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Letzte Runde in Monza

Eine Erinnerung an Leben und Erfolge des ersten österreichischen Motorrad-Weltmeisters, der 1954 beim Training zum 125er-WM-Lauf in Monza starb.

Manfred Wolf

Am Samstag, den 11. September 1954, kurz nach 9 Uhr morgens stürzt Rupert Hollaus beim Training zum 125-ccm-Motorrad-Weltmeisterschaftslauf in Monza in der zweiten Lesmokurve schwer. Trotz sofort eingeleiteter Rettungsmaßnahmen und anschließender Operation verstirbt der Niederösterreicher noch am Nachmittag desselben Tages. Sein Tod wühlt in Österreich die breite Öffentlichkeit auf und führt zum sofortigen Rückzug der Firma NSU aus dem Motorradrennsport.

Reaktionen, die nur allzu verständlich waren: Denn mit Rupert Hollaus verstarb niemand geringerer als Österreichs erster und einziger Motorradweltmeister – bis heute, sieht man vom WM-Titel von Heinz Kinigardner einmal ab, der seine Lorbeeren allerdings auf Motocross-Pisten einfuhr. In seiner letzten absolvierten Runde fuhr Hollaus noch einmal eine absolute Rekordzeit auf der High-Speed-Piste von Monza – bezeichnend für seine kurze, unglaublich erfolgreiche Karriere.

Kometenhafter Aufstieg

Hollaus war zu seiner Zeit der wohl schnellste, außergewöhnlichste Motorradfahrer, und er stieg innerhalb kürzester Zeit zu einem der größten Sportidole seiner Heimat auf. Die Geschichte von Rupert Hollaus und seiner Rennsport-Karriere nahm ihren Ausgang im niederösterreichischen Traisen. Dort hatte sein Vater eine Werkstätte, in der Hollaus Junior schon sehr früh eine Beziehung zu Motorrädern aufbauen konnte.

Ein weiterer Faktor war die Nähe zu St. Pölten. Dort hatten Motorradrennen in der Stadt sowie auf der Trabrennbahn Tradition und dort wohnte mit Alex Mayer ein bekannter Rennfahrer, der schon kurz nach dem Krieg eine der legendären Moto-Guzzi-Rennmaschinen sein eigen nennen konnte. 1950 begann Rupert Hollaus mit dieser ehemaligen Werksmaschine seine Laufbahn. Noch nicht ganz zwanzig Jahre alt, fuhr er zunächst Straßenrennen in Korneuburg, Stockerau und Gmünd und holte in der Juniorenklasse seinen ersten Sieg.

Im selben Jahr dann das erste Antreten beim Großen Preis von Österreich, damals in Feldkirch in Vorarlberg. Sowohl Vater Hollaus als auch Axel Mayer sind dabei immer an seiner Seite; und letzterer ist es auch, der das junge Talent bereits im zweiten Jahr seiner Karriere ins Ausland mitnimmt. Hollaus fährt hauptsächlich 125er, aber auch eine 350er Norton – und wo er auch auftaucht, ist er so gut wie immer der beste Privatfahrer - großartige Leistungen, die den NSU-Verantwortlichen nicht lange verborgen blieben.

Werksfahrer

Die Deutschen haben längst ein Auge auf Hollaus geworfen, als sie ihm am Ende der Saison 1953 die einmalige Chance geben, den letzten WM-Lauf der Saison mit einer Werksmaschine zu bestreiten. Der Niederösterreicher nützt die Gelegenheit und fährt mit der legendären NSU-Rennfox auf dem berühmt-berüchtigten Stadtkurs von Montjuich als Dritter über die Ziellinie – noch vor zahlreichen Werksfahrern! Eine Leistung, die ihn von einer Sekunde auf die andere zum NSU-Werksfahrer macht.

1954, Hollaus ist erst 24 Jahre alt, fährt er als „Rookie“ in einer Werksmannschaft mit großen Namen, unter anderem mit dem Doppelweltmeister Werner Haas. Doch der kleine, schmächtige Hollaus läßt sich von großen Namen nicht einschüchtern. Vielmehr beginnt er schon beim zweiten Rennen der Saison eine einzigartige Siegesserie, teilweise treibt er die Konkurrenten in Fehler und Stürze, teilweise ganz einfach in die Verzweiflung.

Sowohl in der 125er- als auch in der 250er-Klasse gewinnt er fast nach Belieben. Beim Großen Preis von Deutschland auf der Solitude kürt sich Rupert Hollaus vor über 400.000 Fans vorzeitig zum umjubelten Weltmeister in der 125-ccm-Klasse, bevor er den WM-Lauf in Bremgarten bestreitet: Im strömenden Regen nimmt er seinen schärfsten Verfolgern fast eine ganze Runde ab und siegt souverän – zum letzten Mal, denn als nächstes Rennen stand der Große Preis von Italien im königlichen Park von Monza auf dem Programm...

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