Magirus feiert 150-jähriges Bestehen | 17.06.2014
Um Ulm herum
Auf dem Markt der Nutzfahrzeuge waren Magirus-Lkw fest etabliert. Nach wechselvoller Geschichte feiert man heuer das 150-jährige Jubiläum.
mid/wdg
Jahrzehnte lang gehörten sie zum alltäglichen Straßenbild: Die Lastkraftwagen mit der stolzen Silhouette des Ulmer Münsters in der Kühlermaske. Auf dem Markt der Nutz- und Feuerwehrfahrzeuge waren die Magirus-Lkw fest etabliert.
Doch die Ära der populären Rund- und Eckhauber, der Frontlenker und robusten Brandbekämpfer aus dem Ulmer Werk Klöckner-Humboldt-Deutz ist lange vorbei, ebenso wie jene ehemaliger Traditionshersteller vom Schlage Krupp, Büssing, Hanomag, Henschel, Faun, Kaelble oder der Schweizer Lkw- und Busschmiede Saurer.
Magirus ist 1975 im Nutzfahrzeugkonzern Iveco aufgegangen, und seit 2013 sind die Ulmer überdies Bestandteil des Industrieverbundes CNH, der weltweit über 71.000 Beschäftigte zählt.
Stolz aber ist man nach wie vor auf die ruhm- und ereignisreiche Magirus-Historie, und so ist es nachgerade eine Selbstverständlichkeit, dass das 150-jährige Firmenjubiläum gebührend begangen wird, auch wenn die Lkw-Montage im Ulmer Donautal seit knapp zwei Jahren der Vergangenheit angehört.
Eineinhalb Jahrhunderte sind ins Land gegangen, seit Conrad Dietrich Magirus, innovativer Ulmer Feuerwehrkommandant, 1864 mit der industriellen Herstellung von Feuerwehr-Requisiten begann.
Schiebe- und Drehleiter fertigte seine Werkstatt noch vor der Jahrhundertwende, Dampf-Drehleiter und -Feuerspritzen folgten gleich danach. 1916 - der Firmengründer war 20 Jahre zuvor gestorben - startete in Ulm der Bau von Lastkraftwagen. Busse und Feuerwehrfahrzeuge ließen nicht lange auf sich warten. 1936 schlossen sich Magirus und die Kölner Klöckner-Humboldt-Deutz AG zusammen. Das erste Nachkriegsmodell wurde 1951 auf der Frankfurter IAA vorgestellt.
Damit begann eine regelrechte Erfolgsgeschichte, denn die Busse, Lastzüge, "Bau-Bullen" und Feuerwehrautos waren weit über Deutschlands Grenzen hinweg erfolgreich. Iveco entstand Mitte der siebziger Jahre unter der Führung von Fiat aus den italienischen Herstellern Lancia und OM, Unic aus Frankreich, Ford Truck aus Großbritannien, Enasa/Pegaso aus Spanien und eben Magirus Deutz.
Nach dem Ende der Lkw-Produktion wurde das Ulmer Werk zum hoch spezialisierten Entwicklungs- und Kompetenzzentrum. Auf dem Erprobungsgelände rauschen dicke Brummer durch die Steilwände des Test-Ovals. Kipper kippen nicht - selbst bei einem Neigungswinkel von 35 Grad.
Auf dem Terrain der virtuellen Simulation, der Erstellung von 3D-Modellen zählt das Ulmer Team zur internationalen Crème der Fahrzeugerprobung. Last-, Bau- und Feuerwehrfahrzeuge warten aktuell mit einem Leistungsniveau auf, das zu Zeiten der früheren "Brummis" undenkbar war. Eine umfangreiche Ausstellung erhält viele Oldtimer der Nachwelt.
Produziert wird an der Donau auch noch. Löschfahrzeuge, Drehleitern - hierbei ist Magirus Marktführer -, Rüst- und Gerätewagen, Pumpen, Tragkraftspritzen und andere Produkte verlassen das derzeit 1.100 Mitarbeiter beschäftigende Werk vor den Toren Ulms - in Sichtweite des Münsters, das so lange sein Symbol gewesen war.