Sanremo Rally Storico | 11.04.2008
Am Rande des Abgrunds
Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger haben sich wie erwartet bei ihrem ersten internationalen Rallye-Auftritt respektabel geschlagen.
Sie fanden das Ziel mit einem hervorragenden Ergebnis. Aber die Sanremo Rally Storico war aus österreichischer Sicht ein wenig überschattet von dem tragischen Unfall des bekannten Ex-Rallycrossers Herbert Breiteneder, der während der zeitgleich gelaufenen Lavanttal-Rallye ums Leben gekommen war.
Zunächst herrschte jedoch – in Italien genauso wie in Kärnten – eine extrem gute Stimmung, die Besetzung des historischen Europameisterschaftslaufs versprach Wettbewerb vom Feinsten, was von Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger gerne als interessante Herausforderung angenommen wurde.
Mit dem 43 Jahre alten, lediglich 150 PS starken Ford Cortina bestand an sich gar keine Möglichkeit, sich zu blamieren, nichtsdestoweniger zeigte das auf dem Papier klassisch unterlegen wirkende Auto Angriffslust wie einer der ganz Großen, und von denen gab es ja eine ganze Menge. Das ist natürlich vordergründig dem Fahrkönnen von Alois Nothdurfter zuzuschreiben, der seinen gewohnten Einsatz zeigte, und nicht zuletzt der guten Übereinstimmung mit der Ansage von Christoph Friesenegger.
Es waren sehr lange Prüfungen dabei, mit bis zu 30 Kilometern, und vor allem waren es sehr schwierige Prüfungen, bei denen ein Fahrfehler fatale Folgen haben kann: Man bewegte sich im wahrsten Sinn des Wortes am Rande des Abgrunds.
Aber Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger wurden auch damit fertig. Und aus österreichischer Sicht ergab sich eine besonders faszinierende sportliche Situation: Zwar gab es keine Chance, gegen den BMW 323 von Georg Reitsperger und Michael Schauderna anzukommen, der natürlich technisch klar im Vorteil war (16 Jahre später gebaut – und deutlich mehr PS).
Bestens unter Kontrolle hatten Alois Nothdurfter und Christoph Friesenegger hingegen Oliver Schrammel/Wolfgang Viakowsky, die auch einen von den besagten „ganz Großen“ unter den Fahrzeugen zur Verfügung hatten, nämlich einen Porsche 911.
So gelang es Alois Nothdurfter einmal mehr, mit dem Ford-Lotus Cortina in Italien ganz groß abzuräumen, und die gesetzten gemeinsamen Ziele wurden allesamt erfüllt: Die Baujahres-Wertung konnte mit einigen Minuten Vorsprung gewonnen werden, und auch der Sieg in der Hubraumkategorie ging an Tirol bzw. Niederösterreich. Die Platzierung unter den besten Zehn der EM-Kategorien konnte ebenfalls erreicht werden.
Die Freude über den großen Erfolg kann jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, daß die Rallye im Zeichen eines für den österreichischen Rallyesport sehr großen Unglücks stand: Der Bewerb war noch im Laufen, als Christoph Friesenegger vom Unfalltod von Herbert Breiteneder erfahren hatte, mit dem er auch schon eine gemeinsame Rallye bestritten hatte. Unter diesen Umständen die lebensnotwendige Konzentration zu bewahren, war keinesfalls einfach.
Ein düsterer Schatten über einem hell strahlenden Rallye-Event…