AUTOWELT

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Suchtfaktor

Die Lackierung ist so auffällig wie der Motorsound - wer Understatement bevorzugt, sollte um den Abarth 124 Spider einen großen Bogen machen.

Text: Mirko Stepan/mid; Fotos: FCA

Kaum Platz, wenig Komfort. Für manche Autos gibt es keine rationale Erklärung. Der Abarth 124 Spider ist so ein Auto. Wer einsteigt, wird sich beengt fühlen. Und beim ersten Tritt aufs Gaspedal eine Idee von Freiheit bekommen.

"Der absolute Rausch der Geschwindigkeit" ist als Werbeslogan auf der Abarth-Website zu lesen. 224 km/h ist der italienische Fiat-Halbbruder des Mazda MX-5 schnell, nachdem die hauseigene Tuningschmiede Abarth Hand angelegt hat.

Es ist ja nicht so, dass es keine schnelleren Autos gäbe. Im Abarth 124 Spider ist Geschwindigkeit aber tatsächlich ein Rauschzustand, und jedes Zusatz-km/h ein Aufputschmittel. 6,8 Sekunden für den Spurt auf Tempo 100 können sich ebenfalls sehen lassen.

Doping für die Sinne ist auch der Sound des Spider: Was Abarth aus dem 1,4-Liter-Turbo mit 125 kW/170 PS herausholt, ist hollywoodreif. Startknopf betätigen heißt, ein Grinsen ins Gesicht zu zaubern, das man auch so schnell nicht mehr los wird.

Der Abarth 124 Spider ist als Fahrmaschine konzipiert, mit knackigem Sechsganggetriebe mit kurzen, direkten Schaltwegen oder wahlweise 6-Stufen-Automatik. Dank Brembo-Bremsanlage muss man sich im Geschwindigkeitsrausch keine Sorgen um das "Runterkommen" machen, die Verzögerung ist ausgezeichnet.

Das passt zum Fahrwerk mit Bilstein-Federn, für das die Bezeichnung straff ein wenig untertrieben ist. Nennen wir es beim Namen: Der flotte Italiener ist bretthart. Und dank "Drive Mode Selector" im Sportmodus noch direkter und brett-härter. Komfort? Fehlanzeige! Die sehr schmal geschnittenen Sportsitze und der wirklich enge Innenraum des Spiders tun ihr Übriges.

Wer groß ist, wird mit Beinen und Kopf ausloten, wo der 124 zu Ende ist, wer zu viele Kilos mit sich rumschleppt, die Sitze irgendwann verfluchen.

Dazu kommt die Geräuschkulisse, die zwar in der Stadt - teils ungläubige - Blicke auf sich zieht, auf längeren Strecken aber anstrengend wird, egal ob man offen oder geschlossen unterwegs ist.

Ein Blickfang ist auch die zweifarbige Lackierung - serienmäßig sind die Motorhaube und der Kofferaumdeckel matt-schwarz, als Erinnerung an die Rennsport-Tage des Ur-124 Mitte der 1970er. Insgesamt ist das Design sportlich-dynamisch und sehr ansprechend - ein echter italienischer Sportwagen, dem man die japanischen Gene nicht ansieht.

Als Reisebegleiter - trotz des einfach zu bedienenden Navis - ist der Abarth 124 Spider nicht die richtige Wahl. Staufächer im Innenraum sind Mangelware (kein Handschuhfach), und der Kofferraum ist überschaubar: 140 Liter ist nicht gerade üppig.

Dazu kommt ein kleiner Tank mit 45 Litern Inhalt. Bei einem Verbrauch von 8,9 Litern, den der Bordcomputer nach den Testfahrten angezeigt hat, reicht das für 500 Kilometer Strecke. Ausreichend für die sommerliche Ausfahrt, am besten über geschwungene Landstraßen. Und natürlich offen, dann weicht das Gefühl des Beengtseins dem von fast grenzenloser Freiheit.

Der Hecktriebler mit 2,31 Meter kurzem Radstand macht am meisten Spaß, wenn es nicht geradeaus geht. Nur bei feuchter Fahrbahn muss man sich ein bisschen zügeln, sonst wedelt der Fiat mit dem Hintern - das ESP greift erst recht spät ein, was ungeübten Fahrern ein paar Schweißperlen auf die Stirn treiben dürfte. Für alle anderen ist es nur eine Auffrischung des Dauergrinsens. Bella Italia, danke Abarth.

Technische Daten Abarth 124 Spider 1.4 MultiAir

Zweisitziger Roadster, Länge/Breite/Höhe/Radstand in Meter: 4,06/1,74/1,23/2,31, Leergewicht: 1.135 kg (inkl. 75 kg Fahrer), max. Zuladung: 180 kg, Kofferraumvolumen: 140 l , Tankinhalt: 45 l.
Antrieb: Vierzylinder-Turbobenziner, Hubraum: 1.168 ccm, Leistung: 125 kW/170 PS bei 5.500/min, max. Drehmoment: 250 Nm bei 2.500/min, Sechsganggetriebe, Beschleunigung: 0-100 km/h: 6,8 s, Höchstgeschwindigkeit: 224 km/h, Normverbrauch: 6,4 l Super 95/100 km (CO2-Emission: 148 g/km), Testverbrauch: 8,9 l/100km.
Österreich-Preis: ab 42.000 Euro (Deutschland: ab 40.000 Euro).

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Pro und Contra – Diskussion auf Puls 4

Auf der Straße festkleben: Protest oder Zerstörungswut?

Vertreter aus der Politik, der Autofahrer-Lobby und von der Letzten Generation versuchen – vergeblich – auf einen grünen Zweig zu kommen: Wie kann man gemäßigt aber zielführend auf ein Thema aufmerksam machen, ohne zu (zu) drastischen Mitteln zu greifen?

Die Abmeldung eines Fahrzeugs kann eine mühsame Aufgabe sein, aber in Deutschland ist sie gesetzlich vorgeschrieben. Doch in Zeiten der Digitalisierung gibt es eine zeitgemäße Lösung, die den Prozess erheblich erleichtert.

Gut organisiert ist halb geschraubt

Ordnung in der Werkstatt

Ein Handwerksbetrieb kann nur dann funktionieren, wenn alle Geräte nebst Zubehör geordnet und sicher verstaut sind, damit sie bei Bedarf erreichbar sind.

Subaru Crosstrek im Test

Robustes Einstiegsmodell der Allradmarke

Mit dem Übergang von XV zu Crosstrek fällt der günstige Benziner weg. Doch auch mit dem e-Boxer bleibt das SUV der günstigste Subaru am Markt.

Mehr Leistung, mehr Sicherheit, mehr sauber

Škoda Scala und Kamiq werden umfangreich aufgewertet

Skoda verpasst den Kompaktmodellen Scala und Kamiq neu gestaltete Front- und Heckschürzen, ein neues Interieurdesign inklusive Design Selections und neuen nachhaltigen Materialien. Dazu git es ein umfassendes Angebot an Assistenzsystemen.