FAMILIENAUTOS

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Wie fahren Mama und Papa morgen Auto?
Rinspeed (3), Virtual Vehicle (1, Porträt)

Wird das eigene Auto das wichtigste Transportmittel für Eltern bleiben?

Mobilität wird ein menschliches Bedürfnis sein. Doch bleibt das eigene Auto weiterhin das wichtigste Transportmittel? – Jost Bernasch, Geschäftsführer des Forschungszentrums „Virtual Vehicle“ blickt voraus …

Petra Walter

FAMILIENAUTOS: Herr Dr. Bernasch – wie werden Familien in 30 Jahren ihren Wochenendeinkauf erledigen bzw. auf Urlaub fahren?
Jost Bernasch: Schwierige Frage, Familien haben sehr komplexe Bedürfnisse. Was den Urlaub betrifft, wird das – sofern man nicht fliegt – ähnlich wie heute mit dem vollbepackten Familienauto geschehen. Was den Einkauf betrifft, wird man sich den zunehmend liefern lassen. Dann gibt es aber noch jede Menge anderer alltäglicher Wege.

Wie wichtig wird also – auf einer Skala von 0 (gar nicht notwendig) bis 10 (absolut notwendig) – individuelle Mobilität für Familien 2050 sein?
10. Innerhalb der Familie gibt es sehr viele verflochtene Mobilitätsmuster. Auf der einen Seite stehen die Erwerbstätigkeit von einem oder beiden Elternteilen, die Verteilung der Kinder auf die unterschiedlichen Schulstandorte und Sportstätten, dazu die Wege zum Einkaufen und zu diversen Dienstleistern. Auf der anderen Seite die Freizeitaktivitäten, die Vielfalt an Dingen, die bereits heute gemacht werden wollen und können. Die Anforderung an das Management der Mobilität sind ­jedenfalls anspruchsvoll geworden.

Welche Rolle wird das eigene Auto dabei spielen?
Das wird sehr davon abhängen, wo die Familie beheimatet ist. Auf dem Land und suburban wird das eigene Auto oder eines im Familienverbund nach wie vor wichtig sein. In Städten, in denen der öffentliche Verkehr mit Bus, Straßenbahn und U-Bahn, Carpooling-Services oder in 20 Jahren auch mit automatisierten Taxis gut ausgebaut ist, kann ich mir eher vorstellen, dass Familien in Zukunft auch modular unterwegs sind, also je nach Bedarf auf das geeignete und rasch verfügbare Verkehrsmittel zurückgreifen. Wobei das nicht so umfassend und schnell passieren wird wie in der reinen Erwachsenenwelt.

Warum? Was macht das eigene Familien-Auto so essenziell?
Solange die Kinder klein bis mittelgroß sind, bis zu etwa 10 Jahren, schleppt man permanent eine Menge an Zeugs mit – als Familienvater weiß ich das aus eigener Erfahrung. Vom Umladen bei jedem Umsteigen abgesehen: Was mache ich damit, wenn ich das gesharte Auto irgendwo abstellen muss? Oder wenn Kleinkinder im Auto schlafen? Vielleicht krank sind und transportiert werden müssen? – Da möchte man das Verkehrsmittel nicht wechseln.

Carsharing ist also für Familien nach wie vor keine Alternative …
Mit größeren Kindern schon, ab zehn, zwölf Jahren sind sie ­selbstständiger. Mit kleinen Kindern ist es eben schwierig … Es sei denn, über Mobilitätsservices werden speziell ausgestattete und leicht verfügbare Familien­autos angeboten. Allerdings haben wir jetzt schon das Dilemma, dass sich bei Carservices der Bedarf an Autos mit Zuladekapazität auf Wochen­enden und Schulferien beschränkt. Heutzutage muss man Van oder Bus für den Sommerurlaub ein Jahr im Voraus buchen, spontan geht in der Praxis nichts. Bleibt die Frage, ob die Flexibilität der Anbieter so zunimmt, dass die starke Nachfrage nach Familienfahrzeugen an Wochenenden und in Ferienzeiten kostenmäßig realisierbar ist. Zentrale Themen werden ­Komfort und Sicherheit sein.

Bitte erklären Sie uns das etwas detaillierter …
Laut einer Studie aus Deutschland, die auf Österreich umlegbar ist, legen Eltern heute etwa 70 Prozent der Wege zur Arbeit mit dem Pkw zurück, Kinder und Jugendliche etwa 25 Prozent der Wege zur Schule als Mitfahrer. Auch in Städten. Das ist ein hoher Anteil. Der Grund: Es gibt immer mehr Menschen, die nach 19 Uhr öffentliche Verkehrsmittel nur ungern oder mit Kindern gar nicht mehr nutzen. Weil sie immer weniger bereit sind, verschmutzte Abteile zu benutzen, oder Angst haben müssen, bestohlen zu werden – und eine Alternative haben wollen, für die sie gern mehr zahlen. Die muss nicht eigenes Fahrzeug heißen, aber denselben Komfort und die Sicherheit bieten. Ob das nun Highend-Carsharing oder ein Robotertaxi ist.

Gutes Stichwort: vollautomatisiertes Fahren. Warum dieser Hype?
Autonomes Fahren ist wirtschaftlich hoch attraktiv und ein massiver Treiber. Heute verbringen wir viele Stunden ungenützt in Staus und am Steuer. Mit Autopilot lässt sich Fahrzeit in Interaktionsstunden mit dem Computer und dem Smartphone umwandeln. Darüber hinaus wird im Bereich Sensorik, Konnektivität, Sicherheit etc. bis 2050 ein Umsatz von 80 bis 90 Milliarden Euro erwartet – heute sind es 6 (in Deutschland, Anmerkung der Redaktion)! Es gibt zwar noch viele offene Fragen hinsichtlich Haftung oder Versicherung, aber: ­Vollautomatisiertes Fahren naht.

Werden wir im Roboterauto dann vielleicht mehr Qualitytime für die Familie haben und gemeinsam etwas spielen?
(Lacht) Ich befürchte, dass eher jeder für sich allein dahinsurft, maximal wird vernetzt gegeneinander gespielt. Aber „Mensch ärgere Dich nicht“ wird’s eher nicht werden …

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