
Renault Clio Grandtour dCi 105 – im Test | 18.06.2010
Fahren & Tanken
Der Turbodiesel mit 1,5l Hubraum und 105 PS zieht unterhalb ca. 2.000 Touren etwas mäßig, dann macht sich der Turbo stärker bemerkbar und packt mit an. Solang nur gleichmäßiges Dahinrollen gefragt ist, stört das nicht und die Maschine gibt sich dann auch sehr sparsam – oder besser gesagt, noch sparsamer.
Denn unmäßiger Trinker ist der 1.5 dCi von Haus aus nicht. Im Schongang bzw. ohne Besuche im Gebirge bewegt man sich durchschnittlich bei Verbräuchen unterhalb 6 Liter auf 100 km. Man dreht halt doch öfter über 2.000 U/Min., denn erst dort bekommt man rasch und unbürokratisch abrufbare Kraft. Als Gegenleistung genehmigt die Maschine sich dann zwei, drei Vierterln mehr.
Beim Kaltstart sind die Manieren des Motors etwas zweifelhaft, vor allem für die Außenwelt bleibt er stets deutlich wahrnehmbar ein Diesel. Im Fahrbetrieb ist das Triebwerk innen nicht hörbar, dafür säuselt die Architektur der Karosserie deutlich hörbar in der Brise, der Turbolader pfeift leise die zweite Stimme.
Die Aufhängung gibt sich komfortabel, ein knallharter Slalom-Künstler ist der Clio Grandtour nicht. (Dafür gibt es den Clio Renault Sport mit knüppelhartem Cup-Fahrwerk.) Er gibt sich betont gutmütig und macht spaßbetonte Fahrweise auch eine Weile mit, deutet aber rechtzeitig an, wenn es ihm allzu lustig wird. Wer darauf nicht achtet, wird mit ESP-Geblink und einem deutlichen Abfangmanöver zur Ordnung gerufen.
Das Sechsgang-Schaltgetriebe tut dem Verbrauch gut, die Abstufung haben wir im Fahrbetrieb als gut passend empfunden. Autobahntempo absolviert man mit unangestrengten 2.500 Touren im höchsten Gang. Bei der Schaltung an sich geben sich Renault-Fahrzeuge mitunter gern kernig, in unserem Testauto gingen die Gangwechsel aber sanft und zügig vonstatten.
So, und jetzt eine Beschwerde – nicht über das "Fahren & Tanken" an sich, sondern über die Bedienbarkeit. Das Navi in der prominent-mittigen Position ist gut ablesbar, etwas unsinnig erscheint uns aber die Fernbedienung. Einerseits soll man ja nicht mit Handy, iPod und andere Geräten während des Fahrens hantieren, weil man abgelenkt wird; andererseits drückt uns ein Autohersteller eine Fernbedienung in die Hand.
Einige Funktionen lassen sich nur über diese Fernbedienung abrufen, ohne Alternative am Armaturen-Cluster. Verweigerer haben also schlechte Karten. Wenn das System beim Start die Fernbedienung nicht erkannt hat oder die Batterien schon ein bissl schwach werden, dann nervt es doch sehr, nicht einfach zu einem Regler oder Knopf greifen zu können. So groß ist das Auto dann ja auch wieder nicht.