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Die RS-Geschichte

Das Kürzel RS – das ursprünglich für Rallye Sport stand – kennzeichnet seit seiner Einführung im November 1969 Ford-Modelle mit außergewöhnlich sportlichem Stammbaum, die dabei jedoch immer alltagstauglich und bezahlbar blieben.

Den ersten Escort RS1600 fuhr kein Geringerer als der zweifache Formel 1-Weltmeister Graham Hill vom eigens für dieses Modell eingerichteten Fließband der Abteilung Ford Advanced Vehicle Operations (FAVO) im ostenglischen South Ockendon.

Der RS1600 entstand als Straßenversion des auf Renn- und Rallye-Pisten in aller Welt überaus erfolgreichen Escort mit seinem neuartigen, von der Formel 1-Motorenschmiede Cosworth gebauten 16-Ventilmotor. Er markiert den Beginn einer Familie von mehr als 20 Ford RS-Modellen, die sich in den 27 Jahren zwischen 1969 und 1996 über 107.000 Mal verkauften.

Nun schickt sich der Ford Focus – längst ein Siegerauto in der Rallye-Weltmeisterschaft – an, das legendäre Kürzel für Fords High-Performance-Fahrzeuge wiederzubeleben.

Escort RS1600

Schon die Serienversion des Escort RS1600 von 1969 wartete mit dem wendigen, kurvenhungrigen Handling eines echten Ford RS auf. Die 120 PS des gedrosselten 1,6-Liter-Motors ermöglichten dem relativ simplen, problemlosen Basisfahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von 182 km/h. Den Spurt von null auf 100 km/h absolvierte er in neun Sekunden – zu seiner Zeit imposante Ergebnisse. Sein wahres Potenzial offenbarfte der RS1600 jedoch im Wettbewerbseinsatz.

Mit dem zahnriemengetriebenen BDA-Motor („Belt Drive A-Series“) entwarf Cosworth eine straßentaugliche Variante des zahnradgesteuerten FVA-Rennaggregats. In den straßenzugelassenen Ford RS-Rallye-Werkswagen leistete das Aggregat mit Aluminium-Zylinderblock 260 PS und katapultierte die leichten Escorts in lediglich 6,5 Sekunden von null auf Tempo 100. Mit solchen Fahrleistungen konnten Ende der 60er Jahre sonst nur italienische Exoten oder amerikanische Muscle Cars aufwarten.

Escort Mexico 1600 GT

Als zweiter sportlicher Escort lief der Mexico 1600GT von den FAVO-Bändern, benannt nach der über 25.000 Kilometer führenden Marathon-Rallye London-Mexiko, bei der Ford 1970 mit den Plätzen 1, 3, 5, 6 und 8 die starke Konkurrenz düpierte.

Das ausschließlich über zertifizierte Ford RS-Händler erhältliche Modell kombinierte eine einfache, kostengünstige Basis mit spritzigen Fahrleistungen: zwölf Sekunden für den Sprint auf 100 km/h und eine Höchstgeschwindgigkeit von 161 km/h setzten damals in der 1,6-Liter-Klasse Maßstäbe. Der Mexico fand große Nachfrage: Mehr als 10.300 Exemplare fanden zwischen 1970 und 1975 einen Käufer.

Escort RS2000

Als noch größerer Verkaufserfolg entpuppte sich der Escort RS2000. Obwohl ursprünglich nicht für den Motorsport-Einsatz konzipiert, sicherte er sich 1975 und 1976 gegen weit stärkere Wettbewerber den Sieg bei der „Tour of Britain“. Auch er stand für eine perfekte Synthese aus Fahrvergnügen und Wirtschaftlichkeit.

Die zwei Generationen des Escort RS2000 erwarben sich einen Ruf als sportliche Alltagsfahrzeuge. Sie besaßen den 2,0-Liter-SOHC-Motor des Ford Taunus sowie ein spezielles Vierganggetriebe, das durch besonders kurze Schaltwege bestach.

Der 100 PS starke RS2000 debütierte im Oktober 1973. In punkto Fahrleistungen zwischen Mexico und RS1600 angesiedelt, avancierte der RS2000 wegen seines breiten Drehzahlbandes zu einem der Bestseller der RS-Reihe: Insgesamt verließen zwischen 1973 und 1980 mehr als 30.000 Fahrzeuge die Montagebänder.

Escort Mk II RS1800

Der auf dem Escort Mk II basierende RS1800 war das Highlight der RS-Baureihe. Die weitgehend handgefertigte Rarität besaß ein fortschrittliches 16-Ventil-Triebwerk, dessen einzige Bestimmung im Rennsport lag. Trotz sportlicher Fahrleistungen von neun Sekunden bis 100 km/h und einer Höchstgeschwindigkeit von über 177 km/h gefiel er durch einen bescheidenen Benzinverbrauch von gerade neun Liter Kraftstoff auf 100 km.

Capri RS2600

Das Prädikat “RS” blieb nicht allein den Escort-Modellen vorbehalten. So entwickelte Ford Deutschland den Capri RS2600, der als erstes europäisches Serienmodell von Ford eine Benzineinspritzung besaß. Die mechanische Kugelfischer-Einspritzung – die mittig auf dem robusten V6-Motor thronte – verhalf dem 2,6-Liter-Triebwerk zu einer Leistung von 150 PS, die eine Höchstgeschwindigkeit von 203 km/h sowie eine zur damaligen Zeit sensationelle Beschleunigung von null auf 100 km/h in nur 7,4 Sekunden ermöglichten.

Rennversionen des RS2600 gewannen sowohl die Deutsche Rennsportmeisterschaft als auch die Tourenwagen-Europameisterschaft. Obwohl weniger als 3500 Capri RS2600 gebaut wurden, bewies seine Entwicklung, dass sich die RS-Philosophie auch auf Fahrzeuge höherer Marktsegmente übertragen ließ.

Capri RS3100

Auch während der Ölkrise der Jahre 1973 und 1974 blieb Ford dem RS-Konzept treu: Der Capri RS3100 rollte als Nachfolger des „deutschen“ Capri RS in die Verkaufsräume. Der machte sich derweil auf den Rennstrecken rund um den Globus einen Namen. Ausgestattet mit einem hochmodernen 24-Ventil-Aggregat von Cosworth mobilisierte der Ford-V6 gut 450 PS und trieb den Capri bis auf eine Spitzengeschwindigkeit von über 280 km/h.

In den 80er Jahren erhielt der Escort einen zeitgemäßen Frontantrieb – und mit ihm auch die RS-Derivate, so dass der neue frontgetriebene Focus RS nicht als erste RS-Version mit angetriebenen Vorderrädern in die Geschichtsbücher eingehen wird. Seine Vorgänger markierten wesentliche Meilensteine:

Mit dem Escort Turbo brachte Ford in Europa seinen ersten aufgeladenen Motor auf den Markt. Die zweite Generation des Escort Turbo schließlich sorgte mit 37.024 gefertigten Exemplaren zwischen 1986 und 1989 für einen neuen Produktionsrekord innerhalb der RS-Reihe. Sein Nachfolger, der RS1600i, besaß als erster serienmäßiger Escort eine Benzineinspritzung.

RS200

Mit dem RS200 präsentierte Ford eines der aufregendsten und technisch anspruchsvollsten Autos aller Zeiten. Der allradgetriebene Mittelmotor-Bolide wurde nach dem freizügigen Reglement der Gruppe B für Einsätze in der Rallye-Weltmeisterschaft konzipiert. Wegen massiver Regeländerungen bestritt der RS200 jedoch nur wenige WM-Läufe. Bevor das RS200-Programm 1986 beendet wurde, errang er jedoch noch zahlreiche Titel in nationalen Meisterschaften.

Der Ford RS200 – hervorgegangen aus dem zuvor eingestellten Escort RS1700T-Projekt – belohnte seine Piloten mit dem aufregendsten Fahrerlebnis seit dem GT40. Genau wie der mehrfache Le Mans-Sieger war auch der RS200 ein reiner Zweisitzer und verwendete – obwohl fast ohne technische Restriktionen konstruiert – zahlreiche Ford-Serienkomponenten.

Sein längs eingebauter, turbogeladener Mittelmotor lieferte je nach Konfiguration für Rallye oder Rally Cross 250 bis 620 PS. Der 1803-ccm-BDT-Motor basierte auf dem bekannten BDA-Triebwerk. Er lieferte seine Leistung an die versetzt im Hybrid-Aluminium-Monocoque verbaute Doppelwellen-FFD-Ricardo 4x4-Kraftübertragung. Die zweitürige Karosserie bestand überwiegend aus Aramid-verstärkter Glasfaser und Kohlefaser-Verbundstoffen. Zwischen 1983 und 1986 entstanden 200 Exemplare dieses kompromisslosen Sportgeräts.

Fiesta RS

Im Vergleich dazu zählten die beiden Fiesta RS zu den etwas zahmeren RS-Modellen. In dem von 1990 bis 1992 gebauten RS Turbo produzierte ein aufgeladener CVH-Motor eine Leistung von 133 PS. Von 1992 bis 1995 trat als Nachfolger der Fiesta RS1800 an, dessen 1,8-Liter-Zetec-Triebwerk 130 PS bereitstellte. Beide RS Fiesta warteten mit Höchstgeschwindigkeiten von rund 210 km/h auf und beschleunigten in weniger als acht Sekunden von null auf 100 km/h.

Sierra RS Cosworth

Der wohl auffälligste Ford der RS-Modellreihe betrat im Juli 1986 die Bühne. Ein ausladender Flügel überragte die Heckklappe des 204 PS starken Sierra RS Cosworth. Die extrovertierte Aerodynamik trug einiges dazu bei, dass die aus dem „Cossie“ hervorgegangenen RS500-Boliden 1987 die Tourenwagen-Weltmeisterschaft gewannen.

Später gesellte sich eine wesentlich dezentere Stufenheckversion dazu, dessen 2,0-Liter-Cosworth-Turbo eine harmonischere Kraftentwicklung aufwies. Die heckgetriebenen Sierra RS Cosworth beschleunigten in lediglich sechs Sekunden von null auf 100 km/h, glänzten aber ebenso mit ausgeglichenem Fahrverhalten im Stadtverkehr.

In der Folge entwickelten Ford, Cosworth und 4x4-Spezialist Ferguson eine Reihe allradgetriebener Fahrzeuge, die durch außergewöhnliche Fahrstabilität überzeugten. Diese Sierra mit Stufenheck und Escort-Dreitürer erwiesen sich sowohl in ihren Straßenversionen als auch auf Rallye-Pisten als effiziente High-Performance-Modelle.

Escort RS Cosworth

So setzte der im Juli 1992 in drei Ausstattungsvarianten präsentierte Escort RS Cosworth neue Maßstäbe in punkto Kurvengeschwindigkeit – nicht zuletzt durch seine ausgefeilte Aerodynamik, die wie bei einem Formelauto Abtrieb generierte. Er feierte elf Siege in der Rallye-Weltmeisterschaft – darunter zwei bei der Rallye Monte Carlo – und avancierte zu einem der beliebtesten und erfolgreichsten Rallye-Geräte für Privatfahrer.

Sein Comeback erlebte der Escort RS 2000 im Jahr 1991, unter anderem mit der von 1993 bis 1995 angebotenen Allradversion. 1999 – nach 30 Jahren sportlicher Erfolge unter dem RS-Logo – trat der Focus RS die Nachfolge des Escort an und landete auf Anhieb Siege in der Rallye-Weltmeisterschaft.

Diese sportliche Herkunft kennzeichnet auch die Straßenversion des Focus RS. Ganz in der Tradition der klassischen RS-Modelle besticht sie durch eine einzigartige Synthese aus agilen Fahrleistungen und präzisem Handling.

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