellten Tablets sind aus den anderen Modellen des Herstellers bekannt, ein Tribut an die Supersportlichkeit sind die Schalensitze mit nicht verstellbarer Rückenlehne. Für etwas Komfort sorgt eine Klimaanlage.

Highlight der technischen Ausstattung aber ist eine gigantische Sound-Anlage - bestehend aus acht Zylindern über der Heckachse. McLaren schert sich in der Regel wenig um besonders "designtes" Motorgeräusch, die britischen Autos klingen weniger brachial als beispielsweise die Italiener von Ferrari oder Lamborghini.

Der Motor klingt, wie er klingt, kraftvoll, aber nicht protzig. Das gilt in gewisser Weise auch für den Senna - allerdings röhrt er deutlich präsenter als beispielsweise ein 570 S. Sonorer, lauter, heftiger. Eben der Fahrleistung angemessen.

Und die ist überwältgend. Aus quasi jedem Tempo beschleunigt der Senna in ein höheres. Ohne spürbaren Turbo-Lag zieht er an und katapultiert sich nach vorn - um das Tempo bei Bedarf genauso schnell wieder zu vernichten: Die Carbon-Keramik-Bremsen packen kompromisslos zu.

Die direkte Lenkung führt den Zweisitzer präzise durch die Kurven, das straffe, aber nicht übertrieben hart konzipierte Fahrwerk bleibt lange neutral, um im Grenzbereich zu übersteuern: klassische Motorsport-Tugenden.

Das ESC greift im Sportmodus erst spät ein, im Trackmodus lässt es sich ganz deaktivieren. Bei der Spurhaltung hilft beherztes Schnellfahren: Bei 250 km/h liefert die Aerodynamik einen rekordverdächtigen Abtrieb von 800 Kilogramm, der das Carbon-Monocoque auf den Asphalt presst.

So vertritt der Senna viele Tugenden, die McLarens Formel-1-Sparte groß gemacht haben - auch, wenn es dort aktuell nicht gerade rosig läuft. Beim Senna ist alles auf Nutzwert - in diesem Fall Tempo - ausgelegt, die akustischen Show-Einlagen eines Lamborghini oder Anstrengungen für ein besonders stilvolles Design à la Ferrari oder Aston Martin sparen sich die Briten.

Ein McLaren ist generell ein fast schon kühles Werkzeug zur möglichst zügigen Distanz-Vernichtung, und der Senna treibt diesen Ansatz auf die Spitze. Dass er allein auf den Verbrennungsmotor setzt, ist auch keine philosophische Entscheidung, sondern schien in seinem Fall den Entwicklern für eine optimale Leistungsentfaltung schlicht die beste Wahl. Die Elektrifizierung des P1 ist nicht vergessen, nur aufgeschoben: Das nächste, bereits angekündigte Modell der Ultimate-Series, der Speedtail, wird nämlich wieder über Hybrid-Technik verfügen. Auch dieser geplante Nachfolger des Senna (dessen Verkaufsgewinn übrigens der Kinder-Hilfs-Organisation Ayrton Senna Institute zufließt) ist bereits ausverkauft.

Technische Daten McLaren Senna

Zweisitziger Supersportwagen mit Carbon-Monocoque-Karosserie, Flügeltüren, Länge/Breite/Höhe/Radstand: 4.744/1.958/1.229/2.670 mm, Gewicht 1.198 kg.
V8-Mittelmotor, zwei Turbolader, Hubraum 3.999 ccm, Leistung 588 kW/800 PS bei 7.250 U/min, max. Drehmoment 800 Nm bei 5.500-6.700 U/min, 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe, Heckantrieb, 0-100 km/h: 2,8 Sekunden, 0-200 km/h: 6,8 Sekunden, 0-300 km/h: 17,5 Sekunden, Höchstgeschwindigkeit. 340 km/h, Verbrauch 12,4l/100 km.
Preis 922.250 Euro

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Pro und Contra – Diskussion auf Puls 4

Auf der Straße festkleben: Protest oder Zerstörungswut?

Vertreter aus der Politik, der Autofahrer-Lobby und von der Letzten Generation versuchen – vergeblich – auf einen grünen Zweig zu kommen: Wie kann man gemäßigt aber zielführend auf ein Thema aufmerksam machen, ohne zu (zu) drastischen Mitteln zu greifen?

Vor allem der Benziner könnte preislich interessant werden

Omoda: Crossover-SUV Omoda 5 kommt nach Österreich

Für den Start auf dem österreichischen Markt bringtg Omoda ihr SUV-Modell 5. Den Anfang macht im ersten Halbjahr 2024 die Benziner-Variante, Hybrid und BEV folgen kurz darauf. Besonders erstaunlich: die Preise, die bei 26.000 Euro starten sollen.

Afra Porsche von der Letzten Generation und Gerhard Lustig vom Volksbegehren "Kosten Runter!" diskutieren bei Wolfgang Schiefer darüber, ob Autofahren günstiger werden muss, wie man alle Menschen mobil machen kann und wer das Ganze zahlen soll.

Lexus LBX – schon gefahren

Luxuriöser Einsteiger für Aufsteiger

Ein gewöhnlicher B-Crossover passt nicht mehr zur dienstlichen Position? Dann bietet Lexus mit dem LBX künftig das Passende. Das kleinste Modell der Japaner liefert gewohntes Premium-Flair.

So wurde der Lamborghini Diablo zum Pop-Hit

Eine Dekade alt: "Maschin" von Bilderbuch

Autos in Musikvideos sind nicht neu. Doch wie die österreichische Band Bilderbuch den gelben Sportwagen in ihrem Musikvideo zu "Maschin" einsetzte, definierte die Grenzen zur Kunst neu. Wir feiern das Video, die Band und den Diablo bis heute – mit euch!

Subaru Crosstrek im Test

Robustes Einstiegsmodell der Allradmarke

Mit dem Übergang von XV zu Crosstrek fällt der günstige Benziner weg. Doch auch mit dem e-Boxer bleibt das SUV der günstigste Subaru am Markt.