BMW’s geheime Zukunftsvisionen | 13.10.2011
Future made in Bayern
BMW bastelt. An der automobilen Zukunft und am Verhalten gegenüber dem fahrbaren Untersatz per se. Wir spionierten in den geheimen Labors.
Die bewachten Schranken und hohen Zäune um das BMW-Gelände in München wirken nicht gerade einladend. Das Personal ist freundlich, aber bestimmt, weist mit angenehmer Stimme darauf hin, dass fotografieren strikt untersagt ist und meint im Zusatz „sonst können wir Sie leider nicht mehr einladen“.
Wobei, wirft man einen Blick hinter die nichtssagenden Gemäuer der großen Forschungsgebäude, wird einem schnell klar, warum die Bayern so auf der Hut sind.
Vor zehn Jahren noch sind die Lösungen, an denen BMW derzeit arbeitet, wenn überhaupt im Science Fiction Bereich vorgekommen. Die Schlagworte „vernetzte Vorausschauung“, „Lokale Gefahrenwarnung“ oder „Laser Light“ verbergen noch viel Größeres und das wollen wir Ihnen, liebe Leser, natürlich nicht vorenthalten.
Vernetzte Vorausschauung
Ein Thema, das Mobilität noch mobiler machen soll, ist die vernetzte Vorausschauung. Hierbei handelt es sich im Prinzip um eine Art Datenfusion. Das Fahrzeug wertet Daten aus allen möglichen Schnittstellen aus und erstellt so die ideale Route zum jeweiligen Ziel.
Verbindungen zu Ampeln, zu anderen Fahrzeugen, zu Wetterstationen, ja zu jeglicher Verkehrsinfrastruktur, wie beispielsweise Verkehrsdichtesensoren in der Straße, werden kombiniert. Aufgrund der Daten errechnet das System hunderte mögliche Zukunftsszenarien, um den Fahrer zu warnen, noch bevor es etwas zu warnen gibt.
Das könnte dann so klingen: „um den Termin um 8:30 pünktlich wahrnehmen zu können, rate ich Ihnen aufgrund der wahrscheinlichen Verkehrslage, 30 Minuten früher wegzufahren“ – warum das Fahrzeug weiß, dass es einen Termin um 8:30 gibt, dazu kommen wir noch.
Lokale Gefahrenwarnung
Die lokale Gefahrenwarnung ist das vielleicht wichtigste System, dass es in abgeschwächter Form bereits heute gibt. Daten der Polizei, der Fahrzeugsensoren anderer Autos (beispielsweise Staumelder) und der Straßenverwaltung, in unserem Fall der Asfinag, werden in so genannten Verkehrsinfozentralen zusammengetragen, an die „BMW Service Provider“ geschickt und von denen dann an das jeweilige Fahrzeug weitergeleitet. Hindernisse, Geisterfahrer, Unfälle, alle möglichen Situationen, können so umgehend und viel genauer mitgeteilt werden und den Fahrer warnen.
BMW Laser Light
Laser Light. Für unsere Nachbarn einfach ein passender Name für das Licht der Zukunft, für alle anderen der wohl coolste Name seit es Motorline gibt.
Dahinter verbirgt sich genau das, ein Licht, das durch Laserstrahlen erzeugt wird. Es funktioniert genauer, verbraucht um die Hälfte weniger Energie als das „altmodische“ LED-Licht und ermöglicht durch die kompakte Bauart neue Designüberlegungen.
Der BMW der nicht allzu fernen Zukunft ist obendrein noch voll vernetzt mit allem, was auch mit dem Menschen heutzutage vernetzt ist. Smartphone-Apps, Social Networks, Terminkalender, E-Mails... Die Liste ist lang.
Dank LTE, dem neuen Mobilfunkstandard und Nachfolger des UMTS, der Downloadraten von bis zu 100 Mbit/s erreichen kann, der versuchsweise bereits jetzt verbaut wird, lassen sich Musikalben einfach und speichersparend streamen.
Infos Infos Infos
Auf den Punkt gebracht geht es um Informationen. BMW hebt das Automobil der (nahen) Zukunft aus dem ausschließlichen Mobilitätsgedanken heraus und definiert es wie einen Anzug um den Kunden herum neu. Smartphonegleich steht nicht mehr nur der Primärnutzen im Vordergrund. Mehrfunktionen in allen Richtungen helfen den Insassen, das Leben auf eine Art und Weise zu meistern, dass es fast schon fad wird.
Vom „bitte fahren Sie früher weg, es bahnt sich Stau an“ über „wenn Sie wünschen lese ich Ihnen Ihre Mails auf dem Weg zur Arbeit vor“ bis hin zu „Theaterkarten sind gebucht, ich empfehle Ihnen mit dem Bus zu fahren, in der Bar nebenan gibt’s heute Freibier“ ist der BMW von morgen Conciergeservice, Routen- und Verkehrsplaner, Wetterfrosch, Sekretär.
Von den Kosten redet im Moment der Entstehungsphase noch niemand, ist auch besser so. Bereits beim Wort „Laser Light“ liegt der Verdacht nahe, dass das nicht billig wird.