CLASSIC

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Zu großem Ruhm reichte es nie - zu unrecht?

Wer an vergangene Lamborghini denkt, tut das in der Regel vermutlich in der Form des bildschönen Miura, des ikonenhaften Countach oder des brutalen Diablo. Der Urraco wird kaum jemandem einfallen - dabei war auch er ein ganz besonderes Auto.

Der Lamborghini Urraco debütierte Ende Oktober 1970 auf dem Turiner Autosalon; feiert in ein paar Tagen also folgerichtig seinen 50er. Und obgleich er es nie geschafft hat, so viel Ruhm zu erlangen wie manche seiner Brüder, war er doch von Anfang an ein Quell von automotiven Innovationen, ohne die wir uns heute kaum ein Auto, geschweige denn einen Sportwagen vorstellen könnten. Maßgeblich dafür verantwortlich war Paolo Stanzani, damals technischer Leiter bei Lamborghini. Beim Design hingegen hatte Marcello Gandini, damals Designer bei der Carrozzeria Bertone, das Sagen.

Der 4,25 Meter lange Urraco ist in seinen Grundzügen ein 2+2-Sitzer mit V8-Mittelmotor und unabhängigen Aufhängungen mit MacPherson-Federbeinen an allen vier Rädern; eine Lösung, die erstmals in dieser Form im Automobilbereich eingesetzt wurde.

Völlig neu war auch der mit einer Einzelnockenwelle pro Zylinderreihe ausgestattete V8-Motor des Urraco, der mit 2,5 Litern Hubraum und einer Leistung von 220 PS bei 7.800 U/min für eine Höchstgeschwindigkeit von 245 km/h gut war. Prägend für seine technische Bedeutung war zudem der Einsatz eines „Heron-Kopfes“, bei dem der Brennraum vollständig im Kolbenboden liegt und der Zylinderkopf innen komplett eben ist. Mit dieser Lösung ließ sich ohne Mehrkosten ein höheres Verdichtungsverhältnis erreichen. Eine weitere Neuheit für Lamborghini waren die vier Weber-Doppelvergaser vom Typ 40 IDF1.

Innovativ war auch, dass für die Produktion schon von den ersten Projektphasen an weit weniger handwerkliche Schritte vorgesehen waren, als dies bei anderen Lamborghini Modellen der Fall war.

Unter "innovativ" fiel auch die Gestaltung des Interieurs, das mit seiner Form des Armaturenbretts, der Position der Instrumente und dem schüsselförmigen Lenkrad anders aussah, als was man sonst so kannte.

Dass es den Urraco überhaupt gibt, haben wir Ferruccio Lamborghini höchstselbst zu verdanken. Er wollte die Fahrzeugproduktion auszuweiten und Lamborghini einem breiteren Publikum zugänglich machen, auch wenn nur geringe Stückzahlen geplant waren; daher das "praktischere" Layout mit vier, zumindest theoretischen Sitzplätzen.

Das als Urraco P250 vorgestellte Coupé wurde von 1970 bis 1976 produziert. Das „P“ steht für „posteriore“, also die hintere Position des Motors, und 250 für den Hubraum (2,5 Liter). Auf dem Turiner Autosalon 1974 wurde speziell für den italienischen Markt der Urraco in der Version P200 mit kleinerem Hubraum (1994 cm³, 182 PS) präsentiert, der von 1975 bis 1977 produziert wurde. Die Version P300 (2996 cm³, 265 PS) wurde 1974 präsentiert und von 1975 bis 1979 produziert. Aus dem Konzept, das mit dem Urraco getestet und erfolgreich auf den Markt gebracht wurde, entstanden später die Achtzylindermodelle und die neueren Zehnzylindermodelle wie der Gallardo und der aktuelle Huracán.

Produzierte Stückzahl

P250 Urraco, 1970-1976: 520
P200 Urraco, 1974-1977: 66
P300 Urraco, 1975-1979: 190

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Wenn Yankees Tee kochen

Helden auf Rädern: Jaguar X-Type

Jaguar ist nicht unerfahren darin, sich neu zu erfinden. Beim X-Type lief eine an sich coole Idee aber aus dem Ruder, weil Ingenieure, Konzernlenker und Strategen alle das Richtige wollten – die Kombination aber nur einen Rohrkrepierer zuließ.

Kooperationen und Übernahmen unter Konzernen sind wahrlich keine Erscheinung der Neuzeit. Und dennoch hat der Zusammenschluss, der zum Ford Corcel führte, eine ganz sonderbare Wendung, die zeigt, wie wirr und verworren ehemals die Verbandelungen unter den Autoherstellern waren.

Die Schnellladefläche

Helden auf Rädern: Chevrolet S-10 EV

Noch seltener als der Chevy EV-1 war sein praktischerer und weit patriotischer Ableger. Der S-10 EV war ein Frühversuch elektrischer Nutzfahrzeuge, bei denen den Machern ein entscheidender Fehler passierte.

Wenig Auto, viel Design für viel Geld – eine Idee, die hätte funktionieren können. Die Optik eines Bonsai-Mercedes war für den Gurgel XEF dann aber doch zu wenig.

Als Kombis noch lange nicht Mainstream waren, wollte man in Montevideo unbedingt einen haben. Ohne wenn und aber, weswegen der NSU P10 keinen riesigen Erfolg hatte. Das Genick brachen ihm aber eher die Begleiterscheinungen.

Der Saft des frühen Blitzes

Helden auf Rädern: Opel Kadett Impuls

Viele Hersteller probierten schon vor einem halben Jahrhundert, normale Autos zu elektrifizieren. Opels Ansatz beim Kadett Impuls war dagegen schon einen Schritt weiter.