CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter
Amerikanischer Adel

Rarität: Chrysler Imperial Dual Cowl Phaeton

Als der Name Chrysler noch zur weltweiten Elite zählte: Einer der schönsten jemals gebauten Wagen der Marke steht derzeit zum Verkauf.

Foto: Car Classics Berlin

In Berlin steht derzeit ein besonders seltenes Stück amerikanischer Autogeschichte zum Verkauf: Ein Chrysler Imperial Dual Cowl Phaeton, Baujahr 1931, von dem 85 Stück hergestellt wurden. Weltweit sind heute nur mehr ganze elf verbliebene Exemplare bekannt.

Er gilt als der schönste jemals gebaute Typ der Marke Chrysler – und als einer der teuersten dazu. Seltenheit und dergute Zustand des weinroten 8-Zylinder-Wagens mit Weißwandreifen, Speichenrädern und Lederausstattung bedingen den ausgeschriebenen Preis von 289.000 Euro.

Kaiserlich

Die Imperial-Modelle waren seit 1926 stets die größte und luxuriöseste Baureihe der Chrysler Corporation. Ab 1957 wurde die Modellreihe zur eigenen Marke erhoben und stand bis zum Ende im Jahr 1976 (über einen versuchten Relauhch in den 1980ern soll hier der Mantel des Schweigens gebreitet werden) zeitweise auf gleicher Augenhöhe mit den arrivierten internationalen Luxusmarken.

Zurück in die '30er: Im Modelljahr 1931 erschien im Juli mit der Serie CG ein komplett neuer Imperial, der sich aufgrund der damaligen Weltwirtschaftskrise allerdings nicht sehr gut verkaufte. Daher auch die geringen Stückzahlen:

Von den immerhin 14 Modellvarianten – Roadster, Coupés und Limousinen sowie ein "Town Car" als Einzelanfertigung für die Gattin des Firmengründers Walter Chrysler – wurden insgesamt nur 3.228 Exemplare produziert.

Das exklusivste und teuerste Modell war der „Dual Cowl Phaeton“. Kostenpunkt: 3.575 US-Dollar. Zum Vergleich: Ein Ford A Roadster, immerhin mit einem 3,3-Liter-Motor bestückt, kostete im gleichen Jahr bescheidene 475 Dollar.

Herr Baron

Die Fahrgestelle der Modellreihe haben einen einheitlichen Radstand von 3.683 mm, unterscheiden sich jedoch erheblich in den Aufbauten. Der Aufbau des Wagens wurde vom damals berühmten Karosserier LeBaron entwickelt. (Später wurde dieser Name zu einer Modellbezeichnung bei Chrysler.)

In der Linienführung vom Cord L 29 inspiriert, der damals neben Duesenberg als Amerikas elegantestes Automobil galt, ist die Version "Dual Cowl Phaeton" sozusagen ein langgestreckter Roadster mit vier Türen und vier Sitzen. Diese Bauweise gab es nur für wenige Jahre und verschwand aufgrund des hohen Aufwandes bereits im Lauf der 1930er wieder.

Eine Besonderheit besteht darin, dass die Passagiere im Fond des Wagens durch eine separate, umlegbare Windschutzscheibe geschützt sind, damit sie eine Fahrt bei offenem Verdeck selbst bei hoher Geschwindigkeit genießen können.

Kavallerie

Der 8-Zylinder-Reihenmotor mit seinen 6,3 Litern Hubraum und einer neunfach gelagerten Kurbelwelle erzeugt bei 3.200 Umdrehungen 125 PS, was für damalige Zeiten eine absolute Spitzenleistung darstellt. Auch die hydraulischen Bremsen und die mit der Lenkung kombinierten Zusatzscheinwerfer für das Kurvenlicht waren bereits sehr fortschrittlich – und sind es heute noch.

Eine stilistische Besonderheit ist die Kühlerfigur: Es handelt sich um eine Oryx-Antilope, die in Afrika und auf der Arabischen Halbinsel lebt und besonders dort für ihre Schönheit und Schnelligkeit verehrt wird.

Der zukünftige Besitzer dieses imposanten Gefährts kann sich übrigens trotz des hohen Alters an einem technisch einwandfreien und beinahe jungfräulichen Zustand des immerhin bald 80 Jahre alten Fahrzeugs erfreuen.

Denn seit einer kompletten Restaurierung in den 70er-Jahren hat der bildschöne Imperial nur 1.845 Meilen oder nicht ganz 3.000 Kilometer zurückgelegt, die meisten davon bei hochkarätigen Wettbewerben und Ausfahrten im Rahmen internationaler Oldtimer-Veranstaltungen, wobei er mehr als einen Concours d’Elegance als "Best of Show" verlassen hat.

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Wenn Yankees Tee kochen

Helden auf Rädern: Jaguar X-Type

Jaguar ist nicht unerfahren darin, sich neu zu erfinden. Beim X-Type lief eine an sich coole Idee aber aus dem Ruder, weil Ingenieure, Konzernlenker und Strategen alle das Richtige wollten – die Kombination aber nur einen Rohrkrepierer zuließ.

Die Schnellladefläche

Helden auf Rädern: Chevrolet S-10 EV

Noch seltener als der Chevy EV-1 war sein praktischerer und weit patriotischer Ableger. Der S-10 EV war ein Frühversuch elektrischer Nutzfahrzeuge, bei denen den Machern ein entscheidender Fehler passierte.

Wenn Genossen den Eid genossen

Helden auf Rädern: Shanghai SH760

Automobilbau in China? Vor 70 Jahren nahezu unvorstellbar. Dafür zeigte der SH760, wie schnell sich in diesem Land das Blatt wenden und man in diesem Spiel dazulernen kann. Ein Auto wie ein Spiegelbild der Lernkurve eines Landes.

Gutes Rezept, falscher Zeitpunkt

Helden auf Rädern: MG ZS 180

Als praktisch alles schon verloren war, lieferte MG Rover ein Paradebeispiel für cleveres Engineering. Vor allem, weil der ZS ursprünglich der Unsportlichste der Modellpalette war.

Schiebung will geformt sein

Helden auf Rädern: Renault Estafette

Wenn sich ein Player nicht an die Spielregeln hält, muss man kreativ werden, um noch mitmischen zu können. Renaults Weg zum Estafette war etwas steinig und warf irgendwie alle Pläne über den Haufen, die man für die Marke hatte.

Zwischen Kaiserwetter und Temperatursturz

Flachgau-Höllental Spring Classic 2025

Leider hatten sich nur 25 Teilnehmer zu dieser tollen Rallye am 4. und 5. April 2025 angemeldet. Ich kann allen Nicht-Teilnehmern nur sagen: Ihr habt was versäumt.