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Tanja Bauer: Mit dem Motorsport aufgewachsen

F1-Backstage: Österreichs F1-Reporter im Gespräch mit motorline.cc. Premiere World-Lady Tanja Bauer eröffnet den Reigen...

Michael Noir Trawniczek
Fotos: Christoph Aschauer

Begonnen hat die Formel 1-Karriere der in Wien geborenen Tanja Bauer im Jahr 1996 beim ORF. Im Fahrerlager begab sie sich auf „Interview-Jagd“. Danach wechselte sie nach Deutschland, sie gehört seit März 2001 zum Team des TV-Senders Premiere World. Ihre Stärke sieht sie immer noch im persönlichen Gespräch. 2002 hat Tanja Bauer die DSF-Sendung „Warm Up“ präsentiert.

Unvergessen ist das herzerwärmende Gespräch mit Alex Zanardi nach dessen Unfall. Tanja Bauer sucht die Menschen, die sich hinter den Fassaden der Formel 1-Piloten befinden. Und das ist in der heutzutage streng regulierten Fahrerlagerfamilie kein leichter Job. In ihrem Buch „Formel 1 privat“ zeigt sie Facetten der F1-Protagonisten, die im hektischen Medienalltag auf der Strecke bleiben.


Im Gespräch mit motorline.cc spricht Tanja Bauer über das Leben im F1-Biotop, das unvermeidliche Thema „Frauen in der Formel 1“, Christian Klien, Jacques Villeneuve, Gerhard Berger, Niki Lauda, Alex Wurz, den Kappenzwang, Pilotenängste, Familienzugehörigkeit, Containerromantik und die Tücken der modernen Interviewführung in der Königsklasse. Der erste von den vier Teilen des Gesprächs mit Tanja Bauer ist ihrem persönlichen Werdegang gewidmet...


Tanja, ich erinnere mich an das Gastspiel der Nissan World Series auf dem A1-Ring. Dort bist du im Fahrerlager gestanden und es kam ein älterer, wohl schon recht betrunkener Mann auf dich zu, erklärte dir, er kenne dich aus dem Fernsehen und er würde seit 30 Jahren immer schon nach Spielberg kommen. Er redete auf dich ein, stand ganz knapp vor dir, dabei wurde auch ein bisschen seines Speichels in deine Richtung geschleudert, wenn man das mal so sagen will. Man hat zwar gemerkt, dass dir das weniger angenehm ist, aber du hast freundlich seine Fragen beantwortet. Ist das die Medaillen-Kehrseite deiner TV-Karriere?


Tanja Bauer: Naja, normalerweise habe ich keine Probleme mit den Fans. Meistens werden Fragen gestellt wie: Ist der Schumi jetzt nett?...


Ist er nett?


Tanja Bauer: Klar ist er nett. Er kommt vielleicht nicht so nett rüber. Sagen wir mal: Er ist netter als er rüberkommt. Zur Frage vorhin: Im Normalfall kommen die Leute ja auch nicht so nahe ins Fahrerlager, mit Betrunkenen komme ich eigentlich nie zusammen, Gott sei Dank...


Du hast eine eigene Homepage - www.tanjabauer.com - Bei vielen österreichischen F1-Reportern habe ich vergeblich nach einer gesucht. Wie stehst du zum Medium Internet?


Tanja Bauer: Aufgeschlossen. Ich habe auch in Deutschland eine Kolumne auf einer F1-Site. Ich kriege auch viele Anfragen und Fanpost über das Internet.


Wieviel Fanpost kriegst du da? Kommen da 20 Mails pro Tag oder 100?


Tanja Bauer (lacht): Ich bin ja kein Formel 1-Star. Ich schätze mal, dass es im Jahr so an die 500 Mails sind. Jetzt habe ich grade wieder einen Stapel zuhause liegen...


Ein Stapel? Analoge Emails?


Tanja Bauer: Ich druck sie aus und über den Winter, wenn ich mehr Zeit habe, beantworte ich sie.


Vielleicht kannst du uns ein bisschen was über deinen Werdegang erzählen? Du hast Publizistik studiert...


Tanja Bauer (lacht): Ich habe nicht fertig studiert. Mir fehlt eine Vorlesung.


Da muss ich jetzt ein wenig schelmisch fragen: Gibt es überhaupt Journalisten, die fertig studiert haben?


Tanja Bauer: Oh ja, der Andi Gröbl zum Beispiel ist Magister. Publizistik ist ja eigentlich ein brotloses Studium. Ich kann mich noch an meine erste Vorlesung erinnern. Professor Langenbucher hat vor 800 Leuten im Audimax gesagt: „Die erfolgreichen Journalisten dieses Landes sind Studienabbrecher. Wer jetzt gehen will, sollte gleich gehen.“ Und das hat geholfen, danach waren es wirklich weniger Leute. Ich habe es dann einfach nicht mehr gebraucht, man verliert das Interesse. Ich könnte mir heute nicht vorstellen, mich noch mal in einen Hörsaal zu setzen. Ich habe mich gefragt: Wozu lernst du eigentlich diesen ganzen Schwachsinn? Schwachsinn in dem Sinn, dass unglaublich aufgeblasene Theorien und Begriffe gelernt werden müssen, die kein Mensch braucht.


Stand bei dir der Motorsport von Beginn an im Vordergrund?


Tanja Bauer: Ja, zuerst war der Motorsport da. Ich habe in meinem ersten Studienjahr schon für den ORF gearbeitet, bei Walter Schiejok in der „Argumente“-Redaktion. Vier Wochen Ferialpraktikum. Und das war ein schlimmes Erlebnis. Ich habe in den vier Wochen nichts machen können. Mir sind dort ständig nur Menschen begegnet, die Angst um ihren Job hatten. Die Angst hatten, eine junge Mitarbeiterin ranzulassen. Da habe ich dann gewusst: Fernsehen ist nichts für mich. Ich habe dann in Deutschland bei einer Zeitung angefangen. Dann hat es eine Saison gegeben, in der in Deutschland zwei Frauen begonnen haben, über Motorsport zu berichten. Und das habe ich mit Interesse verfolgt und ich habe mir gedacht, dass dann der ORF das auch wagen könnte, dem war aber zunächst nicht so.


Du hast es dann aber doch beim ORF probiert?


Tanja Bauer: Ich kannte nur den Namen Oberhauser, damals Sportchef beim ORF. Ich bin in seine Abteilung und habe gesagt: „Grüß Gott, ich bin die Tanja Bauer und möchte hier arbeiten.“ Oberhauser war nicht da, die Sekretärin hat gesagt: „Wie stellen Sie sich das vor? So einfach ist das nicht...“


Du hast vorhin gesagt, das Interesse für den Motorsport wäre von Beginn an bei dir vorhanden gewesen. Hast du schon als Kind die Formel 1-Rennen im TV angesehen?


Tanja Bauer: Ja also ich bin da einschlägig vorbelastet. Mein Vater war sozusagen ein Hobby-Rennfahrer, war früher mal Reifentester, er kommt aus Deutschland. Wenn ihn sein Vater in jungen Jahren unterstützt hätte, wäre vielleicht etwas aus ihm geworden. Ich war 1984 bei meinem ersten Grand Prix. Ich war auch immer dabei, wenn mein Vater ein Rennen gefahren ist.


Und selber auch schon mal gefahren?


Tanja Bauer: Das weniger. Ich habe Fahrerlehrgänge, Schleuderkurse gemacht.


Schon mal mitgefahren? Im Zweisitzer beispielsweise?


Tanja Bauer: Leider nicht. Ich hätte bei Minardi mitfahren können, habe aber leider arbeiten müssen. Ich bin aber mit Alex Wurz in einem GT-Boliden mitgefahren, oft auch schon mit DTM-Autos. Und Kart bin ich viel gefahren.


Die Teile 2, 3 und 4 finden Sie in der Navigation rechts.


>>> www.tanjabauer.com

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