
Mercedes E 300 Bluetec - Neuvorstellung | 09.11.2007
Sauberer Diesel für Europa
Es geht auch ohne Harnstoff: Ab Anfang Dezember macht Mercedes-Benz seine Bluetec-Technologie seinen Kunden in Westeuropa zugänglich.
mid/ec
Zum Einsatz kommt der saubere Selbstzünder zunächst in der E-Klasse als Modell E 300. Hinter dieser Bezeichnung verbirgt sich der bekannte 3,0-Liter-Diesel aus dem Mercedes E 320 CDI, der weiterhin angeboten wird. Zur Verbrauchssenkung wurde die Leistung jedoch um zehn kW auf 155 kW/211 PS reduziert, ein spezielles Abgasreinigungssystem senkt zusätzlich den Schadstoffausstoß.
Österreich-Preise stehen noch nicht fest; in Deutschland liegt der Verkaufspreis für den E 300 Bluetec um knapp 1.200 Euro über dem des E 320 mit gleichem Motor, aber ohne die saubere Dieseltechnik.
Was ist Bluetec?
Durch den gleichzeitigen Einsatz eines Oxidationskatalysators, des Partikelfilters, eines NOx-Speicherkats und eines so genannten Selective Catalytic Reduction-(SCR)-Kats werden die Abgase so minimiert, dass die Grenzwerte der ab 2011 in Kraft tretenden Euro 5-Norm deutlich unterschritten werden. Mit weiteren Maßnahmen soll mit der Bluetec-Technologie nach Angaben des Herstellers sogar die erst ab 2015 in Kraft tretende Euro 6-Norm erreichbar sein.In den USA bietet Mercedes den E 300 Bluetec unter der Bezeichnung E 320 Bluetec bereits seit einem Jahr an. Im kommenden Jahr werden in der GL-, der M- und der R-Klasse drei weitere Modelle mit Bluetec-Motoren auf den Markt kommen. Um bei diesen schwereren Modellen die strengen US-Grenzwerte zu erreichen, muss jedoch zusätzlich eine Harnstoff-Einspritzung (Ad Blue) verwendet werden.
Technik, Praxis. Marktchancen
Das Bluetec-Konzept für die E-Klasse umfasst mehrere Schritte. Zunächst werden durch innermotorische Maßnahmen die Rohemissionen so weit wie möglich heruntergefahren. Dies geschieht durch Modifikationen an der Motorsteuerung, eine Reduzierung der Verdichtung, den Einsatz neuer Piezo-Injektoren, Optimierungen beim Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie sowie durch eine Optimierung der Abgasrückführung.Das System zur Abgasnachbehandlung besteht aus einem Oxidationskatalysator, der den Ausstoß von Kohlenmonoxid (CO) und unverbrannten Kohlenwasserstoffen (HC) reduziert. Dahinter folgt ein additivfreier Filter für die Rußpartikel. Im letzten Schritt werden die beim Dieselmotor stets problematischen Stickoxide durch die Kombination eines NOx-Speicherkats mit dem SCR-Kat um bis zu 80 Prozent reduziert.
Da das gesamte System ohne Harnstofftank auskommt, merkt der Fahrer von Bluetec nichts. Auch die leicht reduzierte Leistung des Motors fällt in der Praxis nicht ins Gewicht, zumal das Drehmoment erhalten geblieben ist.
Wie viele Käufer allerdings bereit sein werden, den Aufpreis für die Umwelt und einen eventuell besseren Wiederverkaufswert anzulegen, scheint derzeit schwer einschätzbar zu sein. Zumindest will Mercedes zu den Marktchancen des E 300 Bluetec in Europa derzeit keine Angaben machen.