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Alpinismus

Klein, aber fein: Seit nunmehr 50 Jahren entstehen bei Alpina im bayerischen Buchloe exklusive Fahrzeuge auf Basis von BMW-Modellen.

mid/mak

Rund 1.700 Autos entstanden 2014 bei Alpina. Ein bescheidener Beitrag zu den insgesamt 5.907.584 Neuwagen, die 2014 in Deutschland gebaut wurden. Entsprechend liegt die Bezeichnung der Tätigkeit bei Alpina auf "Fertigung". Nicht auf: "Vom Band laufen".

Rund 200 Spezialisten bauen die Alpinas auf Basis von Rohkarossen und Komponenten, die BMW liefert, im Wesentlichen von Hand.

Der 1936 geborene Burghard Bovensiepen begann bereits 1963 mit dem Tuning eines BMW. Sein Vater Otto betrieb zu dieser Zeit eine Fabrik für Büro- und Schreibmaschinen in Kaufbeuren, mit dem Namen Alpina.

Der Erfolg von Alpina ist eng mit jenem Modell verbunden, das auch BMW das Überleben als eigenständige Marke gesichert hatte. Im Rahmen der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt hatten die Münchner 1961 den 1500 vorgestellt. Die sogenannte "neue Klasse" überzeugte auf Anhieb mit ihrer modernen Stufenheckkarosserie und dem revolutionären neuen Vierzylinder, der seine Karriere in der Serie mit 59 kW/80 PS begann.

Mit dem 1500 schlug quasi die Geburtsstunde der kompakten sportlichen Limousine. Schnell formulierten die engagierten Fahrer mit Blickrichtung auf die Leistung den Ruf: Es darf ein bisschen mehr sein! Dieser Ruf traf auf die Ohren des vom Rennbazillus befallenen Unternehmersohns Burghard Bovensiepen.

Der hatte schnell das Potenzial erkannt, das in dem Vierzylinder schlummerte. Schließlich brachte es das 1,5-Liter-Triebwerk mit entsprechend dimensioniertem Turbolader in der Formel 1 der frühen 1980er-Jahre auf 1.400 PS. Das Bild oben zeigt einen von Alpina für den Motorsport fit gemachten 1800er Mitte der 60er-Jahre in Spa-Francorchamps.

Bovensiepen leistete klassische Tuner-Arbeit. Er schärfte die Nockenwelle des 1500er, rüstete die Gemischaufbereitung auf zwei Doppelvergaser des italienischen Spezialisten Weber um (Bild links) und lupfte somit die Leistung locker auf eine dreistellige PS-Zahl.

Unter den kundigen Händen der Allgäuer erstarkte der BMW 2002 tii zu Beginn der Siebziger um 60 auf 140 kW/190 PS. Eine Literleistung von 95 PS setzte damals Maßstäbe und sorgte in seiner Klasse für konkurrenzlose Fahrleistungen.

Mit einer Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h in sieben Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von knapp 220 km/h ließ der 1.100 Kilogramm leichte BMW 2002 tii ALPINA so manchen renommierten Sportwagen hinter sich.

Alpina kümmerte sich jedoch nicht nur um stärkere Motoren. Schnell gewannen die Fahrzeuge einen eigenständigen Charakter. Sie erhielten der Leistung angepasste Fahrwerke und exklusive Innenausstattungen.

Grün und Blau avancierten zu den Hausfarben und die unverwechselbare Leichtmetallfelge im Alpina-Speichendesign (Bild links oben an einem B7 S Turbo Coupé von 1981) zählt seit Jahrzehnten zu den gefragten Klassikern.

Burkard Bovensiepen war als Techniker gleichermaßen erfolgreich wie als Unternehmer. Nicht zuletzt gewinnträchtige Aktiengeschäfte ließen das Unternehmen bis 1970 bereits auf 70 Mitarbeiter wachsen. Das sprengte die Kapazitäten in Kaufbeuren, sodass Alpina an den heutigen Standort Buchloe (Bild rechts) zog.

Was Bovensiepen anfasste, war von Erfolg gekrönt. Ob im Rennsport bei den Tourenwagen, wo Alpina 1970 die europäische Tourenwagenmeisterschaft gewann, bis zum Fahrzeugbau, der seit 1983 beim Kraftfahrtbundesamt als eigenständiger Hersteller firmiert.

Im Alltagsgeschäft haben längst die beiden Söhne Andreas und Florian Bovensiepen das Ruder übernommen. Die Vielzahl an Fahrzeugtypen mehr als stichwortartig zu benennen, würde jeden Rahmen sprengen.

Zu Bovensiepen persönlichen Favoriten zählt der Alpina B 10 Bi-Turbo, der 1989 auf Basis des BMW 535i erschien und mit 265 kW/360 PS entspannte 290 km/h Höchstgeschwindigkeit erreichte. Als damals schnellste Serienlimousine der Welt.

Legendären Ruf genoss in den Neunzigern der Alpina B12. Die Allgäuer Interpretation der BMW 7er-Reihe mit Sechsliter-V12, der zwischen 1999 und 2001 316 kW/430 PS mobilisierte. Im aktuellen Produktportfolio markiert der Alpina B6 Bi-Turbo die Position des Topmodells. Auf Basis von 5er und 6er (Bild rechts oben), mit 441 kW/600 PS.

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