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Vollgas in Melk

Thema CNG - Komprimierte Antriebsenergie in komprimierter Form: Die OMV lud zum Erdgasauto-Testtag auf den Wachauring in Melk.

Johannes.Gauglica@motorline.cc; Fotos: OMV, Post AG

Motorline.cc konnte bereits umfangreiche Erfahrungen mit Erdgas-Autos sammeln, so zum Beispiel mit dem Mercedes E 200 NGT oder dem Opel Zafira.

Es war einiges los in Melk: Caritas und Kinderdörfer bekamen feierlich insgesamt sechs erdgasbetriebene Fahrzeuge ausgehändigt, Beppo Harrach demonstrierte den CNG-Mitsubishi.

Zusätzlich gab es eine Übersicht über das derzeitige Angebot an CNG-Fahrzeugen ab Werk und vom Umrüster.

Die Bandbreite reichte vom smart zur Mercedes-Zugmaschine, vom Dacia Logan zum Hummer H2; die Volumsmodelle finden sich irgendwo mittendrin.

Erdgas-Flottenparade

Als seriennahe Studie ausgestellt war der Hyundai i10-blue CNG-Concept mit 800ccm großem, 98 PS starkem Turbo-Dreizylinder und einem angekündigten CO2-Ausstoß von nur 65 Gramm auf 100 Kilometer. Erstmals in Österreich zu sehen war auch der Fiat Grande Punto Natural Power.

Der 110 kW starke VW Passat TSI EcoFuel erlebte seine Premiere in Österreich. Das Modell mit CNG optimiertem 1,4l-Turbomotor wurde in Melk zeitgleich zur Präsentation am Pariser Salon vorgestellt.

Ein Verbrauch von 5,2 Kilo Erdgas auf 100 Kilometer wird von VW versprochen – damit werden die verbliebenen Lücken im Versorgungsnetz überwindlich, solange man nicht in Richtung Slowakei oder Ungarn fährt, wo sich die Zahl der CNG-Zapfsäulen immer noch gegen Null bewegt. Dort wird man auf den Inhalt des 31-Liter-Benzintank zurückgreifen müssen.

Man merkt, dass man nichts merkt

Praktisch allen (leider nicht wirklich allen) bivalenten CNG-Fahrzeugen ist gemein, dass man im Betrieb keinen Unterschied zwischen Benzin- und Erdgasantrieb merkt – und das ist wohl das Beste, was man über einen Alternativantrieb sagen kann.

Ein leises metallisches Geräusch beim Start signalisiert, gemeinsam mit einigen Anzeigen am Armaturenbrett, die Umschaltung auf Gasbetrieb. Mehr spürt man subjektiv nicht, sofern man nicht die absolute Spitzenleistung abrufen will.

Vor allem die nachgerüsteten Modelle verlieren ca. 5 bis 10 Prozent Leistung im CNG-Betrieb, weil der Motor eben nicht bis ins Detail auf Erdgas optimiert ist. Die Qualität der Umsetzung des alternativen Antriebes lässt sich am gefühlten Temperamentverlust das Autos ablesen.

Gegenwart und Zukunft

122 Erdgastankstellen gibt es mittlerweile in Österreich, von einigen noch etwas "weitmaschigen“ Regionen abgesehen (z.B. Osttirol) also ein flächendeckendes CNG-Versorgungsnetz.

In anderen Weltgegenden ist Erdgas als Treibstoff ungleich populärer: in Pakistan beispielsweise liegt der CNG-Anteil bei Autos auf über 50%. Etwas näher ist Italien, wo im Vorjahr 80.000 CNG-Fahrzeuge neu verkauft worden sind und die Gesamt-Flotte bei einer knappen halben Million liegt.

Erdgas ist ein fossiler Treibstoff, und außerdem in seiner Preisentwicklung ans Erdöl gekoppelt, wenngleich auch beständig darunter. Weshalb also auf Compressed Natural Gas (CNG), komprimiertes Erdgas als Treibstoff umsteigen?

"Das CO2 wird uns ins Schwitzen bringen, noch bevor uns Öl und Gas ausgehen“, meint DI Dr. Peter Seidinger, der Verantwortliche für das Gastankstellennetz der OMV. Denn die EU setzt herausfordernde Ziele zur CO2-Reduktion:

Bis 2020 sollen der Ausstoß um 20 % gesenkt werden, bei Neufahrzeugen soll der CO2 Ausstoß ab 2012 auf 120 g/km begrenzt sein. Bei den Emissionen hat CNG tatsächlich große Vorteile gegenüber herkömmlichem Sprit: "CNG liegt um 25 bis 30% unter Diesel und Benzin.“

Auch beim NOx sieht die Bilanz von Erdgas besser aus. Monovalente Fahrzeuge können die Euro-5- und sogar Euro-6-Normen bereits erfüllen. Monovalent: ein für CNG-Betrieb optimiertes Fahrzeug lotet die hohe Oktanzahl und Schadstoffarmut von CNG voll aus.

Aber man kann nicht mehr im "Notfall“ auf Benzin wechseln. Die Mehrzahl der am Markt befindlichen Autos ist derzeit bivalent, also mit Benzin- und Erdgas-Antrieb zum Umschalten.

Im harten Alltagseinsatz

Praktische Erfahrungen aus dem Flottenbetrieb liefert DI Peter Umundum, er ist bei der Brief-Division der Post AG verantwortlich für die Logistik: „Wir haben 2006 begonnen, unseren Fuhrpark mit Erdgasfahrzeugen zu bestücken, damals mit zwei Opel Combo. Seit 2007 sind wir verstärkt in dieses Thema eingestiegen" – nämlich mit 75 VW Caddy EcoFuel.

77 der insgesamt 7.200 Fahrzeuge in Postgelb laufen also mit CNG. Die Zusteller sind durch die Bank zufrieden mit ihren Fahrzeugen, auch das Feedback der Kunden ist positiv. 2009 werden ca. eine Million Kilometer erdgasbetrieben zurückgelegt.

"Die CO2-Emissionseinsparung von bis zu 30 Prozent ist durchaus auch in der Praxis realistisch“, erläutert DI Umundum, "die Betonung liegt aber auf 'bis zu'. Wie wird damit gefahren, welche Strecken werden damit gefahren, wie läuft davor die Schulung ab - das sind Faktoren, die hier entsprechenden Einfluss nehmen.

90 Prozent weniger Feinstaubausstoß sind auch ein ganz wesentlicher Punkt, der gerade in den Ballungszentren sehr wichtig für uns ist. Und die Treibstoffkosteneinsparungen in Höhe von 25 bis 30 Prozent sind Werte, die wir mit unseren Fahrzeugen bereits seit einiger Zeit nachvollziehen können.“

Der Kaufpreis ist natürlich auch ein Thema: "Man muss mit ca. 20 bis 30 Prozent höheren Anschaffungskosten rechnen.“

Umrüstung

Bivalente Fahrzeuge sind naturgemäß ein Kompromiss. Man braucht zwei Tanks, und die CNG-Druckbehälter nehmen wegen ihrer Flaschen-Form einiges an Platz weg – je nachdem zu Lasten des Stauraumes oder der Reichweite.

Falls Ihr ’82er-Oldsmobile Sie heutzutage arm frisst: grundsätzlich vertragen alle Motoren auch CNG, am effizientesten sind jedoch die Direkteinspritzer der neuesten Generation.

Sie sollten aber noch eine gewisse Anzahl Kilometer mit ihrem Auto zurücklegen, damit sich die Kosten amortisieren: bei ca. 5.000 Euro beginnt die Skala.

Die aufs jeweilige Fahrzeug maßgeschneiderten Lösungen können aber auch weit mehr kosten, wie z.B. knapp 9.000 Euro beim Hummer H2. Andererseits gibt es seitens des Bundes und der Länder einige Förderungen, Versicherungen geben Prämienreduktionen, etc.

Supertanker & Easy Rider

Rein vom Platzangebot her sind große, meist auch dementsprechend großvolumige Fahrzeuge für die Umrüstung interessant. Beispielsweise beim genannten Hummer oder auch dem Dodge Ram, einem Pickup-Schlachtschiff amerikanischer Provenienz mit 5,7l-Hemi-V8.

Die Ladefläche wird um ungefähr 40 Zentimeter kürzer, ein Mehrgewicht von ca. 100 Kilo muss mitgeschleppt werden. Dafür erhöht sich die Reichweite des Fahrzeuges (Benzin- und CNG-Betrieb zusammengerechnet) auf über 900 Kilometer.

Knapp 290 Kilometer weit kommt man mit den Erdgas-Reserven an Bord. Die Kosten pro 100 Kilometer: 20,77 Euro im Benzin-Modus, 9,30 Euro mit CNG.

Auch Dieselmotoren können übrigens mit entsprechenden Additiven Erdgas verdauen. Und vor Motorrädern machen die Umrüster auch nicht mehr halt: wer „grün“ cruisen will, dem sei z.B. eine Harley-Davidson mit Erdgasflaschen in den seitlichen Packtaschen ans Herz gelegt.

Fernziele

Der nächste Schritt in der Erdgas-Zukunft ist die Gewinnung von CNG aus Biomasse: ein Hektar landwirtschaftlicher Fläche bringt pro Jahr den Ertrag für 71.000 CNG-Kilometer. Als Ergänzung also eine interessante Variante.

Auch dem Thema Wasserstoff als alternativer Treibstoff blicken die OMV und alle anderen CNG-Anbieter interessiert entgegen:

"Erdgas besteht zu 25% aus Wasserstoff. Technisch gesehen hätten wir bei unseren Tankstellen bereits die Möglichkeit, 5 bis 7 Prozent Erdgas beizumengen. Das brächte einige Vorteile, aber natürlich auch einige Herausforderungen. Wenn die seit 20 Jahren beschworene Wasserstoff-Zukunft kommt, dann wird Erdgas und die entsprechende Infrastruktur eine Rolle spielen“, sagt Dr. Seidinger.

Er umreißt das Ziel der OMV und auch aller anderen Treibstoffanbieter so: "Gleiche Augenhöhe, das heißt: rund um die Uhr Tanken, Selbstbedienung, höchste Sicherheit und volle Infrastruktur - Erdgas integriert als ein ganz normaler Treibstoff.“

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