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ADAC-Skandal um Stimmen bei Leserwahl

"Gelbe Engel" als "Dreiste Bengel"

Bei der ADAC-Leserwahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" wurden massiv mehr abgegebene Stimmen genannt als es tatsächlich der Fall war.

Ralf Loweg/mid

Das Vertrauen ist erschüttert, das Image ist beschädigt und die Mitglieder sind entsetzt: Der ADAC durchlebt eine seiner größten Krisen und fürchtet, dass aus einer Panne ein Totalschaden werden kann. Die "Schummel-Affäre" zieht immer weitere Krise, ein Ende ist nicht in Sicht.

Es gab erste personelle Konsequenzen. ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter räumte nach tagelangen Dementis ein, die Stimmzahlen bei der Leserwahl zum "Lieblingsauto der Deutschen" manipuliert zu haben. Ramstetter, gleichzeitig Chefredakteur der Mitgliederzeitschrift "Motorwelt", entschuldigte sich und trat mit sofortiger Wirkung von sämtlichen Posten zurück.

Doch damit ist der Fall längst noch nicht abgeschlossen. Schon gibt es Spekulationen, dass beim ADAC auch in den Jahren zuvor bei der Verleihung des "Gelben Engels" geschummelt worden sei.

In diesem Jahr wurde der VW-Golf zum "Lieblingsauto der Deutschen" gekürt. Angeblich erhielt das legendäre Auto der Wolfsburger 34.299 Stimmen. Das jedenfalls ließ der ADAC verbreiten. Wie sich nun aber herausstellte, waren es in Wirklichkeit nur 3.409 Stimmen. Offenbar war das Ramstetter peinlich. Ein Automobilclub mit 19 Millionen Mitgliedern müsse wohl eine größere Resonanz vorweisen können, mag er sich gedacht haben.

Möglicherweise gibt Volkswagen den Preis zurück, um erst gar nicht in Verbindung mit der Manipulation gebracht zu werden. "Wir erwarten vom ADAC eine vollständige Aufklärung der Vorgänge. Erst danach können wir entscheiden, wie wir mit dem Preis Lieblingsauto der Deutschen umgehen, dessen Wertigkeit beschädigt ist", erklärt Volkswagen.

Drei entscheidende Fragen stehen aber weiter unbeantwortet im Raum. Erstens: Hat außer Ramstetter (Bild links) tatsächlich niemand etwas beim ADAC von der Mogelei gewusst? Zweitens: Wie konnte diese Geschichte an die Öffentlichkeit kommen? Gibt es etwa einen "Maulwurf" beim ADAC? Und drittens - ganz schlimmer Gedanke: Wurden alle Zahlen gleich nach oben korrigiert oder hat man gar die Wertung beeinflusst?

Geschäftsführer Karl Obermair und Vereinspräsident Peter Meyer (Bild ganz oben) betonen jedenfalls: Weder der Verein noch das Präsidium des ADAC seien zu "irgendeinem Zeitpunkt" über diese Unregelmäßigkeiten bei der Leserwahl unterrichtet gewesen.

Der ADAC versichert, dass sich die Manipulationen allein auf die Leserbefragungen in der "Motorwelt" - deren Chefredakteur Kommunikationschef Michael Ramstetter in Personalunion war - zum Gelben Engel beziehen. Alle Daten zu Techniktests seien zu 100 Prozent belastbar. Doch Macht und Einfluss der "Motorwelt" in der Automobilindustrie darf nicht unterschätzt werden. Ein negativer Bericht kann einem Hersteller schwer zusetzen. Ob Ramstetters Abschied daran etwas ändert, ist zu bezweifeln.

Egal wie: Es brechen stürmische Zeiten in der ADAC-Zentrale in München an. Auch die Politik wird von diesem brisanten Thema erfasst. Alexander Dobrindt (CSU) versucht, diplomatisch zu sein. Die Vorgänge zeigten, dass großen Verbänden manchmal etwas mehr Bescheidenheit im Auftreten gut täte, sagt der Bundesverkehrsminister.

In Deutschland hagelte es nach den Enthüllungen Hohn und Spott. Aus den "Gelben Engeln" wurden über Nacht die "Dreisten Bengel". Die Auflagenstarke Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) kommentiert: "Man kann nicht davon ausgehen, dass der ADAC prinzipiell mogelt. Aber die Glaubwürdigkeit ist erstmal dahin. Vergessen wir nicht, dass der ADAC ein intransparenter Moloch und machtvoller Lobbyladen ist. Man ist kein gehässiger Mensch, wenn man über einen solchen Dämpfer schmunzelt."

Die ADAC-Spitze ordnete inzwischen eine interne Prüfung der Preisvergabe an. Auch die vergangenen Jahre sollen überprüft werden. 2015 soll der Leserpreis in einem notariell beaufsichtigten Verfahren vergeben werden.

Das ist vielen zu wenig: "Europas größter Verband mit einem Konzernumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro kann die PR-Ziele seines Jubiläumsjahres in die Tonne werfen und muss sich von Grund auf ehrlich machen. Eine Überprüfung der Automobil-Preise der vergangenen Jahre reicht da bei Weitem nicht aus", schreibt die Mainzer Allgemeine Zeitung.

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