ZWEIRAD

  • Motorline auf Facebook
  • Motorline auf Twitter

Urkraft aus Amerika

Eigentlich sind aller guten Dinge drei. Bei Harley-Davidson wird anders gezählt. Da sind aller guten Dinge 14, zumindest in der Softail-Reihe. Eines der aktuellsten Modelle unter den Softails ist die FXDR 114. Wir sind den "Power-Cruiser" ausgiebig gefahren.

Rainer Unruh / mid

Die Freundin sagt: "Auf der Maschine sitzt Du wie so ein richtiger Harley-Typ". Stimmt, kommt als Antwort. Wie sollte man auch anders sitzen auf dem Solositz der FXDR 114. Die Fußrasten sind weit nach vorne gelegt, der Lenker ebenfalls und schon ergibt sich für den Biker eine Klappmesser-Haltung. Bequem ist anders. Eigentlich sollte die FXDR 114 ja FXDR Destroyer heißen, wie beispielsweise die FLHR Road King heißt, aber Harley hat sich anders entschieden. Dabei hätte Destroyer wegen des martialischen Motors so gut gepasst.

Den Antrieb übernimmt ein weitgehend in schwarz gehaltener Milwaukee-Eight 114 mit 1.868 Kubikzentimeter Hubraum, Doppelzündung, zwei Ausgleichswellen, je vier Ventilen pro Zylinder und ölgekühltem Auslassbereich. Er wurde starr in den verwindungssteifen Softail-Rahmen integriert und entwickelt eine Leistung von 67 kW/91 PS sowie ein Drehmoment von 160 Nm bei 3.500 U/min.

Das Cruise Drive-Sechsganggetriebe und ein robuster Sekundär-Zahnriemen übertragen die Kraft aufs Hinterrad. Der Radstand beträgt lange 1.735 Millimeter. All das wirkt sehr kraftvoll, formschön, eben "Big America" und dementsprechend cool. Die Macher von Harley bezeichnen das Aussehen der Maschine als "muskulösen Performance Cruiser-Look".

Gut 300 Kilogramm bringt die FXDR 114 auf die Waage. Um das Gewicht ein wenig zu reduzieren - ohne die Harley-DNA zu verändern - haben die Ingenieure diverse Komponenten aus Verbundwerkstoff oder Leichtmetall gefertigt, wovon die Beschleunigung, das Handling und das Bremsverhalten profitieren.

So wiegt die Leichtmetallschwinge der FXDR 114 beispielsweise nur noch 6,25 Kilogramm, das bedeutet eine Gewichtsreduzierung um 4,62 Kilogramm oder 43 Prozent im Vergleich zu einer herkömmlichen, stählernen Softail-Schwinge für 240er-Hinterreifen.

Draufsetzen und lossprinten ist mit der FXDR 114 nicht einfach. Es braucht ein kleines "tete a tete" mit ihr. Startknopf gedrückt (Keyless Ignition System) und der mächtige Motor blubbert los, der Hintern vibriert. "Wo sind hier eigentlich die Fußrasten", fragt das Hirn. "Weit vorne", antworten die Füße und haben die Rasten schließlich gefunden. Dann das erste Einlenken in die Kurve, ganz schön schwierig die Anfangskilometer mit dieser Harley und das Gefühl: Die FXDR 114 ist kein "easy going Bike" - sondern ein selbstbewusster Captain America.

Großartig wird die Tour auf gerader Strecke durch die Urkraft und das sagenhafte Drehmoment. Die Beschleunigung aus den unteren Gängen ist vom Feinsten. Die FXDR 114 strahlt Dominanz und Souveränität aus. Auf Brandenburger Landstraßen zwischen den Feldern braucht es nicht viel, um sich wie im mittleren Westen der USA zu fühlen. Der Tacho im spartanisch kleinen LCD-Display zeigt 80, 90 oder 100 Kilometer pro Stunde an. Das ist Cruisen in seiner besten Form. Mit einem Motor, der immer bereit ist, noch eine Schippe draufzulegen, falls nötig.

Die Bremsen greifen sicher, das passt. Nur die Kurven bleiben nicht einfach zu meistern. Da ist viel Hintern und Hüftgefühl gefragt. Aber wer sie dann drauf hat, die perfekte Kurvenlage, kann sich über die größte Schräglagenfreiheit (34 Grad) einer Harley aus der Softail-Baureihe freuen. Hart ist hingegen das Fahrwerk. Der 130 Millimeter Federweg der vorderen Gabel ist straff gedämpft, hinten ist die 86 Millimeter Feder noch straffer und somit härter. Wer zu fetzig über Schlaglöcher und festen Asphalt fahren will, sollte sich schon einmal ein paar Stunden beim Physiotherapeuten buchen.

Die FXDR 114 ist wunderbar für Cruiser-Wochenend-Touren um die 200 Kilometer geeignet. Noch besser passt sie für die kurze Angeberfahrt vors Cafe oder den Biker-Treff. Da kann die Power-Cruiser der staunenden Gemeinde vorgeführt werden und da fällt sicher auch niemandem auf, dass die FXDR 114 - und das ist ein einziger Kritikpunkt an der Maschine - keine Traktionskontrolle hat. Aber wer braucht die schon, wenn er so ein cooles Bike für 24.595 (DE) bzw. 26.210 (AT) Euro sein Eigen nennen darf.

Technische Daten Harley-Davidson FXDR 114:
- Motor: Luft-/gekühlter Zweizylinder-Viertakt-45-Grad-V-Motor, zwei Ausgleichswellen, je eine untenliegende, kettengetriebene Nockenwelle, vier Ventile pro Zylinder
- Getriebe: Sechsganggetriebe
- Hubraum: 1.868 Kubikzentimeter
- Leistung: 67 kW/91 PS bei 4.500 U/min
- max. Drehmoment: 160 Nm bei 3.500 U/min
- Bremse vorne: zwei Scheibenbremsen, gelocht, Durchmesser 300 mm, Vierkolben-Festsattel
- Bremse hinten: eine Scheibenbremse, gelocht, Durchmesser 292 mm, Zweikolben-Schwimmsattel
- Reifen vorne: Scorcher 11 120/70 ZR 19 60W
- Reifen hinten: Scorcher 11 240/40 R18 79V
- Sitzhöhe: 720 mm
- Antrieb: Zahnriemen
- Tankinhalt: 18,5 Liter (3,8 Liter Reserve)
- Verbrauch: 4,9 l/100 km
- Trockengewicht: 303 kg
- Höchstgeschwindigkeit: 190 km/h
- Preis DE: ab 24.595 Euro
- Preis AT: ab 26.210 Euro

News aus anderen Motorline-Channels:

Weitere Artikel:

Misano wird zur Partyzone

Aprilia Allstars 2023: Vorschau

Aprilia ruft und alle kommen. Am 27. Mai wird die Rennstrecke von Misano zum Schauplatz der "Aprilia All Stars 2023", wofür der Veranstalter nicht nur die Präsenz der MotoGP- und Offroad-Piloten der Marke, sowie zahlreiche Shows und Testride-Möglichkeiten, sondern auch eine große Überraschung für den Corso beinhalten soll.

Streng limitiert und stolze 159.000 Euro teuer

Yamaha bringt R1 GYTR PRO 25th Anniversary Limited Edition

Zur Feier des 25-jährigen Jubiläums der R1 hat Yamaha eine exklusive Serie von 25 R1-Bikes aufbauen lassen, die angefangen beim Rahmen von Hand aufgebaut werden und mit der gesamten Palette der GYTR PRO Performance-Teile ausgestattet sind.

Der Mix aus matt und glänzend macht's

Piaggio präsentiert Deep-Black Special Edition-Serie

Ab sofort gibt es Piaggio Beverly 300, 400 und Piaggio MP3 300 im neuen, besonderen Outfit namens „Deep Black“. Der Clou daran ist die Kombination unterschiedlicher Schwarz-Töne für den besonderen Look in diesem Sommer.

Piaggio-Präsident und -CEO verstorben

Trauer um Roberto Colaninno

Roberto Colaninno, Präsident und CEO der Piaggio Group, gehörte zu den einflussreichsten Unternehmerpersönlichkeiten Italiens. Er wurde am 16. August 1943 in Mantua geboren und starb am 19. August 2023, nur drei Tage nach seinem 80. Geburtstag. Sein bewegtes Leben endete zu einer Zeit, an dem sich der Wert „seiner" an der Börse in Mailand notierten Piaggio Aktie auf höchstem Niveau konsolidiert hatte.

Saisonstart mit der neuen Vespa GTS

Der Frühling kommt, die Vespa ist schon da

Während lockere Kleidung und Sonnenbrillen endlich die Daunenmäntel und Wollmützen ablösen, feiert auch das „mobile La dolce vita“ wieder sein jährliches Comeback. Der Saisonbeginn für alle Zweirad-Fans steht an. Passend dazu wartet im Vespa-Schauraum die neue GTS-Modellfamilie des meistverkauften Zweirads Österreichs; für 2023 so schön und leistungsstark wie nie zu vor.